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Offiziell ein B.Sc., aber ...

Media Systems (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    2.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    1.0
  • Gesamtbewertung
    2.5
Gleich vorweg: Für einige Leute ist dieser Studiengang perfekt, denn wo ihr in anderen Studiengängen kaum wisst, wo euch der Kopf steht, bleibt hier oft viel Zeit für eigene Ideen, denn die Anforderungen sind im Verhältnis zu anderen B.Sc.-Studiengängen (gerade mit hohem Informatikanteil) echt niedrig. Klar, ihr müsst programmieren, schließlich ist Media Systems sowas wie Medieninformatik an der HAW, aber die meisten Grundlagen werden hier ziemlich schnell durchgebügelt. Wer also die Veranstaltungen im ersten Semester z.B. in Angewandte Informatik gerade so bestanden hat, der braucht hier in den ersten zwei Semestern kaum was zu lernen. Besonders schick sind dann die Gestaltungsfächer: Da gibts Profs, bei denen die 2,0 schon das schlechteste sind. Das bügelt dann die 4,0 in Mathe ganz schnell wieder aus. Und wenn du dich in irgend einem Fach (außer Mathe) wirklich schwer tust, dann hilft dir hier noch folgender Tipp: Such dir ein paar andere Leute, denen es auch so geht und steht regelmäßig beim FSR und dem Departmentleiter vor der Tür und beklag dich. Klar, die Zeit könntest du natürlich auch nutzen, um zu lernen, aber hey, wozu wenns auch so geht.

Aber nochmal zu dem, was ich oben geschrieben habe: Bis auf wenige Fächer wie Mathe und Kommunikationstechnik ist das hier eine super Möglichkeit, um mit wenig Aufwand einen B.Sc. mit einer Note zu schaffen, die reicht, um in praktisch jedem Masterstudiengang den Zugang zu bekommen. Und du hast eine verdammt große Bandbreite an Möglichkeiten, um dich auszutoben. Jetzt fragst du vielleicht, warum dann meine Wertung so schlecht ausgefallen ist. Tja, und da kommt der Hammer: Das Studium nicht zu schaffen ist zwar praktisch unmöglich, aber die meisten wissen am Ende nicht wirklich, was sie eigentlich mit dem Abschluss anfangen sollen: Klar, du kannst ein bischen Programmieren, aber das was du hier machst ist echt nur der Anfang. Und du bekommst bei einigen Dozenten auch wirklich super Grundlagen mit, wenn du da richtig mitmachst. Nur sind das genau die Sachen, die die meisten nicht machen wollen. Und entweder stehst du dann alleine da und hast super Grundlagen, aber keinen Plan von der Realität oder du hast spannende Projekte umgesetzt, die aber mit dem, was du anschließend (im Job oder einem Masterstudium brauchst) irgendwie nicht so viel zu tun haben. Viele machen hier super Sachen mit Gestaltung, aber wenns dann um die Jobsuche geht, dann stinken sie komplett gegen Design-Studis ab.

Blöd ist auch die Situation auf dem Campus: Abgesehen von drei oder vier Übungsräumen in der Bibliothek gibts hier nichts, wo du arbeiten kannst, weil die Räume meist abgeschlossen sind. Und zwischen 20 Uhr und 7 Uhr gilt für Studis Hausverbot. (Kein Scherz, der Wachdienst kann dich wegen Hausfriedensbruch anzeigen, wenn du dich weigerst, das Gebäude nach 20 Uhr zu verlassen. Am Wochenden gilt das Hausverbot durchgehend. Klar, du kannst dir für einzelne Projekte eine Sondergenehmigung besorgen, aber dazu musst du bis zur Fakultätsleitung. Blöd ist auch, dass Projekte, bei denen du mit Studis aus anderen Departments zusammen arbeiten kannst eigentlich immer nur mit Designern laufen, die in dir nichts als einen Programmierer sehen. Ich mein, wenn du's nicht glaubst, dann schau dir mal an, worum es bei Veranstaltungen der Fakultät DMI geht. (DMI bietet Media Systems an.) Da gehts immer nur um Design und praktisch nichts anderes. Selbst wenn hier mal Absolventen wirklich coole Medieninformatik machen, also z.B. eine Abschlussarbeit zu neuronalen Netzen oder zu prozeduralen Algorithmen, die dann voll und ganz verdient eine 1,0 bekommen, weils einfach super Arbeiten sind, dann erfährt das hier keine Sau, weil is ja kein Design! Aber wenn da so ein durchschnittlicher Medientechi ein paar Dutzend LEDs in ein T-Shirt einnäht, damit das Ding schön blinkt, dann gibts garantiert eine Erwähnung im Abendblatt (größte Hamburger Zeitung) und ne Präsi auf dem Jahresfest. Genauso auch der Ditze-Preis (ist so eine Veranstaltung, bei der Studiprojekte gefördert werden): Gehts nicht zentral um Design, dann kannst du gleich zu Hause bleiben. Und genau das ist das blöde: Bei aller Freiheit, die du hier hast: Wenn du nicht eigentlich Mediendesign machen willst (wofür es an der HAW den Studiengang Medien- und Kommunikationsdesign gibt, sprich, dann bist du hier falsch), dann gibts auf dem Campus keinen Blumentopf zu gewinnen. Aber wenn du das machen willst, dann machts auch keinen Sinn, weil du dafür viel zu viel Programmieren, Informatik, Technik und Mathematik im Stundenplan hast und eben viel zu wenig Gestaltung.

