Würde ich mir nicht nochmal antun

Biowissenschaften (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    2.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Digitales Studieren
    3.0
  • Gesamtbewertung
    3.1
Wie der Titel schon sagt, würde ich mich nicht noch einmal für den Bachelorstudiengang Biowissenschaften an der Uni Potsdam entscheiden. Dafür gibt es einige Gründe.

Als ich anfing zu studieren, waren 90 % der Veranstaltungen online, was mir an sich gut gefiel: die Live-Vorlesungen und -Übungen über Zoom gaben mir eine gewisse Struktur im Tag und die asynchronen, auf Moodle hochgeladenen, Vorlesungen, Übungsblätter oder Online-Quizzes gaben mir die Möglichkeit, den Großteil meiner Zeit frei zu planen. Was leider durch die Distanzlehre zu kurz kam, war das Kennenlernen von KommilitonInnen und das Knüpfen von Freundschaften. Ohne meine Mitbewohnerin und meine Freundin in meiner Nähe, wäre ich wohl vereinsamt und hätte das Studium sehr schnell abgebrochen. Im Laufe der Semester wurden dann mehr und mehr Veranstaltungen in Präsenz am Campus Golm abgehalten und ich traf einige nette Leute, mit denen ich jetzt befreundet bin. Im Gespräch mit eben diesen Leuten oder anderen Studierenden aus meinem oder höheren Semestern habe ich erfahren, dass es fast alles von uns so ging - vor allem in den Online-Semestern - viele fühlten sich einsam und ihnen fehlte die Möglichkeit, andere Studis kennenzulernen. Von anderen Unis habe ich gehört, dass die Fachschaftsräte Zoom-Treffen oder Discord-Group-Calls organisiert haben. Generell ist leider zu bemängeln das der FSR, der Fachschaftsrat, einfach ein riesengroßer Fail ist. Die Leute im Fachschaftsrat stehen einem bei Fragen nicht zur Seite, meistens reagieren sie nichtmal auf Mails oder andere Anfragen um Hilfe. Sie setzen sich nicht für die Belange der Studierenden ein und suchen auch nicht den Kontakt zu Studierenden oder Lehrenden. Meist wird man nur hochnäsig begutachtet, wenn man mal auf eines der (sehr wenigen) FSR-Mitglieder trifft.

Die Module an sich sind meiner Meinung nach sehr interessant. In den ersten zwei bis drei Semestern belegt man die Grundlagenmodule, bevor man sich dann für eine der 3 Spezialisierungsrichtungen entscheidet und sich der Modulbaum dann weiter aufspaltet. Die Grundlagenmodule der Biologie bestehen eigentlich nur aus Auswendiglernen unglaublicher Mengen an Stoff. Aber wenn man während des Semesters so semi am Ball bleibt, sind diese Klausuren meiner Meinung nach machbar. Bei den anderen Grundlagenmodulen wie Mathe, Physik und Chemie sieht das dann schon anders aus. Der Stoff wird sehr trocken vermittelt, es fehlt an Erklärungen, es wird angenommen, dass man die Hälfte schon kann oder in den (unglaublich überfordernden) Vorkursen der Mathematik schon gelernt hat, was aber in den meisten Fällen nicht der Fall ist. Eine wundervolle Ausnahme stellt da das Modul Physik 1 dar. Der Prof. ist unglaublich nett und liebenswürdig, vermittelt den Stoff auf spielerische und ansprechende Art und Weise und begegnet den Studis auf Augenhöhe.

Im Verlauf des Studiums werden die Module sehr schnell komplexer und tiefgreifender - meine Empfehlung: in den ersten 2 Semestern gut mitlernen, damit einem danach nicht die Grundlagen fehlen (ich selbst habe das auf die harte Tour gelernt *seufz* Biochemie und Physiologie *seufz*)

Das mit dem stumpfen Auswendiglernen & den puren Reproduktionsfragen in den Klausuren ändert sich leider eher weniger im Laufe des Studiums. Anwendungsaufgaben oder Aufgaben, in denen man sich selbst etwas überlegen muss, gibt es leider kaum.
Ist doch gut, oder nicht?
An sich ist es meistens natürlich einfacher, Dinge auswendig zu lernen, als sich genau in Themen einzuarbeiten und sie zu 100 % zu verstehen, um das Wissen in komplexen Sachverhalten anzuwenden..... aber leider ist die auswendig zu lernende Menge an Stoff in den meisten Modulen so unglaublich viel und überfordernd, dass jeder in den Klausurenphasen mindestens 3 mal die Woche einen Nervenzusammenbruch hat.

