Nicht mehr lange Hochschulstatus

Nach drei Jahren duales Studium im Bereich Wirtschaftsinformatik mein Fazit: Unternehmen Top. "Uni" Flop.
Die DHBW wirbt damit, dass man das erlernte theoretische Wissen direkt in der Praxis umsetzen kann. Rückblickend muss ich sagen dass mir maximal 2 Vorlesungen in der Uni einen tatsächlichen Mehrwert für die Arbeit geliefert haben. Der Großteil der Vorlesungen war meist ziemlich realitätsfern und vor allem die technischen Vorlesungen die stark am Wandel im Zeitalter von Industrie 4.0 geknüpft sind schlichtweg komplett veraltet.
Die Hochschule ist von einem starken Fachkräftemangel geplagt und so gab es auch Fälle in dem der Dozent selber jünger war als der Großteil der zu belehrenden Studenten und sein duales Studium selbst erst ein paar Jahre zu vor abgeschlossen hatte. Traurigerweise muss man gestehen, dass er sogar zu den besseren Dozenten gehörte, was den Inhalt anging, jedoch hat es (verständlicherweise) an Erfahrung gefehlt die Themen entsprechend vermitteln zu können. Viele Dozenten kommen direkt aus der Praxis und können daher ihre Vorlesung nur an einem Samstag halten - blöd aber halbwegs nachvollziehbar. Was aber nicht mehr nachvollziehbar ist, ist wenn der Samstag den man sich extra freigehalten hat spontan abgesagt wird, da der Dozent "sein Firmenwagen abholen muss".
Glücklicherweise gibt es neben Theorie auch Praxisphasen. Hier gab es Firmeninterne Schulungen und eine intensiver Betreuung aller Studenten. Während bei gleichen Themen die DH beispielsweise es nicht geschafft hat etwas über 2 Semester anständig zu vermitteln, hat das Unternehmen das gleichzeitig mit einer einwöchigen verständlichen Schulung abgedeckt.
Organisation ist an der Hochschule ebenfalls ein fremdwort. Das Sekretariat, wenn es mal nicht im Urlaub war oder früher Schluss gemacht hat, war stets schlecht gelaunt, unorganisiert und ließ ihren Frust über ihre überaus belastende Arbeit bei ihrer 15 Stundenwoche an den Studenten aus die letztendlich fast die komplette Organisation bei anstehenden Klausuren übernehmen musste.
Seit einigen Jahren ist die DH außerdem stark mit finanziellen Problemem belastet. Dass da mal über den Winter die Heizung und Warmwasser abgestellt wird ist hier keine Seltenheit mehr. Von der Mensa braucht man garnicht mehr anzufangen. Fast immer versalzen und verkocht und das Thema Fisch wird mittlerweile auch mit Lebensmittelvergiftungen in Verbindung gebracht. Die Bibliothek ist von den finanziellen Problemen ebenso getroffen: Verkürzte Öffnungszeiten, Tüten nicht mehr kostenlos sondern gegen eine Gebühr, Ausleihen gegen eine Gebühr, Bücher nicht mehr am Schalter abzugeben...

Abschließend bin ich überaus erleichtert die drei Jahre durchgestanden zu haben. Außerdem bereue ich es nicht das duale Studium angefangen zu haben, da das der perfekte Einstieg in mein Unternehmen ist und man entsprechende Kontakte geknüpft hat. Die 3 Monate an der DH waren jedoch jedesmal aufs Neue eine Qual für die meisten Studenten.