Dozenten okay, mäßig gute Lernveranstaltungen

Amerikastudien (American Studies) (B.A.)

  • Studieninhalte
    1.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    3.0
  • Literaturzugang
    2.0
  • Gesamtbewertung
    2.5
Zum Positiven: Leipzig ist eine schöne Stadt, die Geist-wiss-fakultät ist sehr schön gelegen, direkt gegenüber der Uni-Bibo ein einem schönen Viertel.
Die Dozenten erschienen größtenteils nett. Ausnahmen gibt es, aber im Vergleich zu anderen Unis und anderen Fächern (von denen ich einige kennengelernt habe im Nebenfach), sind die Dozenten überdurchschnittlich angenehm. Insgesamt der Dozenten-Stil in American Studies deutlich "amerikanischer", also netter, kommunikativer und weniger hierarchisch als dies (in meinen Augen) in English Studies oder auch in der Germanistik der Fall ist, wo eher etwas "verschulter" und hierarchischer vorgegangen wird. So entstand oft eine gute Atmosphäre.
Im Studium wird wenig Wert gelegt auf "Faktenwissen". Es geht den Dozenten eher um Verstehen, Durchdenken. Das hat zur Folge, dass oft Texte besprochen werden, und man sich das Schulische "spart" und gleich zur Interpretation schreitet. Das hat Vorteile. Etwa werden viele Texte kulturell, politisch etc eingeordnet.
Ich muss aber sagen, dass im Studium eine gewaltige Lücke klafft. In der Literatur etwa findet so etwas wie Textanalyse, welche ich aus der Germanistik kenne, überhaupt nicht statt. Ein "close reading", ein wirkliches Durcharbeiten von Literatur fällt so leider völlig weg. Aus der Germanistik erinnere ich mich, in Seminaren durch genaue Analyse durch den Dozenten einige Strukturen und Zusammenhänge verstanden zu haben und so wirkliche "gelernt" zu haben. In American Studies finden solche Analyse leider nicht statt. Es geht nicht darum, wie ein Text funktioniert. Sondern darum, was er kulturell, politisch etc für eine Bedeutung hat.
Ich empfehle denjenigen, die überlegen, hier zu studieren, einmal die Dozenten der Fakultät und deren wissenschaftliche Artikel durchzuschauen. Das, was dort steht, sind GENAU die Interessen der Dozenten und das, was in den Seminaren bearbeitet wird. Wer glaubt, so etwas wie einen guten Überblick, eine gute Einführung, eine gute Textanalyse und Instrumente zum Durcharbeiten hier gelehrt zu bekommen - dem kann ich nur raten, hier nicht zu studieren, oder etwas "Traditionelleres" wie Germanistik zu versuchen, wo auf solche Dinge mehr im Fokus stehen.
In einigen Fällen, insbesondere beim Besprechen gewisser Bewegungen wie Postmoderne, versuchen die Dozenten angenehmerweise, die Studenten selbst denken zu lassen. Hier muss ich aber sagen, dass sich hier oft eine unerträgliche, schier überbordende Frustration einstellt. Es ist schleierhaft, wieso einige Dozenten ihre Seminare komplett entgleiten lassen, sodass letztlich 90 Minuten ohne roten Fader jeglicher Art schlicht im Nebel herumgestochert wird, ohne dass der Dozent der Sache eine gewisse Richtung gibt. Ein lockerer Stil ist angenehm, mitunter schießt man, so muss ich leider sagen, hier aber übers Ziel hinaus.
Thematisch ist auffällig, dass auch die Seminare nicht "allgemeine" Seminare sind, in denen wichtige Literaten analysiert werden. Die Seminarthemen sind im Grunde sehr ähnlich zu den Themen der wiss. Artikel der Dozenten (wie in jedem Studiengang natürlich). Es geht um Vampire, Zombies, Datensammlung und man findet mehr Fokus auf Fernseh-Serien oder kaum bekannten, "irrelevanten" Schriftstellern als auf den großen Figuren. So etwas wie in Germanistik, wo meinetwegen Fontane, Kafka und Rilke besprochen werden gibt es hier nicht im Äquivalent. Was schade ist. Denn man geht ja an die Uni, um am Wissen der Dozenten Teil zu haben, um deren über Jahrzehnte gewonnen Einsichten zu nutzen für das eigene Verstehen des Fachs. Ich muss leider sagen, dass hier nichts derartiges stattfindet.
Dieser Fokus auf absurden Randgebieten des Fachs macht auf natürlich die Recherche in der Bibliothek etc schwer, wo eher Bücher über Hemingway und Thomas Pynchon anzutreffen sind. Ich kann nicht sagen, dass mir die Bibliothek irgendwann wirklich geholfen hat. Zumeist konzentriert man sich auf Online-Artikel, Online-Bücher etc.
Mit Bezug auf die Politik- und Geschichtswissenschaften ("Society, History, Politics" und andere Seminare), hatte ich das Vergnügen unter Prof G. die Uni zu besuchen, welcher nun leider verstorben ist. Die meisten anderen Seminare waren wohl organisiert und ich muss sehr positiv hervorheben, dass die damaligen Dozenten sehr offen waren, in ihren "Office Hours" Fragen zu beantworten und generell gemeinsam zu philosophieren, Grundfragen zu erörtern etc. Dies variiert natürlich von Person zu Person. Die Größtenteils sehr junge Fakultät erschien mir aber immer aufgeschlossen und bereit für ein Gespräch. Wer die office hours nutzt, kann eigentlich mit einem guten Dialog rechnen.
