Vielseitig, riesig - anonym?

Im Bachelor-Studiengang "Deutsche Philologie" lernt man die Grundlagen der einzelnen Teildisziplinen der Germanistik kennen: Linguistik, Literatur und Sprache des Mittelalters, sowie neuere Deutsche Literaturwissenschaft. Alle drei Bereiche sind in der Grundlagen- und Aufbauphase gleichermaßen vertreten. Im Vertiefungsstudium konzentriert man sich dann auf eine dieser Disziplinen und schreibt in dieser dann auch seine Bachelorarbeit.
Schon allein der Fakt, dass im Basisstudium alle drei Teilbereiche abgedeckt werden, ist ein Vorteil, den nicht jede Universität zu bieten hat. So hat man einen weiten Blick über sein favorisiertes Fach hinaus.
Die wiss. Mitarbeiter_innen am Institut sind mir als sehr angenehm im Umgang, freundlich und zuvorkommend begegnet. Dennoch sind die Ansprüche sehr hoch, der Lektüreaufwand besonders im literaturw. Bereich ist immens (was eine(n) Literatur-Studierende(n) jedoch nicht abschrecken sollte).
Auch die Professor_innen sind kompetent, besonders die Literaturwissenschaftler sind mir hier positiv aufgefallen. Dennoch ist das Verhältnis zwischen Studierenden und Professor_innen wohl nicht so vertraulich, wie an kleineren Instituten. Kontaktaufnahme ist meist, selbst per E-Mail, nur über die Sekretär_innen erwünscht, was sicherlich auch berechtigte Gründe haben mag.
Zur NdL: In der Vertiefungsphase ist das Studium sehr vielseitig, es gibt i.d.R. -zig Seminare, zwischen denen man wählen kann, und die man am liebsten alle gleichzeitig belegen möchte. Trotzdem sollte man sich aus o.g. Gründen den Stundenplan nicht zu sehr vollstopfen.
Die Aufbauphase ist leider deutlich magerer: Hier ist die Gattungstheorie Schwerpunkt: Die Seminare heißen "Lyriktheorie", "Erzähltheorie" oder "Dramentheorie". Für Lehramtsstudenten sicherlich hilfreich, für Studierende der Literaturwissenschaft manchmal ein Ärgernis. Denn dieses Schubladendenken ist in der Forschung heftig umstritten. Ganz unbrauchbar ist es dennoch nicht.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten als Studierende(r) am Institutsleben teilzuhaben: Bspw. das studentische Café, studentische Vorlesungs- und Seminarreihen, der Institutstag, Kneipenabende etc. Dennoch werden diese Möglichkeiten leider nur von wenigen Studierenden genutzt, etwa 70% hocken mit ihren Smartphones im Seminar und warten darauf, dass sie die Anwesenheitsliste erreicht. Das ist bedauerlich, aber nachvollziehbar, da dieser große Studiengang natürlich erst einmal wie ein großer anonymer Haufen wirkt - wer allerdings Menschen kennen lernen will und die Gemeinschaft sucht, findet bei den o.g. Veranstaltungen immer Anschluss.
Und zum Schluss zu den Seminaren selbst: Wie an der FU üblich werden die Plätze für Seminare per Losverfahren zugeteilt. So wird vermieden, dass einzelne Seminare überfüllt sind: Manchmal sitzt man aber auch nur zu sechst in einem Seminar. Vorlesungen sind nie überfüllt. Die Organisation der Lehre findet über eine praktische Lernplattform, auf der Foren/Wikis/Blogs erstellt, Rundmails versendet oder Präsentationen/Textmaterialien eingesehen werden können.