Meine Erfahrungen

Das Konzept ist sehr vielversprechend: Einige grundlegende Vorlesungen (Pflichtmodule) für alle, gepaart mit einer Auswahl von spezifischen Vorlesungen für die drei Fachrichtungen (Wahlpflichtmodule), unterlegt mit einigen Vorlesungen, die keinen Schwerpunkt oder mehrere ansprechen. Das Curriculum ist größtenteils flexibel zusammenstellbar und nach den eigenen Interessen ausrichtbar.
Ein Problem ist hier, dass einige Vertiefungen gerade die nötige Anzahl an Modulen anbieten, sodass hier keine Wahlmöglichkeit besteht, wenn die Vertiefung vollständig angerechnet werden soll. Ist eins der Module jedoch zeitlich ungünstig gelegen, inhaltlich nicht interessant oder wird von einem unerwünschten Dozenten durchgeführt, so muss hier in den "sauren Apfel gebissen" werden. Die scheinbar vielfältien Optionen werden so deutlich eingeschränkt, wenn eine spezifische Vertiefung angestrebt wird. Der Studienverlauf ist sinnvoll aufgebaut und bietet ausreichend Möglichkeiten, seinen Schwerpunkt zu verfolgen, sich in anderen Bereichen umzuschauen und bei Bedarf Prüfungen nachzuholen oder zu verbessern. Ein Praxisprojekt sowie die Möglichkeit zu diversen Exkursionen stellen einen exzellenten Bezug zur Praxis dar und wiegt viele andere Schwächen wieder auf. Hier ist häufig das Interesse und Engagement der Studenten entscheidend, in welchem Umfang "praktisch" studiert wird. 3,5/5

Informationen zum Curriculum, zum Studienverlauf, Einschränkungen oder Möglichkeiten sind schlecht bis gar nicht kommuniziert und müssen sich mühsam von verschiedensten Kanälen zusammengesucht werden. Häufig erfährt ein Student erst von diesen, wenn es zu spät ist in einer beiläufigen E-Mail oder im Gespräch mit Kommilitonen höheren Semesters, Mitarbeitern oder Dozenten der Hochschule. Aktuelle Informationen und Unterlagen sind auf diversen Plattformen verstreut und es ist an den Studenten, sich rechtzeitig auf allen diesen über Aktuelles oder Grundlegendes zu informieren. 1/5

Die Ausstattung und Räumlichkeiten sind größtenteils auf dem Niveau einer Grundschule. Digitale Ausstattung ist meist in Form eines Beamers sowie eines PCs in den "Klassenzimmern" (die Seminarräume sind alt, schlecht belüftet und wenig ansprechend). Whiteboards sind das gängige Mittel der optischen Aufbereitung und Übermittlung von Wissen bzw. die klassische Präsentation aus PowerPoint. Auf dem gesamten Campus ist freizugängliches W-LAN zu finden. Es gibt ausreichend Seminarräume. 4/5

Die Lehrveranstaltungen sind stark durchmischt und komplett abhängig von den Dozenten. Ich habe alles erlebt, von einer tollen, interaktiven und lehrreichen Vorlesung mit hohem Anspruch und viel Aufwand für Vor- und Nachbereitung als auch uninteressant vermittelte, langeweilige und wenig anspruchsvolle Inhalte. Hier kann keine klare Note vergeben werden, da diese genau in der Mitte wäre und damit weder den richtig guten als auch den richtig schlechten Vorlesungen gerecht würde.

Die Dozenten, die für mich ein Studium entscheidend mit prägen, sind wie an jeder Hochschule stark unterschiedlich. Es gibt den klassischen Monolog-Halter, den Rückfragen nur aus dem Konzept bringen als auch den spritzigen, übermotivierten "Kumpel-Typ", der allen ein wenig auf die Nerven geht. Im Durchschnitt sind die Dozenten in Ordnung, mit einigen Ausreißern nach unten und nach oben. Die Suche nach einem engagierten Betreuer und Mentor für eine Abschlussarbeit kann sich als Herausforderung darstellen, da die Betreuung häufig nur in verwaltender Weise geschieht. Die Dozenten, die motiviert, engagiert und wohlwollend sind, sind dementsprechend mit sehr vielen Abschlussarbeiten fast schon überfordert.
Die fachliche Kompetenz der Dozenten kann wohl insgesamt als "gut" bezeichnet werden, viele weisen viele Jahre praktische Erfahrung in der freien Wirtschaft auf und können mit Anekdoten, Erfahrungen und Kontakten dienen. Der eine oder andere scheint eher zufällig in die Dozentenrolle an einer FACHhochschule gerutscht zu sein.
Die methodische (didaktische) Kompetenz der Dozenten schwankt ebenfalls stark. Hier geht häufig großes Wissen und wertvolle Erfahrung auf dem Weg zu den Studenten verloren, weil die Vermittlung nicht funktioniert. Ein klassisches Problem unseres Bildungssystems. Dies führt häufig dazu, dass Studenten die Vorlesungen aufgrund ihrer Dozenten und nicht aufgrund ihrer Inhalte auswählen und am Ende ein buntes "Potpourrie" aus Veranstaltungen vorweisen können, die auf den ersten Blick keinen klaren Zusammenhang haben. Hier liegt häufig auch die Herausforderung, wenn eine bestimmte Vertiefung angestrebt wird und eine oder mehrere Vorlesungen dazu von einem Dozenten gegeben werden, der einem nicht zusagt. 3/5

Zum digitalen Studium kann ich keine Aussage machen.

Stand heute würde ich das Studium knapp nicht weiterempfehlen, da zu viele Dinge negativ auffallen und das Ganze unnötig kompliziert und frustrierend machen. Doch insbesondere bei den Dozenten und den Inhalten sehe ich großes Potenzial, das gepaart mit der Praxisnähe zu einem Top-Studium an einem guten Standort taugt.