Theoretisch gut, praktisch furchtbar

Linguistik (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    1.0
  • Organisation
    1.0
  • Gesamtbewertung
    2.0
Die Inhalte des Studiums sind, wie in den anderen Bewertungen erwähnt, abwechslungsreich und interessant, sofern man Glück mit den zu Verfügung stehenden Kursen hat. Häufig gibt es nämlich überhaupt keine Auswahl und man kann froh sein, seine Module überhaupt irgendwie abschließen zu können. Ähnlich sieht es mit der Qualität der Lehre aus. Es gibt tolle, extrem engagierte Dozierende (die allerdings häufig nur kurz an der Uni sind), dann eine größere Gruppe von Personen, die einfach nur ihr Pflichtprogramm erledigen und ansonsten kein Interesse an Studierenden haben und dann gibt es auch Dozierende, deren Performance an Arbeitsverweigerung grenzt. Beschweren kann man sich darüber nirgendwo, man wird grundsätzlich mit sämtlichen Problemen und organisatorischen Fragen alleingelassen.
Die schlechte Organisation ist auch der Hauptgrund, warum ich diesen Studiengang und die Uni Potsdam allgemein nicht weiterempfehlen würde.
Von Beginn an gab es keine sinnvolle Unterstützung - die Tutor*innen sind in keinster Weise hilfreich, geben keine nützlichen Tipps und verweisen nur auf die Studienordnung. Wie man an ein Bachelorarbeitsthema kommt und welches Format eine solche Arbeit haben muss, wird niemals erklärt. Ich habe es im 7. Semester zufällig herausbekommen. Viele Dozierenden haben keine Ahnung, welche formalen Anforderungen man erfüllen muss, um Punkte zu bekommen.
Für Studierende aus Berlin ist die Situation noch viel frustrierender - ständig fährt man in überfüllten Zügen nach Golm, nur um dort mitgeteilt zu bekommen, dass der jeweilige Kurs ausfällt. Ein besonderer Spaß ist das auch deshalb, weil ich üblicherweise nur eine Veranstaltung pro Tag habe - und das seit mittlerweile 7 Semestern. Es ist nahezu unmöglich, so in der Regelstudienzeit zu bleiben und wenn man nebenbei noch arbeiten muss, kann man es komplett vergessen.
Auch wenn in Golm Kurse stattfinden, machen sie wenig Spaß. Teilweise muss man froh sein, wenn das Licht in den Räumen funktioniert und die Deckenplatten nicht herunterkommen und auch der PC-Pool weckt eher nostalgische Gefühle. Hirnstrukturen dürfen wir uns mithilfe pixeliger Schwarz-Weiß-Audrucke einprägen, während nebenan in der Psychologie modernste Technik eingesetzt wird. In der Einführungsveranstaltung wurde uns von einem der Mitbegründer des Instituts mitgeteilt, dass in Potsdam ja immer diejenigen studieren würden, die in Berlin keinen Platz bekommen haben - so werden wir in der Tat auch behandelt.

Inhaltlich wird hauptsächlich Wert aus Syntax und Semantik gelegt, die anderen Fächer und insb. der experimentelle Bereich werden nur am Rande abgewickelt, was sehr schade ist. Es findet sehr interessante psycholinguistische Forschung in Potsdam statt, davon bekommt man aber in diesem Studiengang kaum etwas mit.
Wie der theoretische und der experimentelle Bereiche zusammenhängen, bleibt eigentlich fast bis zum Ende des Studiums unklar.

Ein besonderes Highlight ist das Programm Studium Plus, bei dem man gezwungen ist, Kurse aus anderen Bereichen zu belegen. Leider ist die Auswahl der Kurse extrem gering und vollkommen sinnfrei zusammengewürfelt. Hier weiß wirklich niemand, wer für was eine Note braucht und wie man Punkte bekommen kann. Die einzige zuverlässige Möglichkeit sind Sprachkurse, da ist die Auswahl aber äußerst gering und die Plätze begrenzt. Wer stattdessen Kurse an anderen Unis absolviert, wird um den Großteil seiner Punkte betrogen, da einem die Uni max. 3 Punkte gibt (oder auch einfach gar keine), obwohl die Kurse 5 ECTS Credits wert sind.

Das ist tatsächlich nur ein sehr geringer Teil der Dinge, die mich stören, und dabei habe ich noch nicht einmal angefangen, über den Standort Golm selbst zu sprechen. Ich würde vorschlagen, einfach mal selbst hinzufahren. Hässliche Neubauten neben ebenso hässlichen Kasernen mitten in der Pampa. Dafür steht nun aber "GOLM" in googlefarbenen Buchstaben vorm Bahnhof und man weiß einfach nicht, ob man darüber lachen oder doch eher weinen sollte. Es gibt neuerdings auch einen kleinen Aussichtsturm, von dem aus man die ganze Trostlosigkeit Golms aus ca. 6m Höhe bewundern kann - hätte man ihn höher gebaut, würden sich wohl regelmäßig Studierende in die Tiefe stürzen.

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.4
Louis , 24.05.2023 - Linguistik (B.Sc.)
3.7
Lisa , 03.11.2022 - Linguistik (B.Sc.)
4.4
Lisa , 02.06.2022 - Linguistik (B.Sc.)
3.7
Svantje , 25.02.2022 - Linguistik (B.Sc.)
4.6
Lisa , 03.02.2022 - Linguistik (B.Sc.)
4.7
Lisa , 08.11.2021 - Linguistik (B.Sc.)
5.0
Karl , 06.11.2021 - Linguistik (B.Sc.)
4.6
Lea , 31.10.2021 - Linguistik (B.Sc.)
3.7
Funda , 19.10.2021 - Linguistik (B.Sc.)
3.7
Jasmin , 27.09.2021 - Linguistik (B.Sc.)

Über S.

  • Alter: 33-35
  • Geschlecht: Divers
  • Studienbeginn: 2018
  • Studienform: Ein-Fach-Bachelor
  • Standort: Campus II - Golm
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 20.04.2022
  • Veröffentlicht am: 21.04.2022