Chaotisch und sehr dozentenfreundlich
Ich will nicht bestreiten, dass die Uni in Sachen Biochemie, Biophysik und in mikrobiologischen Fächern kompetent ist, leider fällt aber gefühlt alles andere hintenüber. Bereiche wie Verhaltensbiologie werden im gesamten Grundstudium genau 4 Stunden lang im 1. Semester kurz angerissen, um danach nie wieder vorzukommen, während nicht weniger als zwei ganze Semester auf die oben genannten Bereiche verwendet werden. Leider ändern sich die Dozenten beinahe jedes Jahr und damit sowohl die Lerninhalte als auch die Anforderungen von den Klausurinhalten bis zu dem, was als "aktive Mitarbeit" gewertet wird.
Die Dozenten selbst sind eine Nummer für sich. Entweder, sie sind sehr engagiert, kompetent, freundlich, oder sie beschweren sich darüber, dass "die Erstsemester immer dümmer" werden - und zwar direkt vor den besagten Erstsemestern. Insbesondere im ersten Semester sind die Anforderungen praktisch nicht erfüllbar - eine einzige Übung, die weniger als 5CP einbringen soll, verlangt nahezu die gesamte (Lern-)Aufmerksamkeit, während alles andere hintenüber fällt und dem eigentlichen Studienplan damit kaum Folge geleistet werden kann. Offenbar war es auch nicht möglich, sich innerhalb der Fakultät darauf zu einigen, ob man Vorlesungen denn nun in Zukunft hybrid durchführt oder nicht - manche streamen, manche nicht, und man sollte doch meinen, dass wenn das Equipment einmal im Hörsaal vorhanden ist, jeder in der Lage sein sollte, es zu bedienen?
Bei jedem der angesprochenen Dozentenwechsel ändert sich dann massiv, was überhaupt von den Studierenden verlangt wird - Antestate sind mal online, mal in Präsenz, mal soll ein Protokoll verfasst werden, im Jahr darauf dann wieder nicht (oder umgekehrt), mal gibt es diese und jene Kennarten (also Arten, die man "als Biologe kennen sollte") für die Bestimmklausur im 2. Semester, dann wieder nicht, und wer kein dauergesunder Übermensch ist, der alles im ersten Anlauf schafft, ist einfach nur gekniffen, weil sich zum nächsten Versuch ja sowohl Inhalte als auch Fragestellungen wieder komplett ändern können, und die Möglichkeit, mit guten Noten zu bestehen dadurch rapide abnimmt.
Der Fachschaftsrat wiederum rät einem ganz aktiv, "einfach irgendwie durchzuwurschteln, Noten sind doch egal" - überhaupt zeigt sich der FSR leider grenzwertig inkompetent bei der Vertretung studentischer Belange und dessen einziges Interesse scheint darin zu liegen, möglichst viele Grillpartys zu organisieren. Tritt man mit einem tatsächlichen Problem mit Dozenten o.ä. an den FSR heran, erhält man Antworten im Stile von "man muss auch für die Dozenten mal Verständnis haben". Kein Wunder, denn nahezu jeder im FSR arbeitet für die Fakultät - nicht im Sinne einer Verschwörung, sondern in Jobs als studentische Betreuer für Übungen usw., und dass man nicht den Ast absägt, auf dem man sitzt, macht natürlich Sinn... (Ich finde generell ein Unding, dass man sich von der Fakultät bezahlen lässt, mit den Dozenten auf Du geht und dann ernsthaft behauptet, man vertrete die Interessen der Studierendenschaft gegen die besagten Dozenten, aber da dieses Arrangement für die Fakultät wunderbar funktioniert, wird sich daran wohl nie etwas ändern.)
Natürlich gibt es das vom FSR organisierte "Semesterabschlussgespräch", in dem man ganz echt offen und ehrlich den Dozenten gegenüber mal Kritik äußern darf - da das Ganze nicht anonym stattfindet, tut das natürlich kaum jemand, denn immerhin ist man bei der Bewerbung für die Aufbau- und Spezialmodule auf das Wohlwollen der Dozenten angewiesen (!) und wenn man Pech hat wird man einfach nirgendwo zugelassen, aber man kann sich auf die Fahne schreiben, man hätte den Leuten ja immerhin die Möglichkeit gegeben, mehr kann man ja wohl nicht verlangen, nicht wahr.