Btw.: Klausurenphase ist generell der absolute Horror. Sie zieht sich zusammen mit dem Praktikumszeitraum über mindestens 2, eher 2,5 Monate hin.
Das wars dann wohl mit den berühmten "Semesterferien", der Vorlesungsfreien Zeit, auf die man sich so freut, bevor man anfängt zu studieren - die gibt es nämlich in diesem Studiengang fast nicht. Während Freunde, die andere Fächer studieren für einen Monat in Griechenland chillen, sitzt du am Schreibtisch und paukst oder stehst im Labor.

Apropos Labor: Es gibt recht viele Laborpraktika während das Studiums: Physik, Chemie, Biochemie, Mikroskopiekurse in Zoologie und Botanik, Pflanzenbestimmungsübungen, etc.
Das ist an sich auch sehr toll und die Versuche meist spannend. Außerdem ist das der Teil des Studiums, der möglichen späteren Berufswegen am ähnlichsten sieht.
Leider ist hier wieder die Organisation der Uni das große Problem: zu fast keinem der Praktika (egal ob während des Semesters oder im Zwischensemester) gibt es nicht genug Plätze für alle Studierenden, die sich dafür anmelden. Die meisten Praktika sind nämlich für Biowissenschaftler, Ernährungswissenschaftler und Bio-Lehrämtler gleichzeitig. Doch leider sind für diese Mengen an Studis nicht die Kapazitäten da. Manchmal liegt es an Raummangel oder Ausstattungsmangel, meist aber an fehlendem Personal, das die Praktika beaufsichtigen kann.
Die BetreuerInnen sind teils sehr sehr nett und hilfsbereit, teils aber auch absolute Drachen. Ich wurde bereits mehrmals (in AC und in Biochemie) bei kleinsten Fehlern angeschnauzt und gefragt, ob der Studiengang denn überhaupt das Richtige für mich sei oder ob ich mich absichtlich so dumm anstelle.
Die Praktika erfordern außerdem einen hohen Zeitaufwand, da man sich (logischerweise) auf seine Versuche vorbereiten muss. Dann muss man meist vor jedem Versuchstag ein Testat bestehen und danach Laborjournale oder Protokolle abgeben. Nicht selten hat man mitten im Semester auch noch Prüfungen die als Prüfungsnebenleistung gelten, für die man mindesten 3 Tage voll lernen muss. Und das alles während des Studienalltags; also parallel zu Vorlesungsnachbereitungen und Hausaufgabenabgaben in Mathe, Physik, Biochemie oder Chemie.

Diese Leistungskontrollen haben aber auch positive Seiten, da sie einen zwingen, am Ball zu bleiben und während des Semesters kontinuierlich mitzuarbeiten. Sie üben aber leider auch großen Druck auf die Studis aus.

Generell sollte man gut mit Druck umgehen können und stressresistent sein. Selbst dann ist ein Studium in Regelstudienzeit für die meisten Biowissenschaften-Studis eher Wunschdenken.

