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Gut und Geld wert, aber nicht das Geld!

Marketingkommunikation (B.A.)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    2.0
  • Organisation
    1.0
  • Gesamtbewertung
    2.4
Ich habe das Studium vor fast 2 Jahren abgeschlossen und habe mir mit einer Bewertung extra Zeit gelassen, um das auch mal sacken zu lassen. Denn direkt nach dem Studium war ich irgendwie enttäuscht und die Bewertung wäre anders ausgefallen. Da ich bereits eine Ausbildung und Berufserfahrung hatte, bin ich aber auch mit sehr hohen Erwartungen an die Hochschule, die Inhalte und das Studium herangegangen.

Ich fasse mal die für mich wesentlichsten Punkte zusammen, die mich in den drei Jahren begleitet haben:

1) 2-Klassen-Gesellschaft
An der design akademie berlin gibt es zwei Arten von Studierenden. Die, die alles selbst finanzieren (meistens per Kredit) und die, die alles von Ihren Eltern bezahlt bekommen, meistens inklusive schicker Wohnung, Auto und was man eben so "braucht". Wer etwas Menschenkenntnis hat, merkt den Leuten sofort an, in welche Schublade sie gehören. In meinem Kurs waren die Selbstzahler nahezu geschlossen immer anwesend, in den Projekten sehr involviert und engagiert und insgesamt auch sehr zielorientiert. Der Großteil der Nicht-Selbstzahler nahm das Studium sehr locker und ließ sich in unfair zusammengewürfelteten Gruppen vom Rest durchschleifen. Im Sommer im Park liegen oder Berlin genießen war eben für viele wichtiger. Von fast 50 Leuten im gesamten Semester fehlten mehr als 20 permanent und kamen nur 1-2 Mal pro Woche vorbei, teilweise seltener. Je nach dem, wo man sich sieht, muss man sich eben entscheiden, wie ernst man das hier nimmt und wie sehr man sich reinhängen will. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Ihre eigenen Weichen bereits im erstem Semester gestellt haben. Wer im ersten Semester schon nicht engagiert dabei war, hat den Arsch im ganzen Studium nicht hochbekommen. Persönlich mag man sich mit allen ja gut verstehen und geht am Wochenende auch gerne mal ein Bier zusammen trinken, am Ende studiert man hier aber nicht zum Spaß sondern für die eigene Zukunft und wer das ernst nimmt, braucht halt keine Leute in Projektarbeiten, die einen hängen lassen oder im Sommer lieber an den See fahren (wer würde das nicht lieber?). Gerade Leute, die neu nach Berlin kommen und an der dab ihr wesentliches soziales Umfeld finden, sollten sich nicht zu sehr mit Leuten anfreunden, die das Studium vielleicht zu locker sehen und sich negativ beeinflussen lassen.

2) Studium und Inhalte
Ich empfand die Studieninhalte immer als sehr praxisnah, hands-on und pragmatisch. Das mag gut sein, um nicht zu verkopft an Dinge heranzugehen und schnell, kreativ und strukturiert Aufgaben zu lösen. Heute merke ich aber, dass ein theoretischer Unterbau im Studium komplett fehlt und die Studieninhalte auch falsch sortiert sind. Im ersten Semester gibt es zwar BWL und Marketing, aber hier wird nicht tief genug in die Materie gegangen. In drei Semestern BWL wird Wissen vermittelt, was an anderen Hochschulen in wenigen Wochen vermittelt wird. Der Großteil der Studis ist schon etwas kreativer angehaucht und Zahlen passen dort nicht ganz ins Konzept, aber, da am Anfang niemand weiß, wo er beruflich mal hin will, ist genau dieser Unterbau lebensnotwendig. Egal, ob man als Projektmanager in eine Werbeagentur geht oder in die Marketing- und Kommunikationsabteilungen von Unternehmen. Der Fokus des Studiums liegt aus meiner Sicht viel zu sehr auf "weichen Inhalten" rund um Kommunikationskonzepten, Werbetext, Kommunikationstheorie usw. und ist damit für bestimmte Berufe (die offiziell zum Berufsfeld gehören) sogar praxisfern

