Erst Anlaufschwierigkeiten, jetzt runde Sache!

Ich habe den Studiengang mittlerweile abgeschlossen und kenne auch einige andere Hochschulen, das vorweg.
Als ich 2011 angefangen habe, war sicherlich einiges nicht so wie ich es mir gewünscht hätte: zu viele Lehrbeauftragte und zu wenig Profs als Dozenten, ab und an Chaos in der Organisation. Dann kam der doppelte Abiturjahrgang und es mussten gelegentlich Vorlesungen und Prüfungen in externen Räumen abgehalten werden (Kino, Stadthalle). Das alles hat so stattgefunden, da haben die schlechten Bewertungen hier auch nicht unrecht.
Andererseits hat sich seitdem wirklich viel getan: die Hochschule hat neue Räume dauerhaft angemietet, es gibt jetzt einen NC, der die Gruppengrößen begrenzt, die Organisation ist eingespielter und es wurden wirklich ständig neue Professoren berufen. Wer also jetzt (WS2016/2017) dieses Studium beginnt oder darüber nachdenkt, sollte sich von den Bewertungen in dieser Hinsicht nicht zu sehr beunruhigen lassen. Die HSRW kann in Punkto Betreuungsverhältnis und Raumangebot möglicherweise noch immer nicht ganz mit den besten Hochschulen mithalten, es gibt aus meiner Sicht aber keinen Grund hieraus ein Ausschlusskriterium zu produzieren.
Das Curriculum wurde auch schon des öfteren kritisiert. Ich stimme zu, dass der Fokus ein wenig in Richtung Politologie verschoben sein sollte; manche Fächer hätte es nicht gebraucht. Warum aber so viel über Mathematik und Wirtschaftswissenschaften gemeckert wird, kann ich nicht verstehen. Wer sich für dieses Feld interessiert, dem sollte doch klar sein, dass viele Policydebatten nun mal um wirtschaftspolitische Fragestellungen kreisen. Und auch ein (!) Statistikmodul in einem sozialwissenschaftlichen Studiengang ist nicht zu viel. Und wie jemand ernsthaft die EU studieren möchte, ohne sich mit den wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen des Freihandels auseinanderzusetzen, wird mir auch ein Rätsel bleiben. Dazu kommt auch noch, dass das Niveau der Lehrveranstaltungen aus meiner Sicht völlig ok war.

Wie schon angesprochen war die Organisation nicht immer perfekt. Das lag einerseits an Startschwierigkeiten, andererseits ist und bleibt es eine öffentliche Verwaltung. Meinem Empfinden nach hat sich ja mittlerweile auch einiges gebessert, sodass ich denke, dass sich ein Studieninteressierter über die Organisation nicht wirklich einen Kopf zu machen braucht. Besser ist es anderswo auch nicht. Was ich absolut nicht nachvollziehen kann, ist die angebliche Unfreundlichkeit der Verwaltung. Ich habe immer freundlich gefragt, immer freundlich eine Antwort erhalten und immer habe ich auch eine Lösung bekommen. Dass hier und da mal jemand einen schlechten Tag hat und die ein oder andere Person in der Hochschule auch mal schwierig sein kann, will ich ja gar nicht abstreiten. Aber man sollte die Kirche auch mal im Dorf lassen.
Ansonsten stimmt was hier schon mehrfach geschrieben wurde: der Campus ist neu und schön, das Flair international. Das ist aus meiner Sicht auch eine der großen Vorteile.
Wer im Ausland studieren möchte, kann das hier auch wunderbar tun. Das sechste Semester sollte aus dem Modulhandbuch bekannt sein, aber auch darüber hinaus gibt es Möglichkeiten sein Studium teils im Ausland zu absolvieren.
Wer also ein rein politikwissenschaftlichen Studiengang absolvieren möchte oder wer in einer Großstadt leben möchte, der sollte sich vielleicht anderweitig umschauen. Wer aber ein gut zu absolvierendes Studium mit einem breiten Curriculum (denkt auch an mögliche anschließende Master!) sucht, das internationale Flair schätzt, auf Englisch studieren möchte, und Riesenunis meiden möchte, der ist hier gut aufgehoben.