Extrem schwankend

Der Studiengang kann mit einem Wort zusammengefasst werden: Unkonstant!
In manchen Veranstaltungen wird sich richtig Mühe gegeben, die Inhalte und vorallem Rechnungen nachvollziehbar mit allen Zwischenschritten zu präsentieren - in anderen Vorlesungen wird man mit Formeln erschlagen, in denen hundert Schritte übersprungen werden. In "Theoretische Physik" wurde uns z.b. von vorne erklärt was ein Vektor ist, wie man sie addiert, welche Bedeutung er hat usw. - während wir in Mathematik direkt am ersten Tag mit Untermannigfaltigkeiten im R^n konfrontiert wurden. Oft ist es auch so, dass das Niveau von Dozent zu Dozent variiert - so müssen wir aktuell in einem Modul den Levi Civita Tensor anwenden, den unser Tutor noch nie gehört hat, weil er die entsprechende Vorlesung damals bei einem anderen Dozenten belegt hat.

Nicht selten schwankt das Niveau auch innerhalb einer Veranstaltung. So sind manche Vorlesungen eher lustige Märchenstunde mit vorgeführten Experimenten und in den zugehörigen Übungsblättern wird man dann mit Rechungen konfrontiert, die man in der Vorlesung gar nicht hatte. Im ersten Semester mussten wir bspw. direkt in der ersten Woche partielle Integration bilden und erst zwei Wochen später wurde in der Vorlesung überhaupt der Begriff des integrals eingeführt.

Oft wissen die Dozenten selbst gar nicht, was genau in den Übungsblättern gemacht wird, da diese meist von den Assistenten gemacht werden und die Vorlesung somit letztlich wenig mit den Übungsblättern zu tun hat. Diese sind im Studiengang übrigens verpflichtend - wenn man nicht mindestens 50 % der Aufgaben über das Semester hinweg richtig gelöst hat, darf man die Klausuren nicht mitschreiben. Es ist also sehr zeitaufreibend.

Einige kritisieren in ihren vorherigen Bewertungen ja, dass viel mit Kreide und Tafel gearbeitet wird. Find ich persönlich aber besser als einfach nur irgendwelche Folienpräsentationen abzulesen. Das Physikgebäude ist schön und wirkt mit seinen vielen Ecken schon fast wie ein kleiner eigener Mini-Campus. Es gibt auch viele Möglichkeiten zum Gruppenlernen - denn ohne Lerngruppe seid ihr in diesem Studiengang verloren.

Es gibt auch Praktika zu den Experimentalphysik-Vorlesungen, in denen die Versuche selbstständig durchgeführt werden. Allerdings scheinen die Plätze begrenzt zu sein. Ich bin jetzt im 4. Semester und bisher noch nie reingekommen (eine Kommilitonin im 3. Semester hingegen ist schon mit allen Anfängerpraktika durch).

Also ich würde es jedem empfehlen, der eine hohe Frustrationsgrenze hat und auch bereit ist, sich durch Vorlesungen zu quälen, in denen er kein Wort versteht und alles von der Pike auf nacharbeiten muss. Wie uns am Einführungstag gesagt wurde: "Ihr werdet euch oft sehr sehr dumm vorkommen, aber es wird im Laufe der Zeit immer besser und besser".