3) Projektarbeit
Jedes Semester wird mit mindestens einem Projekt geführt, welches meist über das gesamte Semester läuft. Hausarbeiten sind Seltenheiten, i.d.R. geht es um kreative Kommunikationskonzepte. Anfangs sind dies Gruppenarbeiten, ab dem 3. Semester beginnen Einzelprojekte. Hier muss man sich durch Studien wühlen und verstehen lernen, wie Zielgruppen ticken und aus welcher Motivation heraus diese welche Produkte kaufen. Diese Informationen müssen in einer Strategie verarbeitet werden, auf welcher am Ende kreative Ideen fußen. Es gibt an der dab leider ein recht starres Konstrukt eines Kommunikationskonzepts. Dieses ist vom Berufsprofil sehr stark auf Agenturen ausgelegt und wenige Agenturen haben dafür "das" eine Formular in der Schublade. Jeder Kunde ist anders und dementsprechend leben auch Konzepte sowie deren Rahmen und Struktur. Aus diesem Framework muss man nach der dab erstmal wieder rauskommen.

Diese Aufgabenstellung des Kommunikationskonzepts wird vom 1. bis zum 6. Semester immer wieder angewendet. Der Rahmen ist immer gleich, es wächst nur die inhaltliche Komplexität.

Die Projekte sind sehr spannend, die Gruppenarbeit bringt viel Spaß, da man viel lachen kann und viele tolle Ideen entwickelt, die lustig aber eigentlich Quatsch sind und direkt in der Tonne landen.

Teilweise nimmt die Projektarbeit im Vergleich zur Benotung aber ungerechtfertigt viel Raum und Arbeitszeit ein.

4) Zusätzliche Kosten
Glücklicherweise müssen nur wenige Bücher angeschafft werden, es gibt das meiste Material von den Dozenten. Dennoch, für Studierende mit wenig Budget muss gesagt sein, dass das optische Erscheinungsbild der Arbeiten immer mitschwingt und mitbewertet wird. Es gibt in jedem Semester Überflieger, die sich Design-Software aneignen (obwohl diese nicht gelehrt wird) und sehr hochwertige Arbeiten abgeben, die auch professionell gedruckt und gebunden werden. Da immer mehrere Exemplare abzugeben sind, entstehen hier pro Projekt schnell Kosten von 100 - 150 EUR zusätzlich. Aus meiner Sicht müsste die Hochschule für die Studiengebühren hochwertige Drucker usw. stellen um zumindestens "gute Copyshop-Qualität" locker zu erreichen. Dies ist leider nicht der Fall.

Darüber hinaus ist ein leistungsstarker und moderner Computer/Mac dringend nötig.

5) Individualisierung des Studiengangs
An der dab lernen alle das gleiche. Das Studium ist mehr Unterricht als Vorlesung. Das sorgt für lebendige Lehrveranstaltungen, die sehr persönlich und individuell sind und das macht Spaß. Anonymer Frontalunterricht ist das definitiv nicht. Die Dozenten kennen die meisten schnell beim Namen. Das ist aber auch schade, denn das Fach bietet eigentlich mehr als genug Spezialisierungsmöglichkeiten in Richtung Kreativarbeit, Online Marketing, Projektmanagement, Stratgieentwicklung, Event-Marketing usw., hier ist absolut keine Schwerpunktlegung möglich und das ist aus meiner Sicht auch der größte Manko im Studiengang. Spätestens im Projekt im 3. Semester, wo erstmalig selbstständig ein Konzept erarbeitet wird, merkt jeder, wo seine Stärken und Schwächen liegen. Diese werden seitens der Hochschule leider gar nicht individuell gefördert.