Zur Uni allgemein:
- die Mensa in Golm ist top: leckeres Essen für relativ kleine Preise; es gibt immer vegetarische und vegane Menüs, Kaffee ist billig
- die Bib ist schön groß, ein modernes, helles Gebäude mit toller Lernathmosphäre und allen Büchern, die man so für das Selbststudium gebrauchen kann
- die Hörsäle sind zum Großteil technisch gut ausgestattet, auch wenn die Klappstühle und -tische in einigen (v.a. den älteren Gebäuden) nach und nach den Geist aufgeben
- die Labore sind im Großen und Ganzen gut ausgestattet mit genügend Material für alle Praktikumsteilnehmer (traurige Ausnahme hier das Labor für das OC-Praktikum, wo es nicht genug dichte Schläuche und funktionierende Klemmen für die sehr teuren und komplexen Glasaufbauten gab)
- der Campus ist schön und grün mit vielen Sitzgelegenheiten; es gibt ein tolles UniGym
- ein großer Rewe und ein leckerer Dönerstand sind direkt neben dem Campus
- Der Bahnhof Golm liegt keine 100m vom Unigelände entfernt und es fahren regelmäßig Züge von und nach Potsdam Hauptbahnhof, Berlin, Brandenburg an der Havel, Wustermark, etc.
- Busse in die Innenstadt fahren auch alle 5 - 10 Minuten (auch wenn das Bussystem in Potsdam absolut unzuverlässig ist lol)
- der Campus ist sehr ländlich in einem Wohngebiet umgeben von Feldern gelegen und auch dementsprechend eher ruhig; die Innenstadt von Potsdam oder auch Berlin sind aber schnell zu erreichen

Im großen und ganzen finde ich es okay an der Uni. Das Studium ist hart und arbeitsaufwändig, die Lehrathmosphäre mal so mal so, das Lehrpersonal zu 60 % sehr gut oder gut und zu 40 % ziemlich mies, der Campus gut, die Organisation der Uni und des Studiengangs eher schlecht als recht.
Ich würde mich wohl wieder für einen Studiengang in der Richtung Biologie oder Biowissenschaften entscheiden, aber wohl eher an einer anderen Uni. Zum Beispiel Rostock für Biowissenschaften oder die FU Berlin für Biologie.

Der Studiengang Biowissenschaften an der Uni Potsdam ist für dich geeignet, wenn du absolut naturwissenschaftlich begeistert bist, du total Bock auf Arbeit und Lehre im Labor hast, du sehr gut alleine und ohne Hilfestellungen von Lehrenden klarkommst, du dich selbst gut organisieren kannst und auch kurzfristig auf Änderungen der Lehrenden und in der Organisation reagieren kannst, du sehr sehr sehr viel Zeit in dein Studium investieren möchtest und wenn du einen ruhigen, recht modernen Campus suchst, der aber trotzdem nicht weit weg vom städtischen Leben ist.

PS: für Altklausurfragen, Klausurzusammenfassungen, Altprotokolle der Praktika oder Karteikarten gibt es einige gute Websites ;)
  • interessante Studieninhalte, guter Campus, viel Praxis
  • grauenhafte Organisation, viel Druck, viel zu lernende Stoffmenge

