IRM wird seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht!

International Relations and Management (B.A.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Digitales Studieren
    2.0
  • Gesamtbewertung
    3.1
Der Studiengang International Relations and Management liest sich unfassbar gut: Ein interdisziplinärer, praxisorientierter Bachelorstudiengang, der die Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Kultur bespielt und Studierende auf eine Karriere im internationalen Umfeld vorbereitet. Dieses Narrativ wird von führenden Lehrpersönlichkeiten des Studiengangs nicht selten kommuniziert und als entscheidendes Alleinstellungsmerkmal des Studiengangs propagiert. Nun ja, leider wird der Studiengang diesem Anspruch nicht wirklich gerecht.
Starten wir mit den positiven Aspekten des Studiengangs. Der Studienplan ist meiner Meinung nach prinzipiell sehr gut durchdacht. Die Idee, gleichzeitig Vorlesungen aus den Bereichen der Politikwissenschaften, der Wirtschafts- und der Kulturlehre anzubieten überzeugt. Den Studierenden wird schnell und von Beginn an nahegelegt, ganzheitlich und interdisziplinär zu denken. Dass man nebenbei noch eine neue Sprache lernt ist folgerichtig. Das verpflichtende Auslandsjahr bringt einen persönlich und im besten Fall auch fachlich wirklich weiter, wenngleich man es sich leisten können muss, zwei Semester im Ausland zu verbringen.
Auf dem Papier überzeugt der Studiengang, keine Frage. In der Praxis hinkt er den eigenen Ambitionen leider hinterher. Die Qualität der Vorlesungen variiert enorm: Einigen (wenigen) Dozierenden merkt man das Interesse an der Vermittlung von Wissen wirklich an. Diese Vorlesungen machen Spass, sind fordernd und vermitteln schnörkellos Wissen. Diese Art der Vorlesungen machen sich leider sehr rar - der Großteil der LEHRveranstaltungen (!) wird ihrem Namen praktisch nicht gerecht. Entweder bestehen die Veranstaltungen ausschließlich aus Referaten oder man merkt den Dozierenden an, dass sie entweder keine Lust haben, eine tolle Vorlesung zu halten (Stichwort "Lern"-Videos anstelle von echten Vorlesungen) oder dass ihre Lehrmethoden schlicht untauglich sind (à la "bringt es euch doch am Besten einfach selbst bei - Studieren bedeutet ja auch Eigenstudium, Zwinkersmiley"). Hinzukommt, dass einige Module bemerkenswert gehaltlos sind: Präsentationen zu erstellen und im Team zu arbeiten sind sicherlich tolle Soft Skills, aber braucht es dafür wirklich eine eigene (nicht wirklich überzeugende) Vorlesung? Vermutlich nicht. Ehrlich gesagt bin ich über die zahlreichen guten Bewertungen des Studiengangs etwas überrascht: Ja, der Studiengang gibt theoretisch Einblicke in eine Menge an Disziplinen, aber wirklich was hängen bleiben tut dabei nicht. Den Studierenden fehlt es im Vergleich zu Studenten anderer Studiengänge schlicht an Faktenwissen. Nur wer nichts dagegen hat, in den Vorlesungen an der Oberfläche zu kratzen und sich im Eigenstudium den Rest selbst beizubringen, ist bei IRM richtig. Der einzige mutmaßliche Vorzug, den ein IRM-Studierender gegenüber einem Studenten einer anderen Disziplin hat, ist die vermeintliche Fähigkeit, das "Bigger Picture" zu sehen. Nun ja, ob einen diese Fähigkeit wirklich unmittelbar weiterbringt oder doch eher zu vorschneller Überheblichkeit verleitet sei mal dahingestellt.
