Abspruchsvoll und dennoch eine schöne Erfahrung

Chemie (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Digitales Studieren
    4.0
  • Gesamtbewertung
    4.0
Vorab kann ich auf jeden Fall sagen, dass das Chemiestudium nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Dabei habe ich mich schon Jahre zuvor, als mir das erste Mal der Gedanke kam, dies könnte der richtige Studiengang für mich sein, ausgiebig und sorgfältig mit dem Chemiestudium beschäftigt, Chemiestudenten nach ihren Erfahrungswerten und nach Herausforderungen, die dieses Studium mit sich bringt, befragt, ein Praktikum absolviert und viele freiwillige Angebote zum Schnuppern wahrgenommen. Mir war nämlich klar, wenn ich dass durchziehen würde, dann richtig. So eine Lebensentscheidung wollte ich nicht auf die leichte Schulter nehmen, zumal ich wusste, das Studium würde sehr viel Disziplin und Frustration voraussetzen. Dabei kann man ja noch nicht einmal sagen, dass so eine Auseiandersetzung mit dem Studium der Regelfall nach dem Abitur ist. Und dennoch - der Fall war hart.

Vielleicht war ich mir am Anfang ein bisschen zu selbstsicher, was das Studium anging, weil der Schulstoff und das Pensum, was ich in der Schule leisten musste, mit etwas Fleiß super zu bewältigen war. Im Studium habe ich dann aber bemerkt, dass das so nicht reicht. Natürlich war ich anfangs auch sehr orientierungslos, was Universitäten im Allgemeinen betrifft und wie das Studieren funktioniert. Dabei denke ich aber, das ist nichts Spezifisches für mein Studium, sondern ein Phänomen, das jeden Ersti betrifft. Meine Kommilitonen und ich haben uns da super gegenseitig unterstützt. Würde ich auch raten, sonst kann das schnell sehr bedrückend sein. Nun habe ich also bemerkt, dass ich dieses Pensum, wie es in der Studienordnung vorgsesehen war, nicht einfach so erreichen konnte. Meine Freundin hat sich nach wenigen Wochen sogar bei der Studienberatung der TU Dresden gemeldet, um sich bei der Organisation im Studium helfen zu lassen. Ich kann getrost sagen, dass das Studium nichts für Faule ist und nichts für Personen, die keine Lust haben, über sich hinaus zu wachsen. Es ist eine wahre Herausforderung, die aber Spaß macht, sie zu bewältigen. Organisation wird man im Studium nach und nach lernen.

Nun stand ich zum ersten Mal in diesem Labor. Diese sind an der TUD ziemlich modern. Es war ein tolles Gefühl. Im nächsten Momment war ich wiederum einfach nur noch überfordert. Wir bekamen eine Einweisung, wobei wir vorher einen kurzen Sicherheitstest durchführen sollten (halb so wild) und anschließend sollten wir zu unserem Laborplatz gehen, der uns vorab zugeteilt wurde und unsere Betriebsanweisung herausholen. Ich hatte natürlich keinen Schimmer, was das war, aber Glück, dass ich doch schon allles vorgeschrieben habe. Im Grunde ist das nichts Anderes, als eine Absicherung für sich selbst, sich mit den Gefahren, die von den Stoffen ausgehen, auseinandergesetzt zu haben. Salzsäure als gefährlichster Stoff im Labor ist Geschichte. Sorgfalt muss man lernen und beachten. Dann wird auch alles gut. Irgendwann war das Ganze für uns Studenten Routine.

Nun begann die Laborarbeit. Die Laborausstattung an der TUD wurde uns gestellt sowie Säureschutzhandschuhe und Laborbrille. Nur die Kittel, Laborskript und sonstiges Zeug wie Spülmittel, Feuerzeug etc. mussten selbst gekauft werden. Die Experimente waren zunächst für uns Anfänger echt einfach, aber ich habe mich trotzdem nicht so gefühlt, als könnte ich das fehlerfrei machen. Unsere Laborassistenten kamen hin und wieder vorbei und bemängelten etwas. Mal etwas höflicher, mal genervter. Irgendwann hatte ich dann eher Angst, dabei beobachtet zu werden. Das waren für mich grauenhafte Stunden Labor und mir schoss nur ein Gedanke durch den Kopf. Wie sollte ich das das Semester oder gar das ganze Studium durchhalten? Ich war einfach nur frustriert.