Das Hauptstudium besteht dann aus den benannten Aufbau- und Spezialmodulen - theoretisch soll zunächst das eine, dann das andere absolviert werden. Die Aufbaumodule bestehen in der Regel aus wochenlangen, ganztägigen Blockveranstaltungen - wer also neben dem Studium arbeiten muss, kann in dieser Zeit entweder seinen Jahresurlaub dafür verwenden, sich einen Burnout-Therapeuten suchen oder von der Tafel leben. Den Studierenden soll mit diesen Modulen, die übrigens allesamt nicht benotet werden (was ich ungünstig finde - da hätte man zumindest theoretisch die Gelegenheit, in einem freiwillig gewählten Interessengebiet gute Noten zu erbringen, statt nur auf die durchgekloppten Bulimie-Lernsessions im Grundstudium reduziert zu werden) die Möglichkeit gegeben werden, einen eigenen Schwerpunkt zu setzen. In der Praxis sieht das so aus, dass ein oder zwei dieser Aufbaumodule völlig überlaufen sind und alle anderen so vor sich hin dümpeln. Da aber diese überlaufenen Module nicht aus dem mikrobiologischen Bereich kommen, ist es von Seiten der Fakultät völlig unmöglich, entsprechende Gelder in diese ja offensichtlich doch heiß begehrten Felder zu investieren und vielleicht das Angebot zu erweitern, um die Situation zu entzerren. Also wählt man einfach irgendwas, um ja auch innerhalb von 6 Semestern fertig zu werden, denn immerhin wurde einem vorher vier Semester lang klar gemacht, dass man [...] ist, wenn man nicht in Regelstudienzeit abschließt, und somit generell niemals einen Job finden wird. Die Spezialmodule wiederum sind Forschungsprojekte von Dozenten, für die man sich gesondert bewerben muss. Da die Teilnehmer von den Dozenten handverlesen werden, muss man bereits im A-Modul entsprechend kriechen und arbeitet am besten schon seit mehreren Semestern in einem Übungsbetreuerjob, ansonsten ist es Glückssache, ob man überhaupt einen Platz bekommt.
Ganz ehrlich: Hätte ich all das vorher gewusst, ich hätte mich niemals für diese Uni entschieden. Ich habe vor Studienantritt die Prüfungsordnung auswendig gelernt, mir verschiedene Unis angeguckt, mich informiert und umgehört - ich habe mich von der Fassade der RUB blenden lassen, aber kaum ist man "drin", sieht man ziemlich zügig den Lack wegbröckeln. Das Studium an sich interessiert mich und ich weiß, wo ich jobtechnisch hin will, dadurch kann ich mich gottseidank regelmäßig wieder motivieren, aber weiterempfehlen würde ich diesen speziellen Studiengang der RUB nicht, insbesondere nicht, wenn man frisch aus der Schule kommt und noch keine Ahnung vom Studieren und von den eigenen Rechten und Pflichten als Studierender hat.
Michael hat 19 Fragen aus unserer Umfrage beantwortet
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Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln finde ich sehr gut.Auch 91% meiner Kommilitonen beurteilen die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln als sehr gut.
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Ich freue mich, dass es viele organisierte Studentenpartys gibt.Auch 65% meiner Kommilitonen geben an, dass unsere Hochschule eine Partyhochburg ist.
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Ich bemängele die veraltete Ausstattung der Seminarräume und Hörsäle.58% meiner Kommilitonen sind der Meinung, dass die Ausstattung der Hochschule moderner sein könnte.
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Ich freue mich über Klimaanlagen in manchen Hörsälen.47% meiner Kommilitonen sind froh über die Klimaanlagen in den Hörsälen.
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Für mich war es schwierig, Anschluss in der Hochschule zu finden.für 50% meiner Kommilitonen war es sehr einfach, Anschluss zu finden.
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Ich sage, dass an dieser Hochschule kein Flirtfaktor vorhanden ist.54% meiner Kommilitonen bewerten den Flirtfaktor mit "ab und an geht was".
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Die Wohnungssuche war nicht ganz so einfach, aber ich habe etwas gefunden.45% meiner Kommilitonen empfanden die Wohnungssuche als ziemlich schwierig.
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Der Anspruch an die Studenten ist für mich genau richtig.52% meiner Kommilitonen sind der Ansicht, das Studium ist überfordernd.
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Für mich ist die Notenvergabe meist nicht nachvollziehbar.42% meiner Kommilitonen finden die Notenvergabe stets gerecht.
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Meine Berufsaussichten schätze ich grundsätzlich optimistisch ein.Auch 69% meiner Kommilitonen schätzen ihre Berufsaussichten optimistisch ein.
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Nur in Ausnahmefällen werden Vorlesungen bei uns abgesagt.Auch 92% meiner Kommilitonen sagen, dass nur in Ausnahmefällen Vorlesungen abgesagt werden.
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Das Lernpensum bezeichne ich als sehr hoch.Auch 81% meiner Kommilitonen bezeichnen das Lernpensum als sehr hoch.
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Ich fühle mich während des Studiums alleingelassen.für 47% meiner Kommilitonen ist die Betreuung während des Studiums ok.
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Für mich ist der Studienverlauf ein komplettes Chaos.46% meiner Kommilitonen finden, dass der Studienverlauf perfekt geplant ist.
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Die Erreichbarkeit der Studiengangsleitung berurteile ich mittelmäßig.60% meiner Kommilitonen beurteilen die Erreichbarkeit der Studiengangsleitung als sehr gut.
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Ich habe es noch nie miterlebt, dass Ausländer an meiner Hochschule diskriminiert wurden.Auch 89% meiner Kommilitonen haben es noch nie miterlebt, dass Ausländer an ihrer Hochschule diskriminiert wurden.
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Die Studienplatzvergabe empfand ich als gerecht.Auch 81% meiner Kommilitonen empfanden die Studienplatzvergabe als gerecht.
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An unserer Hochschule gibt es meiner Meinung nach nicht genug Orte zum Lernen.63% meiner Kommilitonen bestätigen, dass es genug Orte in der Hochschule gibt um in Ruhe zu lernen.
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Ich habe kein Auslandssemester absolviert oder geplant.Auch 79% meiner Kommilitonen haben kein Auslandssemester absolviert oder geplant.