Me hat 19 Fragen aus unserer Umfrage beantwortet

Verglichen wird die Aussage des Rezensenten mit den Angaben der Kommilitonen des Studiengangs.
  • Wie gut ist das WLAN auf dem Campus?
    Den WLAN Empfang auf dem Campus finde ich gut.
    Auch 68% meiner Kommilitonen sagen, das WLAN auf dem Campus ist gut.
  • Gibt es organisierte Studentenpartys?
    Ich bin der Auffassung, dass es nur selten organisierte Studentenpartys gibt.
    Auch 58% meiner Kommilitonen geben an, dass es nur selten organisierte Studentenpartys gibt.
  • Wie umfangreich ist das Hochschulsport-Angebot?
    Ich bin begeistert vom vielfältigen Hochschulsport-Angebot.
    Auch 89% meiner Kommilitonen finden das Hochschulsport-Angebot sehr vielfältig.
  • Wie gepflegt sind die Toiletten?
    Ich freue mich über die sehr sauberen Toiletten.
    Auch 52% meiner Kommilitonen freuen sich über sehr saubere Toiletten.
  • Sind die Öffnungszeiten des Sekretariats in Ordnung?
    Ich habe angegeben, dass das Sekretariat ausreichend geöffnet ist.
    Auch 53% meiner Kommilitonen haben angegeben, dass das Sekretariat ausreichend geöffnet ist.
  • Wie schwer war es, Anschluss in der Uni zu finden?
    Für mich war es schwierig, Anschluss in der Hochschule zu finden.
    für 64% meiner Kommilitonen war es nicht so einfach, schnell Anschluss zu finden.
  • Ist Deine Hochschule barrierefrei?
    Ich bezeichne die Hochschule als teilweise barrierefrei.
    Auch 71% meiner Kommilitonen sehen die Hochschule als teilweise barrierefrei.
  • Wie praxisnah ist Dein Studium aufgebaut?
    Mein Studium bietet eine ausgewogene Mischung zwischen Theorie und Praxis.
    Auch 50% meiner Kommilitonen beurteilen ihr Studium als ausgewogen zwischen Theorie und Praxis.
  • Werden Vorlesungen häufig abgesagt?
    Leider werden Vorlesungen öfters bei uns abgesagt.
    81% meiner Kommilitonen sagen, dass nur in Ausnahmefällen Vorlesungen abgesagt werden.
  • Gibt es eine Anwesenheitspflicht?
    In manchen Kursen habe ich eine Anwesenheitspflicht.
    Auch 58% meiner Kommilitonen sagen, dass es nur teilweise eine Anwesenheitspflicht gibt.
  • Fühlst Du Dich während Deines Studiums gut betreut?
    Ich fühle mich während des Studiums alleingelassen.
    für 54% meiner Kommilitonen ist die Betreuung während des Studiums ok.
  • Ist der Studienverlauf sinnvoll geplant?
    Für mich ist der Studienverlauf ein komplettes Chaos.
    54% meiner Kommilitonen finden, dass der Studienverlauf bis auf wenige Ausnahmen sinnvoll geplant ist.
  • Ist die Regelstudienzeit realistisch bemessen?
    Für mich ist die Regelstudienzeit nur mit Hilfe einer Zeitmaschine einzuhalten.
    Auch 76% meiner Kommilitonen glauben, die Regelstudienzeit ist nur mit Hilfe einer Zeitmaschine einzuhalten.
  • Wie vielfältig ist das Kursangebot?
    Ich finde die Größe des Kursangebotes in Ordnung.
    Auch 60% meiner Kommilitonen finden das Kursangebot ok.
  • Hast Du einen Studentenjob?
    Ich habe keinen Studentenjob.
    65% meiner Kommilitonen haben einen Studentenjob.
  • Hast Du schonmal erlebt, dass Ausländer an Deiner Hochschule diskriminiert wurden?
    Ich habe es noch nie miterlebt, dass Ausländer an meiner Hochschule diskriminiert wurden.
    Auch 91% meiner Kommilitonen haben es noch nie miterlebt, dass Ausländer an ihrer Hochschule diskriminiert wurden.
  • Haben Deine Eltern auch studiert?
    Meine Eltern haben zum Teil auch studiert.
    48% meiner Kommilitonen geben an, dass ihre Eltern studiert haben.
  • Wie beurteilst Du die Erreichbarkeit Deiner Dozenten?
    Meine Dozenten kann ich nur mit etwas Glück erreichen.
    80% meiner Kommilitonen können ihre Dozenten sehr gut erreichen.
  • Wann fängst Du meistens mit dem Lernen für Klausuren an?
    Meistens fange ich mindestens 3-4 Wochen vorher mit dem Lernen für Klausuren an.
    Auch 71% meiner Kommilitonen fangen mindestens 3-4 Wochen vorher mit dem Lernen für Klausuren an.
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Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.4
Lena , 31.03.2024 - Biowissenschaften (B.Sc.)
3.9
Lisa , 19.03.2024 - Biowissenschaften (B.Sc.)
3.3
Maximilian , 13.03.2024 - Biowissenschaften (B.Sc.)
3.7
Robin , 27.02.2024 - Biowissenschaften (B.Sc.)
3.6
Marie , 11.02.2024 - Biowissenschaften (B.Sc.)
3.9
Vivian , 06.02.2024 - Biowissenschaften (B.Sc.)
4.0
Charly , 16.01.2024 - Biowissenschaften (B.Sc.)
3.6
Mara , 08.01.2024 - Biowissenschaften (B.Sc.)
3.7
Gabriela , 20.12.2023 - Biowissenschaften (B.Sc.)
3.3
Hella , 07.12.2023 - Biowissenschaften (B.Sc.)

Über Me

  • Alter: 18-20
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 3
  • Studienbeginn: 2021
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus II - Golm
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 07.11.2022
  • Veröffentlicht am: 11.11.2022