Zwischen Bergen von Fahrrädern & Wissenschaftlern

Die Uni Münster ist eine schöne Uni mit gutem Ruf, die einzelnen Institute sind über den Stadtkern verteilt. Dadurch muss man zwar manchmal ein wenig pendeln, aber darauf wird im Stundenplan und von den Dozenten Rücksicht genommen.
Das Studienfach Biowissenschaften ist sehr umfangreich und fordert ordentlich, genau so habe ich mir das vorgestellt. Auf Studenten der Naturwissenschaften passt das Image des "faulen Studenten" mit "übermäßig viel Zeit" tatsächlich überhaupt nicht.
Ganz im Gegenteil: Mein Studienalltag sieht meist so aus, dass ich effektiv 25-30h/Woche mit Lehrveranstaltungen gefüllt habe. Da diese aber auch Laborübungen beinhalten, muss ich mich auf die Veranstaltungen auch gut vorbereiten. Das geschieht dann meist zwischendurch im Bus oder klassisch Abends am Schreibtisch. Denn ob man sich ordentlich vorbereitet hat, wird in einem kurzen Antestat vor jedem Kurstag überprüft.
Sollte man im Stundenplan doch noch den ein oder anderen Tag freigeschaufelt haben, bleibt es nicht lang dabei. Denn dann winken einem Tages-Exkursionen entgegen, die zwischen 3 und 6 Stunden dauern. Ach, denkt man sich jetzt, was soll an so einem kleinen Ausflug denn so schlimm sein?! Die Antwort ist: Gar nichts.
Man fährt dann halt mit seinem treuen Gefährten (dem Fahrrad) in Richtung Rieselfelder und beobachtet Vögel bei der Brut, oder sammelt im Wienburgpark Käfer und anderes Getier um diese zu bestimmen. Das ist eine recht willkommene Ablenkung zu der ganzen Theorie! Der ein oder andere wird jetzt die Nase rümpfen und sich an seinen Biologie Unterricht erinnern, der so gar nichts mit Käfern und Vögeln zu tun hatte. Dem sei geantwortet: Ja, wir Biologen machen auch Genetik. Aber Artenkenntnis der Flora und Fauna gehört eben auch dazu.
Kommen wir zu den Semesterferien: Während die Germanisten und Anglisten in den Urlaub fahren und am Strand, an der Bar oder im Café an ihren Hausarbeiten schreiben und sich ihres Lebens freuen, sitzen die meisten Naturwissenschaftler in Laboren und tüfteln. Denn zu den ganzen regulären Veranstaltungen gesellen sich auch noch einige Laborpraktika, zu den Themen Mikrobiologie, Anorganische & Organische Chemie und vieles mehr.
Unterm Strich lässt sich also sagen: Wer sich zu einem "Bachelor of Science" entscheidet, sollte vorher nochmal seine Motivation überprüfen, und dann auch noch die Modulbeschreibung lesen. Und wer dann noch Bock auf Bio, Chemie oder Geowissenschaften hat, ist auf einem ziemlich guten Weg.

Die Uni Münster hat den Stundenplan im Zuge der Umstellung auf Bachelor/Master
sehr verschult, sodass man bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss um weitere Lehrveranstaltungen zu besuchen.
Für Studenten die gerne "aufschieben" ist das sicher ein guter Ansporn, für die Anderen, die gern die ein oder andere Veranstaltung vorziehen würden (ja das ginge vom Arbeitsaufwand sogar) ist diese Bürokratie eher ein Klotz am Bein.

Münster selbst ist eine wunderschöne Stadt, sie wurde vor einigen Jahren sogar zur "lebenswertesten Stadt der Welt" ernannt. Diese Begehrtheit zeichnet sich auch in den Preisen des Wohnungsmarkts ab.
In Münster ist das Fortbewegungsmittel Nummer eins das Fahrrad. Die Fahrradwege sind auch hervorragend ausgebaut. Hier gibt es Berge von Fahrrädern, was für den ein oder anderen Neu-Münsteraner ein echtes Phänomen darstellt.
Die Münsteraner Altstadt mit ihren traditionsreichen Kneipen ist super um mit Freunden mal Abends auszugehen!