Chemiestudium B.Sc Uni-Marburg

Ich habe 2 Semester an der Uni-Marburg studiert und bin anschließend auf eine FH gewechselt, da ich den Gedanken hatte (nach durchstöberung des Modulhandbuches), an einer FH mehr Zeit zum Lernen zu haben und mich auch mit Themengebieten besser vertraut machen zu können.

Ich sollte recht behalten!

Das Chemiestudium an der Uni-Marburg ist im großen und ganzen nur zu empfehlen.
Super nette Dozenten, die einem Mut machen und bei denen man das Gefühl hat, dass den Lehrpersonen etwas an den Studierenden liegt.
Die Doktoren und Doktoranden sind auf vielen Partys mit dabei und sogar die Profs.!

Ich muss sagen, dass ich ohne Vor-/Grundkenntnisse angefangen habe Chemie zu studieren.
Es ist halt ein harter Studiengang.
Ich kam vor 03 Uhr morgens nicht ins Bett, da ich noch Protokolle schreiben musste und die restliche Zeit fürs lernen draufging.
Das war aber nicht der Grund, weshalb ich auf ne FH gewechselt bin.

Ich hatte an der Uni-Marburg das Gefühl, dass ich eher für eine Klausur gelernt habe, statt den Stoff persönlich aufarbeiten und bearbeiten zu können. (Es liegt wahrscheinlich an diesem unuzumutbaren Bachelor-/Mastersystem an Hochschulen generell.)

Und da die Vorlesungszeiten an einer Universität nunmal kürzer sind als die an einer FH, hat man dementsprechend weniger Zeit sich mit den Gebieten vertraut zu machen.
Ein Beispiel: BF3 agiert als Lewis-Base. Das hatte ich in der Vorlesung aufgeschnappt und es war auch Klausurrelevant.
Weshalb es nun als Lewis-Base agiert wusste ich damals noch nicht und habe es dann einfach so auswendig gelernt.
Ich hatte auch keinen Anhaltspunkt wo ich hätte nachschauen können(Eigentlich auch typische Erstsemesterprobleme).

Jedoch habe ich später - als ich auf die FH gewechselt bin - die Zeit um Lernen, weshalb BF3 als Lewis-Säure agiert.

Es fehlt an der Uni-Marburg (oder generell an Universitäten), die Zeit um sich mit einem Thema ausgiebig zu befassen.
Das ganze war bei mir nichts anderes als Bulemielernen.
Das fand ich halt schade , da ich mich während meines Studiums in Marburg total in die Naturwissenschaft Chemie verliebt habe.

Jedoch muss ich sagen, dass ich in Marburg wesentlich mehr Bezug zur Praxis hatte als an der jetzigen FH.
Und durch den Praxisbezug in Marburg, konnte ich auch noch jede Menge durch das Praktikum lernen.
Wenn ichs mir recht überlege habe ich eigentlich alles nur durch das Praktikum gelernt.

Die Instrumente im Labor waren eher veraltet und unmodern.
Was aber gar nicht geschadet hat, denn man musste sich somit mit den Sachen auseinandersetzen um damit umgehen zu können.
Auf der FH haben wir modernere Instrumente. Aber ich denke, weil in Marburg alles eher sehr "veraltet" war, kam ich mit den Instrumenten auf der FH besser zurecht.
Viele mussten auch Versuche wiederholen. Und ich habe jeden Versuch auf anhieb bestanden.
Ich denke das habe ich einzig und allein meiner alten Uni zu verdanken.

Fazit: Ich würde das Studium in Marburg jedem weiterempfehlen, der in Chemie Vorkenntnisse mitbringt und nicht auf "Bulemielernen" angewiesen ist.
Bei meinem jetzigen Wissensstand könnte ich mir auch Vorstellen wieder zu wechseln, da ich jetzt über ein fundiertes Grundwissen verfüge, welches ich vorher nicht hatte und auch nicht die Zeit dazu hatte mir dieses anzueignen.

Was mir auch gut gefallen hat, waren die Mathe-Tutorien.
Dort hat der Dozent Rücksicht genommen und alles ausführlich erklärt.
Die Chemietutorien wurden eher "runtergeleiert".
Wahrsch. auch aus dem Grund, weil die meisten über Grundkenntnisse verfügten.

Die Uni-Marburg ist ne tolle Uni und ich vermisse Marburg unheimlich.
Aber zum Glück sieht man sich im Master wieder!

Viele Grüße!