Ferner plagen den Studiengang weitere, spezifische Mängel: Dass ein Studienfach, das die politikwissenschaftliche Teildisziplin "International Relations" im Namen trägt, in 7 Semestern lediglich 4 (!) politikwissenschaftliche Module vorsieht ist mindestens erstaunlich. Gegeben der Tatsache, dass das Curriculum hingegen Platz hat für Module wie "Teamarbeit" oder "Arbeitstechniken" (Wie schreibe ich eine To-Do Liste?) ist dieser Umstand haarsträubend. Gleichzeitig muss man sich fragen, ob weitere Politikmodule unter den derzeitigen Umständen wünschenswert sind: Der politikwissenschaftliche Aspekt des Studiums wird betreut von lediglich 1 Dozenten. Ich konnte nicht feststellen, dass das Lehrkonzept des besagten Professors unter den Studierenden verfängt. Die Vorlesungen basieren für meinen Geschmack auf unverhältnismäßig viel Eigenstudium und frustrierend unverständlichen Lehrvorträgen. Das ist sehr schade - gerade für Studierende, die sich mehr für die politikwissenschaftlichen Themen des Studiums interessieren. Innerhalb des Studiengangs gibt es keine Alternativen oder Ausweichmöglichkeiten. Natürlich kann man sich sein Wissen auch über Fachbücher, vhb-Kurse oder YouTube-Videos aneignen. Das kann dem Anspruch des Studiengangs aber in keinem Fall gerecht werden. Glücklicherweise konnte ich in meinem Auslandssemester sehr gute Erfahrungen mit spannenden, verständlichen und motivierenden Politikvorlesungen machen. Dabei war ich nicht alleine - bei mehreren Kommilitonen fiel der bedenkenswerte Satz "Wow! Studieren kann ja auch Spass machen!".
Man sollte sich ausserdem von der Illusion befreien, dass einen der Sprachenunterricht unmittelbar dazu befähigt, im Ausland zu studieren oder zu arbeiten. Die Qualität des Sprachenunterrichts variiert von Sprache zu Sprache und deckt eine Bandbreite von gähnender Langeweile bis lähmender Überforderung aus. Das im 3. Semester erreichte Sprachniveau von B1 reicht für meinen Geschmack nicht aus, um fremdsprachige Lehrveranstaltungen oder gar Geschäftsmeetings während des Auslandsjahres zu besuchen. Auch hier ist ein hohes Maß an Eigenstudium erforderlich, um dem Anspruch des Studiengangs gerecht zu werden.
Letztlich störe ich mich an einem Narrativ, das von führenden Lehrpersönlichkeiten des Studiengangs oftmals kommuniziert wird. Nicht selten wird den Studierenden nahegelegt, dass sie bestens auf die zahlreichen, komplexen Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden. In Wirklichkeit sind die meisten Vorlesungen jedoch schlecht, unverständlich oder Kindergarten. Das wirkt auf mich nicht wenig überheblich, gerade mit dem Vorwissen, dass die meisten meiner Mitstudierenden nach Eigenangabe nur noch an Board sind, da sie nun so kurz vor dem Abschluss des Studiums stehen. Leider hat mich der Studiengang mehr frustriert als abgeholt. Wer sich für IRM interessiert, sollte ein sehr hohes Maß an Eigeninitiative, Eigenstudium und Frustrationstoleranz einplanen.
  • verpflichtendes Auslandsjahr innerhalb der Regelstudienzeit, Sensibilisierung für interdisziplinäres Denken
  • Siehe Bewertung

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.3
Anton , 31.03.2024 - International Relations and Management (B.A.)
3.7
Sophie , 16.02.2024 - International Relations and Management (B.A.)
4.3
Charlotte , 31.01.2024 - International Relations and Management (B.A.)
4.6
Marie , 25.01.2024 - International Relations and Management (B.A.)
4.6
Anonym , 12.01.2024 - International Relations and Management (B.A.)
3.9
Sophie , 12.11.2023 - International Relations and Management (B.A.)
4.3
Henriette , 22.10.2023 - International Relations and Management (B.A.)
4.6
Emma , 22.10.2023 - International Relations and Management (B.A.)
4.3
Sophia , 07.02.2023 - International Relations and Management (B.A.)
4.7
Carola , 07.02.2023 - International Relations and Management (B.A.)

Über Anonym

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 6
  • Studienbeginn: 2020
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Nebenstandort Prüfening
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 25.02.2023
  • Veröffentlicht am: 02.03.2023