Ich habe auch schnell bemerkt, dass es meinen Kommilitonen ähnlich ergangen ist. Manche haben nach der ersten Woche im Labor ihr Studium geschmissen. Ich wollte mich von dem ersten Eindruck aber nicht runterziehen lassen und war fest entschlossen, es besser zu machen. Ich habe mir voher im Jander (unsere Nachweisbibel im Studium) was zu den kommenden Experimenten durchgelesen und die Durchführung und zu erwartenden Ergebnisse notiert. Wirklich, geht niemals unvorbereitet ins Labor! Das hat tatsächlich geholfen. Zum ersten Mal habe ich das Labor als angenehm empfunden. Es gab zwar auch hin und wieder mal ein paar Tiefpunkte wie solche, wenn eine Analyse nicht so geklappt hat, wie sie klappen sollte oder wenn ein Präparat wiederholt werden sollte, für das man mehrere Tage investiert hat (wenn man beispielsweise wie ich glorreiche 120% Ausbeute erreicht hat). Oder auch wenn die Abtestate doch mal nicht so gut waren wie erwartet. Die Abtestate ( auch Lernzielkontrollen genannt) sind sowas wie kleine Tests, die man nach einem Kapitel im Laborskript schreibt. Darauf würde zwar jeder gern verzichten, aber im Grunde sind die auch nicht so wild.

Das Pensum im Studium während des Praktikums, das ca. zwei Monate bei uns gedauert hat, war unglaublich. Von 7: 30 Uhr bis 17:30 Uhr war ich fast täglich in der Uni (oder länger).
Während meiner Zeit in der Uni habe ich das aber nicht als Belastung wahrgenommen. Nein, die Vorlesungen waren super interessant, die meisten Dozenten ziemlich kompetent, freundlich und zuvorkommend. Ich erinnere mich daran, dass sich mein PC-Prof vor jeder Vorlesung erst einmal erkundigt hat, ob bei uns alles in Ordnung sei und andere boten auch an, mit ihnen sprechen zu können, wenn es uns nicht gutginge oder es Probleme mit unseren Assistenten gäbe, was diese ganze Anspannung im Studium stark entschlackt hat. Die Seminare waren zudem ziemlich hilfreich. Schwierig war es nur, es zeitlich zu schaffen, diese vorzubereiten während der Praktikumsphase, weil das Protokollschreiben viel Zeit in Anspruch genommen hat. Bleibt dabei aber am Ball und schiebt nicht allzu sehr auf!
Inhaltlich finde ich, kann man gut mitkommen, wenn man die Vorlesungen wahrnimmt und regelmäßig die Seminare besucht. Der Anspruch ist also nicht übertrieben schwer. Zudem werden die Vorlesungsfolien und Seminare alle online hochgeladen, was die Nachbereitung sehr erleichtert. In den Vorlesungen selbst gibt's manchmal ein paar coole Experimente - hin und wieder auch ein paar explosive, bei denen ich mich natürlich in die erste Reihe setze und dann fast einen Herzinfarkt erleide. Manchmal teilt der Professor sogar die ein oder andere lustige (natürlich lehrreiche) Story aus seiner Studienzeit mit und manchmal kommt der Fachschaftsrat vorbei, der in Dresden sehr engagiert ist.