EINE WICHTIGE SACHE: in American Studies werden IN JEDEM SEMINAR pro Semester 3 VORARBEITEN VOR DEN PRÜFUNGEN verlangt. Das heißt: 3 Module pro Semester. Das macht meinetwegen 3 Vorlesungen (ohne Vorarbeiten), und 6 Seminare. Das heißt: 6 Seminare x 3 Vorarbeiten. Sind 18 Vorarbeiten, die im Grunde als Hausaufgaben zu betrachten sind. Manchmal sind diese klein, und eher formal. Manchmal aber arbeitsintensiv und unglaublich stressig. Das hängt völlig vom Dozenten ab. Wer das nicht möchte, sollte einfach English Studies studieren, wo dies nicht der Fall ist. Texte lesen und Vorlesungen besuchen allein sind schon ein Vollzeitjob. Diese Vorarbeiten sind zwar manchmal "Vorstufen", die letztlich zur Hausarbeit führen und daher nicht "verschwendete Zeit". Des Öfteren sind sie aber aber genau das: eine eher unnütze Arbeit, die das ohnehin anstrengende Studium mit zusätzlichen Deadline überflutet. All das gibt es in Englisch, Germanistik und auch in Geschichte, Philosophie etc. in diesem Maße nicht.
Ein weiterer Nachteil ist, dass diese Hausaufgaben teilweise schon nach der ERSTEN Stunde gegeben werden. Sollte jemand diese erste Stunde verpassen oder das Modul wechseln (was vorkommt), entstehen unnötige Probleme. Da offiziell ein Nicht-Bestehen der Vorarbeiten das Ende des Moduls bedeutet. Es ist schon vorgekommen, das Mitstudierende längere Diskussionen durchstehen mussten, weil sie eine Vorarbeit aus diesem oder anderen verständlichen Gründen nicht einreichen konnten. All dies ist unnötig. Es verschlechtert die Studienatmosphäre sehr, da der Fokus weniger auf Lernen, sondern sofort auf das Abliefern von Leistung gerichtet wird. Und es verschlechtert das Verhältnis zu den Dozenten, welche sofort als "Prüfer" agieren, und dass nach der ersten oder zweiten Stunde, wo ja noch gar nichts Relevantes besprochen wurde.
Ein positiver Aspekt des Studiums in Leipzig generell ist aber, dass man, wenn man möchte, ein Nebenfach wählen kann. Oder aber: das Nebenstudium spontan von Semester zu Semester organisieren kann. Eine, wie ich finde, wunderbare Art des Studierens. Wer wild entschlossen ist, Amerikanistik zu studieren, für den kann dies ein guter Grund sein, eher in Leipzig zu studieren.
Abschließend noch: die Räume in der fünften Etage mit weiten Glasfassaden sind wunderbar. Aber im Sommer sind sie arg überhitzt. Das sollte man wissen. Man wird brutzeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Politik- und Geschichte sind in American Studies weit "traditioneller" und man lernt tatsächlich viel mehr als im kulturellen, literarischen Bereich, welcher in meinen Augen völlig übers Ziel hinausschießt und im Grunde keine "normale" Literaturwissenschaft betreibt, wie man diese aus Germanistik (und teilweise Anglistik) kennt. Man sollte sich keine Illusionen machen: wer auf dem Gymnasium aufgepasst hat, lernt hier fast nichts über Literatur.
..aber die Dozenten sind angenehm. Die Gebäude sind hervorragend (aber überhitzt), Bibo ist direkt gegenüber. Die Vorarbeiten in den Seminaren sind leider unnütz und wegen der deadlines nur Stress.
Wer unbedingt American Studies studieren will, sollte ernsthaft nach Alternativen suchen. Wer flexibel in der Studienwahl ist, sollte vielleicht Englisch (weniger Fokus auf Politik als Unterschied) oder Germanistik (traditionell, "man lernt richtig was") studieren. Mir schmerzt dieses negative Urteil, da ich im Studium viele sehr angenehme Dozenten, Professoren und Studenten getroffen habe und die Zeit des Studiums insgesamt eine positive Zeit des Aufbruchs war. Aber es wäre schlicht gelogen, nicht die doch deutlichen Nachteile dieses Studiengangs anzuführen.
  • Dozenten okay, Gebäude okay, Leipzig als Stadt okay
  • Lerninhalte überzeugen nicht, kein "organisiertes" Lernen, kaum "geteiltes Wissen" durch die Seminarleiter

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.0
Juna , 30.11.2023 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
4.0
Abdulkhaliq , 16.08.2023 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
4.1
J. , 19.11.2022 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
3.6
Mayke , 23.10.2022 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
4.0
Charlotte , 22.03.2022 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
3.3
Sarah , 08.07.2021 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
4.5
Joanna , 30.05.2021 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
2.9
Stefanie , 26.05.2020 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
4.3
Louise , 13.04.2019 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)
4.7
Anne , 06.02.2019 - Amerikastudien (American Studies) (B.A.)

Über Karoline

  • Alter: 27-29
  • Geschlecht: Weiblich
  • Studienbeginn: 2016
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Leipzig
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 05.09.2023
  • Veröffentlicht am: 05.09.2023