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Erfahrungen eines Absolventen

Biomedizinische Chemie (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    5.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    1.0
  • Gesamtbewertung
    3.4
Nachdem ich hier viele Meinungen von Noch-Studenten gelesen habe, hier jemand, der den Studiengang abgeschlossen hat und tatsächlich einen Beruf gefunden hat, für den man die Studieninhalte braucht. Ich habe noch zu Diplom-Zeiten das Studium abgeschlossen und als einer der wenigen (ca. 8 von >200 Erstsemestern) das Studium in Regelstudienzeit abgeschlossen. Das Programm ist so schlecht organisiert (teils werden Klausuren einmal im Jahr angeboten), dass es nur mit einem ungeheuren Kraftaufwand möglich ist, das Studium in Regelstudienzeit abzuschliessen. Regelstudienzeit ist jedoch Grundvoraussetzungen für anerkannte Promotionsstipendien und für den späteren Arbeitgeber (die Industrie möchte keine Bummelanten, Minderleister oder unorganisierte Absolventen). Nachdem im ersten Semester kräftig gesiebt wurde, fingen die Kämpfe um Praktika-Plätze und Modulplätze an. Man kann sich auf einen ungeheuren Konkurrenzkampf gefasst machen, der nur zu gewinnen ist, wenn du TOP-Noten schreibst und deinen Mitstudenten nichts von irgendwelche Anmeldeformalitäten erzählst. Sonst bist du derjenige, der nichts ins Praktikum kommt und ein Semester mehr auf dem Buckel hat (Karrierekiller). Das macht es unmöglich, Teamplay zu lernen und Freundschaften aufzubauen, denn das Studium ist gelebte Konkurrenz (Leider!). Das Studium ist damit sicherlich nicht die schönste Zeit des Lebens, ich erinnere mich noch als mir meine Mitstudenten erzählt haben, dass Sie beim Arzt waren wegen Herzstolpern, Magenkrämpfen, Schlaflosigkeit.

Der Druck ist immens, du hoffst im Grunde jedes Semester, dass du in alle Praktika reinkommst und alle Klausuren möglichst gut bestehst, denn kein GUTES Unternehmen interessiert sich für einen Absolventen mit einem schlechten Abschluss (einem Master/Diplomzeugnis schlechter als 1,4. Die Karriereaussichten sind in der Branche dementsprechend mies, uns wurde noch erzählt, dass wir später mit HANDKUSS HÄNDERINGEND gesucht werden, das ist natürlich ein Märchen! Die meisten Absolventen suchen in der Chemie ca 6-12 Monate, kann man in den Nachrichten der Chemie nachlesen und entspricht meinen persönlichen Erfahrungen. Der Fokus des Studium ist es, Studenten für die pharmazeutische Wirkstoffforschung auszubilden, einem Feld, in dem seit Jahren keine Absolventen (ohne mehrjährige industrielle Berufserfahrung) mehr gesucht werden. Firmen machen sich die Pipeline voll, indem sie kleine Startups mit ihren Ideen aufkaufen oder ihre Forschung nach Indien/China outsourcen (Jahresgehalt eines Chemikers in Indien ca 10k USD per anno). Oder man kooperiert mit Hochschulen via Puplic Private Partnerships (=Doktoranden kochen sich ihre eignen späteren Stellen weg). Ich kenne eine Person, die mit diesem Studium tatsächlich in die Med Chem gekommen ist, der Rest der Absolventen ist: Postdoc (!), Postdoc (!!), angestellt bei Kleinstfirmen für ein Witzgehalt, für das man nicht studiert haben muss. Überlegt euch gut, ob ihr nach einem HARTEN Studium wirklich für 40k im Jahr Wasserproben analysieren wollt (dazu braucht ihr 99,9% des Studiums nicht, bzw nicht mal nen Studienabschluss), in der Quality arbeiten wollt (Idiotenjob für Akademiker, gut bezahlt aber das jhat ungefähr den gleichen Stellen wert als wenn man als BWLer bei einem Finanzdienstleister Versicherungen verkloppt) oder "kundennah" als Vertreter (Pharma, Laborgeräte, B2B) arbeiten möchtet. Dazu braucht ihr nicht so ein hartes Studium! Wer WIRKLICH den HERZENSWUNSCH hat Menschen mit Medikamenten bzw deren Entwicklugn zu helfen, der ist mit Pharmazie oder Medizin wirklich besser aufgehoben. Selbst wenn es dann in der pharmazeutischen Forschung nichts wird, so kann man immerhin noch in der Apotheke arbeiten oder als Arzt, der an einer Uniklinik so oder so Forschung machen MUSS.

Überlegt euch gut, ob ihr euch den Stress antut. Für einen Bruchteil der Absolventen war das Studium eine sinnvolle Entscheidung (hinsichtlich ihrer Karriere). Die schönste Zeit des Lebens, das ist es sicherlich nicht! Ihre Mitstudenten sind eure größten Konkurrenten und ansonsten hat man keinerlei Freizeit im Studium, wenn man alles in Regelstudienzeit absolvieren will. Deine Woche beginnt Montag morgen um 8 (ich hatte Semester, an denen zu diesem Zeitpunkt PARALLEL 2 relevante Lehrveranstaltungen für mich stattgefunden haben) und endet Sonntagabend mit dem bearbeiten eines Übungszettels oder dem Lernen für eine Klausur (im vierten Semester gab es früher jeden(!) Dienstag von 8-10 eine Klausur).

Überlegt euch, obs das Wert ist. Wenn ihr Glück habt, landet ihr wenigstens in einer Firma die Plastik macht oder arbeitet fachfremd für ein gutes Gehalt (Consulting), die allermeisten von euch werden jedoch fachfremd für wenig Geld arbeiten in einem Job, für den ein Studium nicht notwendig war. Ein anderer Teil wird ansonsten arbeitslos werden, Dauerpostdoc oder während oder nach der Promotion schwanger werden (und später halbtags in einem Sekretariat in der Uni arbeiten, zB als Studiengangsmanager, Projektkoordinator, Studienberater, im Prüfungssekretariat, als Gleichstellungsbeauftragte an der Uni oder sonstige Stellen, die für promovierte Frauen offengehalten werden ... achso, ich vergass noch die Umschulung zum Lehrer.... haben wir auch bei unseren Absolventen dabei...).

Ich hoffe das waren hilfreiche Vorschläge. Bitte fallt nicht auf die Karriereseiten von Unis herein und denkt KRITISCH und bitte bitte glaubt nicht den Träumerein von Studenten und Doktoranden, diese haben keinerlei Ahnung vom Arbeitsmarkt.
  • interessante Studieninhalte
  • katastrophale Organisation, keine Berufspersepktiven

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.9
Ariana , 02.05.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
4.1
Magali , 26.03.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
4.0
Miriam , 23.03.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
4.7
Martin , 20.03.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
4.1
Maximilian , 16.03.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
4.3
Hassnaa , 05.03.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
3.9
Amelie , 24.02.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
2.6
Faro , 19.02.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
2.6
Lisa , 19.01.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)
4.6
Cecilia , 10.01.2024 - Biomedizinische Chemie (B.Sc.)

Über Benjamin

  • Alter: 30-32
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studienbeginn: 2006
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Mainz
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 26.01.2016
  • Veröffentlicht am: 29.01.2016