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Katastrophale Situation für Quereinsteiger

Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft (M.Sc.)

  • Studieninhalte
    1.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Gesamtbewertung
    2.0
Organisation: leider kann man keine 0 Sterne vergeben!

Ich war insgesamt 3 Jahre Masterstudent an der HAWK Hildesheim. Stipendiatin (Begabtenförderung), bereits mit mehrjähriger Berufserfahrung und einem Akademieabschlusses des Goering Instituts, der einem Bachelor (BA) gleichzusetzen ist. Hier meine Erfahrungen, die hoffentlich anderen Studierenden hilfreich sein werden:

Ein Quereinstieg ist an der HAWK Hildesheim faktisch nicht möglich. BA- und MA- Vorlesungen und Prüfungen überschneiden sich regelmäßig. Auch wenn die Homepage anderes suggeriert, aber die HAWK ist auf einen Quereinsteiger definitiv nicht vorbereitet und auch nicht Willens oder nicht in der Lage, sich auf den Mehraufwand, den ein Quereinstieg für alle Beteiligten mitbringt, einzulassen.
Wohlgemerkt: der Bologna-Prozess soll seit 2001 (also seit 15 Jahren!) an den Hochschulen umgesetzt werden. Für deren Umsetzung bekommen die Hochschulen finanzielle Unterstützungen vom Bund.

Du hast keinen Vertrauensdozenten (wie an anderen Hochschulen üblich). Und es fühlt sich auch sonst niemand für Deine Belange zuständig. Ganz im Gegenteil: manche Dozenten empfinden Quereinsteiger als lästig, jedenfalls bekommt man nicht gerade Unterstützung. Wenn Du zum 1. Mal studierst und es keine Einführungsveranstaltungen gibt, niemand der Dir bei Deinem Studienstart behilflich sein möchte (außer Deine Kommilitonen), ist es sehr schwer.
Zudem sind die Dozenten dieses Fachbereichs untereinander so sehr verstitten oder uneins, das Du von einem zum anderen gereicht wirst, ohne eine Antwort zu bekommen. Als Student wirst Du zum Spielball zwischen den einzelnen Befindlichkeiten und Autoritäten, die in getrennten Gebäuden sitzen und offensichtlich nicht miteinander kommunizieren. Zwar gibt es einen/eine Studiendekan/in für alle, aber in der Regel ist man nicht an Dir oder einer Lösung interessiert.

- Äquivalenzprüfung und Anerkennung Deiner bisherigen Leistungen, Abschlüsse und Berufserfahrungen: Fehlanzeige, findet nicht statt bzw. nur, wenn Du juristisch gut beraten bist.
Beginne Dein Studium nicht, wenn die Äquivalenzprüfung nicht bei Studienbeginn erfolgte und auch nicht, wenn man Dir einen Studienplan zum Quereinstieg erarbeiten wollte, der Deine Vorlesungen und Leistungen regelt! Die Hochschulen sind hierzu verpflichtet. Du ersparst Dir viel Zeit und Ärger, wenn Du zu Beginn beharrlich auf Deine Rechte und eine eindeutige schriftliche Regelung bestehst. Andernfalls gehe besser zu einer anderen Hochschule!

- Studienplan und Festlegung Deiner zu erbringender Leistungen als Quereinsteiger: Fehlanzeige, muss Du Dich selbst drum kümmern und später drum kämpfen, dass die bereits von Dir erbrachten Leistungen an der HAWK von derselben anerkannt werden. Also lass Dir am besten nach jedem Besuch einer Lehrveranstaltung und die Abgabe Deiner Hausarbeit schriftlich bestätigen.

- Durchdachter Studienablauf: kann ich nicht beurteilen, da der BA in 2015 (also außerhalb meiner Studienzeit) verändert wurde. Alle Studierenden davor starteten im BA ganz allgemein und nicht materialspezifisch mit "Präventiver Konservierung" und das für ganze 3 Jahre. Danach konntest Du mit dem BA-Abschluss der HAWK faktisch nichts anfangen und hattest weiterhin so gut wie keine praktischen Erfahrungen. Auch ein Studienplatzwechsel an eine andere Hochschule war praktisch unmöglich, weil die Studieninhalte nicht vergleichbar sind und man dort davon ausgeht, dass Du mit einem BA-Studium schon selbstständig als Restaurator erste Schritte machen kannst.