6) Dozenten und Umgang miteinander
Die meisten Dozenten kommen aus der Praxis und lehren "nebenbei" als Freiberufler. Das bringt viele spannende Einblicke, schafft aber auch wieder wenig theoretischen Unterbau (siehe oben). Die Dozenten werden für ein Thema angefragt und gebucht, aber deren Arbeit wird nicht ins gesamte Studium integriert. Das führt dazu, dass sich Inhalte immer mal wiederholen, da neue Dozenten die Lehrinhalte der vorherigen Semester nicht kennen. Aus heutiger Sicht stört mich das mit am meisten. Auf der einen Seite bekommt man zwar noch mal unterschiedliche Blicke auf bestimmte Themen, aber diese Willkür der Inhalte schafft am Ende keine Runde Sache im gesamten Studium und hier besteht sehr dringender Nachholbedarf. Klar, die Hochschule ist zu klein um 50 festangestellte Doktoren und Professoren zu beschäftigen, aber neuen Dozenten einen Rahmen vorgeben, ist auch nicht zu viel verlangt.

Es gab bei uns zwei Mal den Fall, dass Dozenten überhaupt nicht gut waren. Wenn hier genug Leute Alarm gemacht haben, wurde gehandelt und ein neuer Dozent gesucht. Die Hochschule versteht die Studis ganz klar als Kunden und möchte sich die Kundschaft natürlich nicht verprellen.

Genau dieses Verständnis, dass Studierende Kunden sind, ist aber auch ein Grundproblem der Hochschule. Am Anfang wurde immer was von Anwesenheitspflicht gepredigt und es wurden auch Anwesenheitslisten gepflegt aber offenbar nur zum Spaß. Wie oben beschrieben, viele fehlten permanent und einige sogar ganze Semester. Es gab Leute, die nie dort waren und ausschließlich mit den hochgeladenen Materialien gelernt haben und nur zu Klausuren kamen. Obwohl dies der Studienordnung (Anwesenheitspflicht) widerspricht, wird das geduldet und sogar gefördert, da diese Leute auch an den Prüfungen teilnehmen dürfen. Hier wird irgendwie jeder durchgeschliffen und das ist sehr ärgerlich und schadet dem Ruf der Hochschule, da ein Abschluss am Ende nicht von Können zeugt. Auch sehr schlechte Abiturienten können hier mit etwas Fleiß ganz locker den Abschluss machen.

7) Organisation des Studiums
Der Stundenplan ist online abrufbar, aber leider nicht dynamisch. Spontane Ausfälle wurden fast nie kommuniziert, sodass man immer mal wieder umsonst hingefahren ist. Insgesamt empfand ich die Studiengangskoordination als bemüht, aber nicht professionell. Es gab immer wieder Diskussionen um Semesterpläne, Abgabefristen, unfair verteilten Gewichtungen bei Benotungen, fehlende Noten, undurchsichtige Bewertungen usw., hier wurde aber leider überhaupt nichts unternommen. Obwohl nicht nur jeder Dozent ansprechbar ist, sondern auch die Türen zu den Geschäftsführern jedem offen stehen, wird entsprechende Kritik schnell weggeredet und kaum ernstgenommen bzw. umgesetzt.

8) Digitale Zusammenarbeit
Es gibt eine Plattform zum Austausch der Skripte, aber keine Plattform zur Diskussion und Zusammenarbeit. Hier bilden sich meistens freie Facebook-Gruppen oder so. Das geht schon, ist aber schade und schließt die aus, die nicht bei Facebook sind.

9) Das Studium an der dab ist anerkannt. Das stimmt schon. Und sicherlich hat die Bologna-Reform auch ihre Schwächen. Fakt ist aber, dass viele Hochschulen bei Masterstudiengängen an der dab mehrere Dinge bemängeln:

- zu wenig Marketing und BWL/VWL-Grundlage (inhaltlich lt. Modulplan)
- zu wenig Credit Points auf BWL- und Marketinginhalten, dafür eben viel "weiche" Inhalte
- völlig überdimensional bewertestes Praktikum. Im vierten Semester gibt es ein Pflichtpraktikum, welches mit vollen 30 Credits als volles Semester bewertet wird. Es gibt aber keine Note, die dieses Semester widerspiegelt. Am Ende entsprechen also nur 150 von 180 Credits einer Studienleistung und das sehen viele Hochschulen, vorallem Unis sehr kritisch. Hier werden meistens maximal 10-15 Credits aus Praktikas akzeptiert, an der dab gibt es ganze 30. An diesen Unis kann man mit dem dab BA also gar nicht weiterstudieren.