Und das merkst du auch schon, wenn du in die Bibliothek gehst: Das meiste ist für Designstudis. Ungefähr die Hälfte der Bücher in den Informatikbereichen sind eigentlich für Designer, die wissen wollen, wie sie ihre Sachen auf einem Computer umsetzen können. (Eben Mediendesign). Richtig blöd ist dabei, dass ungefähr die Hälfte der Dozenten auch nichts anderes als das mit dir machen wollen. Am Ende fragst du dich deshalb auch immer wieder, was eigentlich der Zusammenhang zwischen all den ganzen Veranstaltungen ist. (Schau mal nach, wie viele Profs hier einen Abschluss als Informatiker oder Medieninformatiker haben... Als ich hier noch studiert habe, war es ein einziger!)

Und richtig böse ist auch die Situation mit den "Profs": Klar, es gibt hier Profs, aber mit Forschung haben die wenigsten was am Hut, die meisten sind auf die Professur berufen worden und machen keine Forschung, aber mehr als eine Stunde pro Woche bietet kaum einer Sprechzeit an. Na gut, das ginge ja, blöderweise werden verdammt viele Veranstaltungen von Mitarbeitern geleitet, von denen viele nur befristet angestellt oder sogar nur für einzelne Veranstaltungen beauftragt sind. Teilweise werden dann Veranstaltungen angeboten, die nichts mit dem zu tun haben, was im Modulhandbuch steht. Stattdessen wird dann mal eben zwei Veranstaltungen beschrieben, die beide eine Hälfte des Moduls abdecken, aber die ander fehlt komplett.

Und dann die Situation, wenn du mit dem Studium fertig bist: Erst seit kurzem haben sie hier überhaupt einen M.Sc. eingeführt, aber der soll dann gleich für Medientechnik und Media Systems zusammen sein. Naja, immer noch besser als die Situation davor, als es nur einen M.A. (also einen künstlerischen Master) gab. Klar, da konntest du super Gestaltung machen, aber was nützt dir das, wenn du vorher ernsthaft Medieninformatik studiert hast (worums bei Media Systems nämlich eigentlich geht).

Wegen der Ausstattung: Vieles ist o.k. (aber auch nicht mehr). Aber du merkst immer wieder, dass hier vor Jahren mal die Ausstattung angeschafft wurde. Beispielsweise musst du in vielen Räumen einen VGA-Adapter mitbringen, wenn du den Projektor benutzen willst. Und der Sound ist häufig echt grauenhaft; also wer die Anlagen installiert hat war bestimmt kein Medientechniker. Dann die Klimaanlagen: Im Sommer kommts regelmäßig vor, dass die den Raum zusätzlich aufheizen. In einem Fall stand das Termostat auf 28 Grad und es war nicht möglich, das zu ändern. Die Räume an sich sind nicht schlecht. Nur dummerweise reicht die Luft häufig nur für ein Viertel der Anwesenden: Teilweise kannst du nach zwanzig Minuten kaum noch die Augen aufhalten, weil sie so verbraucht ist. Und wenn du die Fenster aufmachst gibts gratis Baulärm. (Auch kein Scherz: In der Gegend wird seit Jahren gebaut und ich frag mich, ob die irgendwann mal fertig werden.)

Aber vor allem fliegst du nach dem Bachelor-Abschluss richtig auf die Schnauze, wenn du einen echten M.Sc. in Informatik angehst: Denn viele Sachen wie Algorithmen und Datenstrukturen oder Betriebssysteme stehen zwar im Modulhandbuch, aber abgesehen von Programmieren lernst du in den Informatikveranstaltungen einzig das, was du brauchst, um z.B. einen Raspberry Pi zu programmieren oder um einen Webshop auf die Beine zu stellen. Wenn du dagegen etwas entwerfen sollst, was eine Datenbank effizienter laufen lässt, fehlen dir die Grundlagen, weil du eben immer nur mit irgendwelchen APIs programmierst, aber (bis auf Mathe und KT) eben nie wirklich erfährst, warum die Sachen so gemacht werden, wie sie der Dozent erklärt. Und wenn du dann in der Studienfachberatung zu deinem Master sitzt, dann schlagen die die Hände über dem Kopf zusammen, weil du teilweise noch nie von Sachen gehört hast, die selbst in einem FH-Informatikstudiengang jeder Erstsemesterstudi kennt.

Also wie gesagt: Es ist relativ leicht, hier mit einer 2,5 oder besser einen Abschluss zu machen und damit die Zulassung für einen M.Sc. zu schaffen, aber danach brauchst du wahrscheinlich ein paar Semester, um auf das Niveau der Leute um dich herum zu kommen, wenn du nicht schon im Bachelorstudium mehr gemacht hast als nötig. Naja, im Falle eines Falles hilfts dir mal, um einen passabel bezahlten Job zu kriegen.
  • Viel Zeit für eigene Ideen
  • Keine Gesamtstruktur

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.0
Marek , 02.03.2024 - Media Systems (B.Sc.)
4.4
Oskar , 16.02.2024 - Media Systems (B.Sc.)
3.9
Sophie , 25.01.2024 - Media Systems (B.Sc.)
3.6
Jess , 05.11.2023 - Media Systems (B.Sc.)
2.7
T. , 07.09.2023 - Media Systems (B.Sc.)
3.6
Tim , 20.05.2023 - Media Systems (B.Sc.)
3.9
Malin , 15.05.2023 - Media Systems (B.Sc.)
4.0
Sophie , 09.09.2022 - Media Systems (B.Sc.)
4.9
Hubert , 03.07.2022 - Media Systems (B.Sc.)
3.7
Tommy , 03.07.2022 - Media Systems (B.Sc.)

Über Markus

  • Alter: Über 35
  • Geschlecht: Männlich
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Berliner Tor
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 19.06.2017
  • Veröffentlicht am: 19.06.2017