Ich bereue absolut nichts

Bevor ich bei hochschulstart meine Wunschuni auswählen durfte bzw. musste, hab ich mich monatelang durch den Informationsjungel des Internets gekämpft und habe nahezu jede Uni im Süden Deuschlands besucht. Von Heidelberg und Frankfurt bis München. Auch wenn ich großes Interesse an einer Großsstadt hatte, entschied ich mich für Ulm. (obwohl Ulm eigentlich auch schon einen Großstadt ist).

Da meine Abinote dementsprechend gut war, konnte ich mir diesen Luxus erlauben und mir die passende Uni aussuchen. Andere haben "nicht das Glück" und landen dann einfach zufällig in Ulm, weil Ulm relativ zum Platzangebot wenige Studenten anzieht. Obwohl ich diese Tatsache nicht ganz nachvollziehen kann ...

Zur Uni:
Ulm als die beste Junguniversität Deutschlands und Platz 16 weltweit, bietet seinen Studenten wohl eine der besten Vorkliniken im Land.
Das Engagement der meisten Professoren sucht seinesgleichen. Man wird exzellent für die Klausuren und für das Physikum vorbereitet. Ulm liegt laut IMPP beim Pysikum 2015 deshalb auch sehr knapp (0,01%) hinter Heidelberg auf Platz 2 und im Fach Antamomie sogar auf Platz 1.

Natürlich ist Ulm keine Eliteuni ... das liegt aber eher daran, dass Ulm nicht schon über 20 Nobelpreisträger in ihrer kurzen Zeit hervorbringen konnte, deren Veröffentlichungen und die daraus resultierenden Zitierungen in folgenden Publikationen maßgebend für diese Auszeichnung sind.

Wenn einem die Forschung für die spätere Laufbahn wichtig sein sollte, dann ist er/sie in Ulm sehr gut aufgehoben. Ulm genießt einen international sehr guten Ruf und ist lange nicht so unbekannt, wie bei vielen angehenden Medizinstudenten. Und in Zukunft kann man sicherlich noch viel von der Uni Ulm erwarten.

Die Lage ist aber etwas gewöhnungsbedürftig. Die Uni und ein Großteil der Uniklinik liegen am Eselsberg, umgeben von Wald. Das Gute daran ist, dass es eine Campus-Uni ist und man alle Hörsääle und Räumlichkeiten, die man so benötigt, an einem Fleck hat und alles sehr gut zu Fuß erreichbar ist. Die Mensa ist mehr als akzeptabel (im vergleich zu anderen Unis) und es gibt mehrere Cafes, ein Bistro, eine Burger-Bar und ein gigantisches Sportangebot (von Segeln bis Bouldern ist alles dabei)

Von außen wirkt die Uni sehr unscheinbar und etwas trist. Ist ja auch nicht mehr die jüngste. Innen ist die Uni eigentlich sehr interessant "konstruiert". Ähnlich der Ulmer Innenstadt treffen Moderne und in diesem Fall 60iger Jahre Stil aufeinander. Mitten in der Uni gibt es ein sehr modernens und durchdachtes Lernforum mit anatomischen Präparaten und abgefahrener Kunst. Außerdem bietet die Uni auch das Theatrum Anatomicum, einen Demo-OP-Saal, in dem das ein oder andere Mal eine Live-OP stattfindet (z.B. während des Präp-Kurses im dritten Semester).

Die Uni ist also alles andere als Marode! Deshalb kann ich einer meiner Vorrednerin ganz und gar nicht zustimmen.

Ja, sie ist etwas älter, aber die modernen Gebäude, die sehr gute technische Ausstattung, das Forum, die Bibliothek und das Theatrum Anatomicum kompensieren die architektonischen Fauxpas der damaligen Zeit auf jeden Fall.

Zur Stadt:
Man muss diese Stadt einfach lieben. Sie ist nicht zu klein und nicht zu groß und bietet für ihre Größe reichlich viel.
Ulm ist wohl eine der kontrastreichesten Städte, die ich je gesehen habe und ich reise wirklich sehr gerne und viel. Auf der einen Seite gibt es den modernen Stadtkern mit der größten Kirche der Welt und eine gigantische Glaspyramide (Bibliothek), auf der anderen Seite das Fischerviertel mit seinen Pflastersteinwegen und vielen urigen Lokalen und Restaurants. Gleich nebenan die Donau und genügend Grünflächen für entspannte Sommerabende.
Der öffentliche Nahverkehr ist extrem gut ausgebaut und wird stetig erweitert und verbessert (Im Moment wir eine neue Straßenbahnlinie zur Uni gebaut).

Ich könnte noch stundenlang weiterschreiben, aber man findet ja alles über Ulm und die Uni im Internet. Ein Besuch und das Medizinstudium in Ulm lohnen sich auf jeden Fall. Ich bereue es nicht, dass ich mich gegen die anderen Unis und für diese Stadt entschieden habe.



Etwas möchte ich aber noch klarstellen, weil ich es schon so oft von Kommilitonen gehört habe:
Ein Studium in einer pseudoelitären Universität hat keinerlei Auswirkungen auf euer zukünftiges Leben. Wir schreiben ja alle das gleiche Examen. Und wenn man sich für eine Assistenzarztstelle bewirbt und mit 20 anderen konkuriert, dann wird man nicht auf den Namen der Uni sonder auf die Examensnote schaun, wenn überhaupt mal auf die Note gschaut wird. (Der Luxus des Medizinstudiums ... hauptsache bestehen)

Aber ich denke, dass diese Tatsache trotzdem bei vielen eine Rolle spielt. Solche Mythen, die von frustrierten Abiturienten in die Welt gesetzt werden, geben Unis wie Ulm keine wirkliche Chance, weil sich nur wenige die Mühe machen, um im Internet auch mal nach Unis zu suchen, die nicht schon hunderte Jahre alt sind und ihre beste Zeit nicht schon hinter sich haben.

Denn wie ich schon geschrieben habe gehört Ulm, auch wenn bei Schülern und anderen Studenten nicht sehr bekannt, in der Forschung und in der Lehre zu den besten Unis in Deutschland.

Etwas Gutes hat es dennoch. Wenn man sich für Ulm entscheidet, dann benötigt man noch keinen 1,0 Schnitt, um in Ulm angenommen zu werden.

Wenn ihr also nach der passenden Uni sucht, dann lasst euch nicht von substanzlosem Gewäsch, welches von planlosen Abiturienten oder Studenten abgesondert wird, beeinflussen. Besucht die Städte, die für euch in Frage kommen könnten und in denen ihr die nächsten 6 Jahre leben wollen würdet. Im Endeffekt kommt man an jeder Uni ans Ziel. Ich kann euch dafür wärmstens Ulm empfehlen!

Und an die, die nicht "freiwillig" in Ulm studieren bzw. studieren werden:
Lasst euch darauf ein und seid froh, in Ulm gelandet zu sein bzw. in Zukunft hier studieren zu dürfen. Ihr bekommt eine super Ausbildung in einer wunderschönen Stadt mit einer bemühten Uni, die jedem aus der Vorklinik nach bestandenem Physikum einen Platz in der Klinik garantieren kann.