Hohe Anforderungen

Rechtspfleger (Diplom)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    2.0
  • Ausstattung
    5.0
  • Organisation
    3.0
  • Literaturzugang
    1.0
  • Digitales Studieren
    2.0
  • Gesamtbewertung
    2.7
Das Rechtspflegestudium am Standort Schwetzingen hat es wirklich in sich.

Vorab: wer mit enormem Prüfungsstress, hohen Anforderungen und wenig Mitspracherecht nicht umgehen kann, sollte einen großen Bogen um dieses Studium machen.

Das Studium ist in drei Blöcke aufgeteilt, Studium I, das Praxisjahr und Studium II. Um für das Praxisjahr zugelassen zu werden muss ein bestimmter (relativ niedriger) Notendurchschnitt erreicht werden. Alle Klausuren und sonstigen Leistungen die in diesem Studium erbracht wurden zählen jedoch nach dem ersten Studienjahr nichts mehr. Am Ende kommt es nur auf die Durchschnittsnote im schriftlichen und mündlichen Examen an.

Es werden innerhalb von maximal 2 Wochen 7 Diplomprüfungen geschrieben, sodass es auch vorkommen kann dass an drei aufeinanderfolgenden Tagen Prüfungen anstehen. Eine Wiederholungsmöglichkeit für einzelne Prüfungen besteht nicht. Ist man krank oder hat einen schlechten Tag erwischt hat man „Pech gehabt“ und muss das letzte Studienjahr komplett wiederholen.

Die Anforderungen an die Studierenden und der Druck von oben sind immens. Immer wieder wird bekannt, dass die psychologischen Beratungsstellen im Umkreis fast vollends mit Studierenden der FH Schwetzingen ausgelastet sind. Von der Hochschule wird dies nicht kommentiert.

Das Problem, dass sich die Studierenden mit der Masse an Lernstoff und der Kürze der Zeit völlig überfordert fühlen besteht schon seit Jahren. Eine Besserung der Verhältnisse ist nicht in Sicht.

Viele halten dem Druck nicht stand und brechen vor dem Examen ab, dann werden im Regelfall die Bezüge abzüglich eines Selbstbehalts zurückgefordert. Bricht man also nicht direkt am Anfang ab steht man mit einer völlig malträtierten Psyche vor einer riesigen Geldsumme die zu zahlen ist.

In den Vorlesungen besteht Anwesenheitspflicht und es wird stetig aktive Mitarbeit gefordert. Neben den Klausuren wird auch die mündliche Beteiligung benotet. Es ist keine Seltenheit, dass Studierende wie in der Schule aufgerufen, abgefragt und bei Nichtwissen gar bloßgestellt werden.

Es gibt Hausaufgaben und vor Allem in Studium II Unmengen an Fällen die neben der Nacharbeit zuhause vorbereitet werden müssen. Das Studium ist auf jeden Fall ein „full time job“, für Freunde, Familie und Hobbies bleibt abgesehen von der etwas entspannteren Praxisphase wenig bis keine Zeit übrig.

Schnell wird deutlich, dass die Dozierenden über keine pädagogischen Kenntnisse verfügen (was in anderen Studiengängen im Regelfall auch nicht erforderlich ist). Da die Masse an Stoff und die Anforderungen aber stetig nur steigen und die Studierenden dadurch teilweise enorm psychisch belastet sind ist meiner Meinung nach gerade in diesem Studium ein Umdenken erforderlich.

Das Examen findet meist im Juni/Juli statt, wenige Wochen darauf ist eine Diplomarbeit zu fertigen, welche auch präsentiert werden muss. Im August hat man frei. Ab September wird man dann einem Gericht zugeteilt und muss arbeiten, wobei zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher ist, ob diese Stelle auch die die endgültige Zuweisung sein wird oder ob man überhaupt bestanden hat.

Die Prüfungsergebnisse werden erst Mitte/Ende September bekannt gemacht. Mit den Ergebnissen kommt dann auch direkt die Ladung zur mündlichen Prüfung. Endgültige Sicherheit über das Bestehen/Nichtbestehen hat man also erst nach der mündlichen Prüfung, die im Regelfall im Oktober stattfindet. Ab 1. November beginnt dann das eigentliche Arbeitsleben an der zugewiesenen Behörde.

Ich habe mich an dieser Hochschule nie wohlgefühlt. Die Lernatmosphäre und der generelle Umgang mit den Studierenden ist geprägt von Zukunftsängsten und stetigem Leistungsdruck. Die Studienzeit waren mit Abstand die schlimmste Zeit die ich je durchgemacht habe.

Trotz allem habe ich das Studium bestanden, wobei mein Durchhaltevermögen einzig und allein daher stammt, dass ich mich von Anfang an in dem Job als Rechtspfleger gesehen habe. Ist man sich also nicht sicher, ob man langfristig Rechtspfleger sein möchte oder ob es das Richtige für einen ist, wird es irgendwann an Motivation fehlen sich durch diese Zeit zu quälen.

Es besteht ein riesiger Bedarf an Rechtspflegern. Sollte sich an den Verhältnissen im Studium auch die nächsten Jahre nichts ändern werden diese Stellen wohl selbstverschuldet unbesetzt bleiben.

Ich rate jedem der sich für das Rechtspflegestudium interessiert im Vorfeld ernstlich und ganz bewusst darüber nachzudenken, ob man mental stabil genug ist sich diesem Stress langfristig auszusetzen. Kein Studium dieser Welt ist es wert seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.6
Anna , 20.04.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
4.1
Kim , 28.03.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
4.4
Mel , 12.03.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
3.9
Laura , 13.02.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
3.4
Lea , 13.02.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
3.4
Amy , 04.02.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
4.4
Angelina , 22.01.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
4.7
Jana , 19.01.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
3.9
Lucy , 16.11.2023 - Rechtspfleger (Diplom)
3.3
Katharine , 15.11.2023 - Rechtspfleger (Diplom)

Über R.

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 6 Semester
  • Studienbeginn: 2019
  • Studienform: Duales Studium
  • Standort: Standort Schwetzingen
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 07.01.2023
  • Veröffentlicht am: 07.01.2023