Berufsakademie statt Hochschule

Zunächst ist anzumerken, dass der Studienerfolg und die Studienzufriedenheit im dualen Studium maßgeblich von der Qualität der Ausbildung im Partnerunternehmen abhängt, in dem man schließlich 50% seines Studiums verbringt. In dieser Hinsicht hatte ich in einem großen Unternehmen mehr Glück als andere, die in kleinen Unternehmen nach wenigen Semestern abgebrochen haben, weil sie nur Kaffee kochen durften oder kein Ansprechpartner für sie zur Verfügung stand. Somit bin ich auch in den Genuss gekommen, in den elitären Kurs der Studenten aus großen Unternehmen zu kommen, in nur dem man meines Wissens nach die Möglichkeit hatte, Kurse auf Englisch zu belegen und somit für ein Auslandssemester zugelassen zu werden.

90% meines Wissens habe ich mir in meinem Ausbildungsunternehmen angeeignet. Meiner Ansicht nach ist die DHBW immer noch das, was sie früher war: Eine Berufsakademie, an der sich Unternehmen Nachwuchs ausbilden, und die dort mit möglichst wenig Stress und einer durchschnittlichen Note einen Studienabschluss erwerben können. Bei uns wurden sehr gute Noten relativ inflationär verteilt (was auf dem Zeugnis natürlich gut aussieht), und mir war nur ein Fall bekannt, bei dem ein Student wegen dreimaligem Nichtbestehen einer Prüfung tatsächlich exmatrikuliert wurde.

Das in den Vorlesungen gelehrte Wissen ist teils veraltet, teils für die Praxis irrelevant. Neben Informatik-Themen werden zudem viele zeitaufwändige Grundlagen wie Mathematik oder Logik gelehrt. Viel schlimmer ist aber die Form der Prüfungen, in denen man teils auf Papier Programmcode syntaktisch fehlerfrei wiedergeben muss, und insgesamt eigentlich nur dem Motto folgt: Auswendig lernen, auf's Papier erbrechen, Vergessen. Einzig im 6. Semester, welches bei mir das erste Corona-Semester war, stellte die DHBW Präsenzklausuren zu Seminararbeiten um, bei denen man - natürlich auf einem viel engeren Feld im Fachgebiet - erstmals auch sehr viel lernen konnte. Denn um ein Thema verständlich wiederzugeben muss man es auch eher verstanden haben, als um nur Multiple-Choice-Aufgaben einer Klausur anzukreuzen, die man vorher 1:1 schon als Übungsklausur geschrieben hat.

Loben kann ich in meinem Fall das Entgegenkommen der DHBW bezüglich meines Auslandssemesters, welches trotz Abweichungen von den in Deutschland geplanten Modulen genehmigt und angerechnet wurde - mit großer Unterstützung des Auslandsamtes. Zudem wurde zu Beginn der Corona-Krise meiner Meinung nach sehr vorbildlich und schnell auf Online-Lehre umgeschaltet, während mir die Lage an anderen Universitäten (geschildert aus dem Bekanntenkreis) eher chaotisch vorkam.

Insgesamt ist das Studium an der DHBW denen zu empfehlen, die schnell einen Abschluss erwerben wollen und dies mit Praxiserfahrung in einem Unternehmen ergänzen möchten. Dies bedeutet aber auch eine sehr hohe organisatorische (weniger fachliche) Anforderung, da man außer 30 Tagen Urlaub keine Semesterferien hat. Wer wissenschaftlich arbeiten oder sein Studium in bestimmte Richtungen durch Wahlfächer spezialisieren möchte, oder gerne gemäß dem aktuellsten Stand der Technik unterrichtet werden möchte, ist hier falsch.