- Prüfungsordnung: Die HAWK, Fachbereich Konservierung-Restaurierung ist nicht in der Lage sich an Ihre eigene Prüfungsordnung zu halten. Es wird nach Gießkannen-Prinzip und "good will" entschieden, wer wo und wie besteht oder zur Master-Thesis zugelassen wird. Es gibt Nebenabreden, die für jeden Studenten anders ausfallen können. Du bist wirklich gut beraten, Dir alles schriftlich und unter Zeugen bestätigen zu lassen. Insbesondere Streitigkeiten zwischen einzelnen Prüfern gehen häufig zu Deinen Lasten und können sogar zu "nicht bestanden" oder bestenfalls zur "Prüfungsrücknahme" führen. Dann darfst Du alles nochmal machen (3 Versuche)!
In jedem Fall: ließ die Prüfungsordnung genau, damit Du Deine Rechte und Pflichten kennst. Und scheue Dich nicht, wenn sich die Hochschule nicht an ihre eigene Prüfungsordnung hält, juristische Schritte in Erwägung zu ziehen. Auch Hochschulen haben sich an geltendes Recht zu halten, auch wenn keine Instanz sie kontrolliert. Aber mündliche Aussagen kannst Du nirgendwo beweisen, also immer alles schriftlich (gebetsmühlenartig)!

- Absprachen mit Dozenten: auch hier, hol' immer einen anderen Dozenten oder Studenten noch hinzu (damit später nicht etwas zu Deinem Nachteil behauptet werden kann). Halte alles schriftlich fest und lasse es im Anschluss z.B. per Mail von allen Beteiligten bestätigen. Es ist traurig aber wahr, das Du als Student so etwas tun musst, aber im Fachbereich herrscht zum einen großes Misstrauen, zum anderen unterstellt man jedem Studenten dass er/sie nicht freiwillig da ist und kein Interesse an einer guten Arbeit hat. Diese Erkenntnis war für mich unbegreiflich und zutiefst frustrierend, trotz enormem Einsatz.
Ein schriftlicher Beweis belegt nicht nur die getroffenen Absprachen, es schützt Dich auch vor späteren Nachteilen und den Streitigkeiten zwischen den Dozenten, die auf Dich negativ zurück fallen können.

- Benotung von Hausarbeiten: die Benotung ist bei manchen Dozenten, insbesondere bei Werkstattleitern reine Willkür und nicht wissenschaftlich fundiert. Wie überall gibt es Lieblinge und schwarze Schafe. Allerdings hätte ich von einer Hochschule mehr Professionalität und weniger Dünkel erwartet.
Außerdem gut zu wissen: Für Studenten gibt es natürlich feste Abgabetermine für Ihre Hausarbeiten (unentschuldigt nicht eingehalten = Student durchgefallen). Dozenten und Professoren haben keine Fristen, sondern Monate und Jahre Zeit für die Bewertung studentischer Arbeiten. Das diese Noten in der hochschuleigenen Matrix eingetragen werden, dafür trägt auch der Student Sorge. Blöd nur für denjenigen, der Bafög oder ein Stipendium beantragt hat. Der muss erstmal ohne Geld auskommen.
Es sollte jedenfalls nicht Aufgabe des Studenten sein, das seine Noten nicht oder erst sehr spät eingetragen werden.
Übrigens: auf die Ausstellung von Abschlusszeugnissen wartet man an der HAWK mitunter bis zu 2,5 Jahren (eigene Erfahrung) - eine weitere Katastrophe!