Das Chemiestudium hat zudem einen großen Pro-Punkt, den nicht alle Studiengänge so haben und wirklich, das werdet ihr sehr schätzen. Man verbringt mit seinen Kommilitonen mitunter mehr Zeit als mit seiner Familie und das vernetzt. Das Labor schweißt nochmal richtig zusammen. Bei mir sind wahre Freundschaften entstanden. Ich genieße es sehr, jemanden im Leben zu haben, mit denen ich die Erfahrungen im Studium teile und Dinge unternehme. Ich erinnere mich daran, dass ich mit der Laborgruppe erst einmal bis in die Nacht unsere bestandenen Analysen gefeiert habe und bei der Ersti-Party sogar mit ihnen die Nacht durchgemacht habe, mir anschließend einen Koffeinbombe geschnappt und mich ohne Schlaf in die Mathevorlesung am Freitagmorgen gesetzt habe. War nicht die beste Idee, sollte auch nicht der Regelfall sein, aber das war eine Erfahrung, die man als Student sammelt. Neue Dinge zu wagen, gehört auch dazu. Das Leben besteht nicht nur aus dem Studium. Man muss die Balance finden.

Im Labor haben wir uns zudem wahnsinnig unterstützt. Zusammenarbeit und Hilfe bei den Analysen war der Normalfall. Das Labor hat irgendwann nicht mehr Kraft geraubt, sondern Energie gegeben. Wer sich für Chemie interessiert, wird da auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Ich persönlich hatte unglaublich Spaß dabei, die Experimente auszuwerten - und durchzuführen natürlich! Der Umgang mit den Assistenten war ebenso sehr viel entspannter und viele von ihnen besonders freundlich. Gut, manchmal darf man sich einen Kommentar anhören, über die man im Nachhinein aber meistens lachen kann. Ich bin froh, drangeblieben zu sein. Sogar sehr froh.

Wenn mich also jemand fragt, ob ich das Studium weiterempfehlen würde, dann muss ich meistens erstmal kurz lachen. Diese Frage habe ich selbst oft genug gestellt und ehrliche Antworten bekommen - hin und wieder auch mal ein Schauermärchen. Lasst euch nicht beirren, wenn ihr denkt, das könnte passen und wenn ihr bereit seid, dafür was zu tun. Dann wird es schon nicht schiefgehen. Selbst wenn, eine Studienentscheidung ist nicht in Stein gemeiselt. Denkt nur gründlich darüber nach. Eine allgemeine Empfehlung kann ich also nicht unbedingt aussprechen. Ich muss dann immer wieder an meinen ersten Tag im Labor und an meine ersten Wochen an der Uni denken. Die werde ich nicht so schnell vergessen, aber zeitgleich denke ich an die vielen schönen Erfahrungen, die ich sammeln konnte und an das, was ich im Studium lernen konnte und weiterhin kann - nämlich Chemie. Für mich ein faszinierendes Fach, wofür sich der Aufwand lohnt. Macht euch nicht fertig, sollte nicht alles von Beginn an funktionieren. Ihr seid nicht allein.