Es ist nicht unmöglich, einen weiterführenden Master zu finden, aber ganz sicher nicht an einer Top-Uni. Wer dort hin möchte, ist an der dab ganz klar falsch.


Meine Zusammenfassung: Das Studium ist abwechslungsreich, spannend, interessant und lehrreich. Es ist sehr von praktischer Arbeit und viel Gruppenarbeiten geprägt. Teilweise zuviel Projektarbeit, einzelne Module mit relativ wenig Credits machen deutlich mehr Arbeit als Module, die viele Credits bringen. Hier fehlt eine sinnvolle Gewichtung der Lehrinhalte und derer Bewertung. Wissenschaftliches Arbeiten wird fast gar nicht gelehrt und die Bewertung von entsprechenden Standards (Quellenangaben etc.) ist sehr locker. Ich habe hier viel gelernt und hatte viel Spaß, hätte mich über mehr Theorie im Nachhinein aber gefreut. Die Hochschule verfügt über viele coole Agenturtypen als Dozenten aber leider doch wenig Bücherwürmern, die echtes Wissen vermitteln. Die einzelnen Module sind kaum, teilweise gar nicht, aufeinander abgestimmt. Es gibt keinen roten Faden, der sich durch das Studium zieht. Der Umgang untereinander ist gut, aber wie bereits angesprochen, es gibt viele Studierende, die das Studium nicht ernst nehmen. Diese werden von der Hochschule als zahlende Kunden ebenso gefördert wie alle anderen. Die Benotung ist oft sehr locker, mehrere Leute mit 1.0 in vielen Fächern sind keine Seltenheit. Selbst bei den Abschlussarbeiten gehen mehrere Leute mit 1.0 raus. Mehr als ein Drittel des Semesters konnte das Studium mit 1.X abschließen. Nur eine einzige Person ist durch die Abschlussarbeit gefallen (aber eher wegen Faulheit). Die Ausbildung ist schon gut und man lernt definitiv viel, mit etwas Distanz auf die Sache, sind 25.000 EUR jedoch nicht gerechtfertigt. Die größte Frechheit hieran ist auch, dass die Studiengebühren auch im Pflichtpraktikum zu zahlen sind.
Tipp: Weiterführende Informationen zum Studium hier!
  • Sehr persönliche und familiäre Atmosphäre, pragmatischer Umgang mit Problemen, kurze Wege, guter Zusammenhalt in den Gruppen
  • Anerkennung des Studiums zum Weiterstudieren, Umgang mit Studenten die das Studium nicht ernst nehmen, Gewichtung der Modulinhalte, viel zu gute Benotung

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.3
Julia , 24.05.2022 - Marketingkommunikation (B.A.)
4.1
Nadiia , 16.09.2021 - Marketingkommunikation (B.A.)
4.0
Julia , 15.09.2021 - Marketingkommunikation (B.A.)
3.4
Nora , 20.07.2021 - Marketingkommunikation (B.A.)
2.4
Vivi , 13.07.2021 - Marketingkommunikation (B.A.)
4.3
Stefan , 20.01.2021 - Marketingkommunikation (B.A.)
4.1
T. , 18.12.2020 - Marketingkommunikation (B.A.)
4.2
Annina , 31.03.2020 - Marketingkommunikation (B.A.)
4.8
Anica , 09.01.2020 - Marketingkommunikation (B.A.)
4.5
Teresa , 15.07.2019 - Marketingkommunikation (B.A.)

Über Frank

  • Alter: 27-29
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studienbeginn: 2009
  • Studienform: 36 Monate
  • Standort: Berlin School of Design and Communication
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 12.08.2015
  • Veröffentlicht am: 12.08.2015