- Lehrinhalte: zu 75% enttäuschend, teilweise nicht auf dem Stand der Technik (in jedem Fall nicht aufgeschlossen oder innovativ) und leider sehr theoretisch verkopft.
Obwohl Du die Fähigkeiten und das Wissen erlangen sollst, nach einem 5-jährigen Studium fachlich und praktisch versiert als Restaurator zu arbeiten, lernst Du die wichtigsten Dinge nicht. Zum einen hast Du in dieser langen Studienzeit nur zwei Objekte (eines im BA und eines im MA!), an denen Du überhaupt arbeiten darfst. Zum anderen ist die Betreuung Deiner praktischen Arbeit in der Werkstatt für Gemälde/Skulptur mangelhaft. Diese Hochschuldozenten sind seit Jahrzehnten aus der praktischen Restaurierungsarbeit raus. Sei wachsam, aber stelle nicht zu viele Fragen. Das kommt negativ, insbesondere wenn der Dozent unvorbereitet keine Antwort weiß. Da kann es mitunter auch passieren, dass er/sie Dir "Wikipedia" als wissenschaftliche Quelle vorschlägt ...

- Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen und Einrichtungen: findet statt und eröffnet Dir interessante Erfahrungen, neue Horizonte. Aber sei darauf gefasst, das z.B. BA-Studenten aus Riga den MA-Studenten aus Hildesheim um Längen oder um Meilen voraus sind. Das ist peinlich!
Und das Resultat, wenn man an einer Hochschule wie der Hildesheimer keine Zeit für so wichtige Tätigkeiten/Leistungen wie z.B. praktische Retusche verwendet. Man kann nur allen zukünftigen Studierenden wünschen, dass die zuständigen Dozenten ein Einsehen haben und sich das einmal ändern wird!

Fazit:
Warum sollt man an der HAWK Hildesheim studieren? Ehrlich: ich weiß es nicht! Oder maximal, wenn Du nicht restauratorisch tätig sein willst, sprich eine Hochschullaufbahn in Hildesheim anstrebst.

Ich hatte große Hoffnungen, brachte als Quereinsteiger bereits viel profundes Fachwissen und Erfahrungen mit. Doch das war nicht gefragt, eher hinderlich - auch weil man der Meinung war, man würde mir etwas "schenken".
Mein Interesse, meine Wissbegierigkeit wurde leider überhaupt nicht gefördert oder gestillt. Stattdessen mußte ich mich mit unnötigen, nerv- und zeitraubenden Querelen, die an der HAWK im Fachbereich Konservierung und Restaurierung zur Tagesordnung gehören, rumschlagen.
Die gesamte Organisation ist an der HAWK eine absolute Katastrophe! Werden beispielsweise Fakultäten an der HAWK zusammengelegt, sollst Du als Student ein Wartesemester einlegen, nur weil die HAWK nicht in der Lage ist, Prüfungstermine und Lehrinhalte auf die Veränderung anzupassen.

Einzig positiv sind:
- die naturwissenschaftliche Ausrichtung und wer's mag: Chemie in allen Facetten. Die Schimmelpilzdiagnostik ist z.B. an der HAWK ausgeprägter als an anderen Hochschulen. Eines der wenigen Bereiche, die ich für mich neu und spannend waren. Dafür kommen viele andere Bereiche viel zu kurz oder werden gar nicht angeboten wie z.B. zeitgenössische Kunst oder das Kopieren von Künstlern und verschiedenen Maltechniken.
- die Exkursionen und Erasmus-Projekte der HAWK im Austausch mit anderen Hochschulen und Instituten. Die waren wirklich erfreulich.

Für die Akzeptanz in der restauratorischen Fachwelt kann man jedem Studierenden nur raten: BA in Hildesheim ist noch okay. Aber den Master mache an einer anderen, besser anerkannten Hochschule (fachbereichs- und dozentenabhängig).
  • Naturwissenschaftlicher Schwerpunkt, Erasmus-Projekte
  • Keine oder nur unzureichende Organisation, nichts für Quereisteiger und nichts für Studenten, die wirklich etwas für Ihren Beruf lernen wollen, gehen besser an eine andere Hochschule.

Bilder des Rezensenten

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.9
Emma , 02.02.2024 - Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft (M.Sc.)
2.6
Anonym , 16.11.2021 - Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft (M.Sc.)
4.6
Janin , 12.06.2021 - Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft (M.Sc.)
3.7
Lisa , 15.02.2017 - Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft (M.Sc.)

Über Annabell

  • Alter: Über 35
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ja
  • Studienbeginn: 2011
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Hildesheim
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 15.01.2016
  • Veröffentlicht am: 18.01.2016