Jenny hat 17 Fragen aus unserer Umfrage beantwortet

Verglichen wird die Aussage des Rezensenten mit den Angaben der Kommilitonen des Studiengangs.
  • Wie gut ist das WLAN auf dem Campus?
    Den WLAN Empfang auf dem Campus finde ich sehr gut.
    50% meiner Kommilitonen sagen, das WLAN auf dem Campus ist gut.
  • Wie ist die Parkplatz-Situation?
    Ich finde mit etwas Glück und ein bisschen Geduld einen Parkplatz.
    Auch 43% meiner Kommilitonen finden mit etwas Glück und ein bisschen Geduld einen Parkplatz.
  • Fährst Du mit dem Fahrrad zur Hochschule?
    Mit dem Fahrrad fahre ich eigentlich nie zur Hochschule.
    Auch 57% meiner Kommilitonen fahren eigentlich nie mit dem Fahrrad zur Hochschule.
  • Wie schwierig war die Wohnungssuche?
    Die Wohnungssuche war nicht ganz so einfach, aber ich habe etwas gefunden.
    50% meiner Kommilitonen empfanden die Wohnungssuche ziemlich entspannt.
  • Wie praxisnah ist Dein Studium aufgebaut?
    Mein Studium ist sehr praxisnah gestaltet.
    Auch 100% meiner Kommilitonen bewerten das Studium als sehr praxisnah.
  • Wie hoch ist der Anspruch an die Studenten?
    Der Anspruch an die Studenten ist für mich genau richtig.
    57% meiner Kommilitonen sind der Ansicht, das Studium ist überfordernd.
  • Wie sind Deine Berufsaussichten nach dem Studium?
    Meine Berufsaussichten schätze ich grundsätzlich optimistisch ein.
    Auch 50% meiner Kommilitonen schätzen ihre Berufsaussichten optimistisch ein.
  • Kommen die Dozenten aus der Praxis?
    Ein paar meiner Dozenten kommen sogar aus der Praxis.
    Auch 75% meiner Kommilitonen geben an, dass ein paar ihrer Dozenten Praxiserfahrung haben.
  • Gibt es eine Anwesenheitspflicht?
    Ich habe keine Anwesenheitspflicht in meinem Studium.
    67% meiner Kommilitonen sagen, dass es nur teilweise eine Anwesenheitspflicht gibt.
  • Wie schwer ist es in einen Wunschkurs zu kommen?
    Ich bin sehr einfach in meine Wunschkurse gekommen.
    Auch 100% meiner Kommilitonen sind sehr einfach in ihre Wunschkurse gekommen.
  • Hast Du einen Studentenjob?
    Ich habe keinen Studentenjob.
    Auch 50% meiner Kommilitonen haben keinen Studentenjob.
  • Bist Du Vegetarier oder Veganer?
    Ich bin kein Vegetarier oder Veganer.
    Auch 100% meiner Kommilitonen essen gerne Fleisch.
  • Wie finanzierst Du hauptsächlich Deinen Lebensunterhalt?
    Ich finanziere meinen Lebensunterhalt hauptsächlich durch Bafög.
    56% meiner Kommilitonen erhalten hauptsächlich finanzielle Unterstützung von ihren Eltern.
  • Haben Deine Eltern auch studiert?
    Meine Eltern haben nicht studiert.
    Auch 80% meiner Kommilitonen geben an, dass ihre Eltern nicht studiert haben.
  • Fährst Du in den Semesterferien in den Urlaub?
    In den Semesterferien fahre ich manchmal in den Urlaub.
    Auch 71% meiner Kommilitonen fahren in den Semesterferien manchmal in den Urlaub.
  • Hast Du das Gefühl, das Dich Dein Studium gut auf das Berufsleben vorbereitet?
    Ich fühle mich durch mein Studium nicht gut auf das Berufsleben vorbereitet.
    86% meiner Kommilitonen fühlen sich durch ihr Studium gut auf das Berufsleben vorbereitet.
  • Wann fängst Du meistens mit dem Lernen für Klausuren an?
    Meistens fange ich 1-2 Wochen vorher mit dem Lernen für Klausuren an.
    Auch 86% meiner Kommilitonen fangen etwa 1-2 Wochen vorher mit dem Lernen für Klausuren an.
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Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

1.9
Max , 05.03.2024 - Chemie (B.Sc.)
3.6
Arianna , 01.03.2024 - Chemie (B.Sc.)
4.6
Lars , 16.02.2024 - Chemie (B.Sc.)
3.4
Sarah , 17.01.2024 - Chemie (B.Sc.)
3.9
Clara , 05.12.2023 - Chemie (B.Sc.)
4.1
Thanh , 28.11.2023 - Chemie (B.Sc.)
3.1
Flo , 23.11.2023 - Chemie (B.Sc.)
2.7
Ilaria , 27.10.2023 - Chemie (B.Sc.)
4.7
Olga , 19.10.2023 - Chemie (B.Sc.)
3.9
Clemens , 24.09.2023 - Chemie (B.Sc.)

Über Jenny

  • Alter: 18-20
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 2
  • Studienbeginn: 2022
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Dresden
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 29.03.2023
  • Veröffentlicht am: 29.03.2023