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Fleiß, aber wenig Inhalt

Architektur (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    1.0
  • Dozenten
    1.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    2.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    2.0
  • Gesamtbewertung
    1.3
Ich bin an dieses Studium voller Eifer und Freude ran getreten. Leider musste ich schon nach sehr kurzer Zeit die Erfahrung machen, dass sich die Dozenten alle Mühe machen, jedes Selbstbewusstsein auszutreiben. Zu meiner Schulzeit hatte ich keinerlei Probleme mit Referaten. Ich konnte sie selbstsicher und motiviert, ohne Angst vortragen. Dann kam Entwerfen am IEX. Studenten durften Ihre Projekte teilweise erst gar nicht vortragen, sondern ihnen wurde gleich mitgeteilt, dass sie eh durchgefallen sind. Ich frage mich wie ein Student daraus konstruktive Kritik mitnehmen kann. Ganz davon abgesehen wie es sich anfühlt vor einer Gruppe so behandelt zu werden, nachdem bei jedem von uns Stunden der Arbeit hinein geflossen sind.
Im ersten Studienjahr gibt es Gestalten eins und zwei. Diese finden mitten im nirgendwo, in einem Gebäude zwischen Stadtrand und Flughafen, mitten im Wald statt. Das Gebäude ist so alt und hat so hohe Decken, dass sich nicht einmal Dagobert Duck die Heizkosten leisten könnte. Also frieren hier alle Studenten. Zu meiner Zeit dort, 2015, gab es noch die letzte Hoffnung. Den Brötchenwagen mit Kaffee im Sortiment. Er war unsere leise Hoffnung für die fünf Stunden kälte. Dieser wurde im zweiten Semester abgeschafft. Da man so extrem viel zu tun hat, hätte man den Freitag jedoch deutlich besser verbringen können, als sich mit Studierenden in einen Kreis zu stellen, und hin und her zu wippen. Es ist unglaublich frustrierend noch einen riesen Haufen Arbeit vor sich zu haben, aber dort, am wortwörtlichen Arsch der Welt festzusitzen, und nichts von dieser Arbeit abarbeiten zu können. 2016 kamen dann die Dozenten vom "Busch" auf die Großartige Idee die Fassade renovieren zu wollen. Sie bekamen leider keine Genehmigung das Gerüst aufzustellen, taten es letzen Endes aber trotzdem. Die Studierenden sollten dann auf einem Formular unterschreiben dass sie es aus eigenem Antrieb bauen. Und so wurden Vogelhäuschen in die Fassade integriert. Zum Glück des Instituts, fiel niemand von dem Gerüst.
Der einzige Weg ohne Auto hierhin erfolgt über die Buslinie und dann einem etwas ausgedehntem Spaziergang durch den Wald. Weiße Chucks sollten besser das weite suchen.
In anderen Fächern, wie Beispielsweise Baukonstruktion zwei darf man sich damit auseinander setzten tausende Steine für die Mauerwerksübung zu zeichnen. Das fördert zwar auf jeden Fall deinen Geduldsfaden für weitere Projekte, hat für mich aber keinen sonderlich wissenserweiternden Wert. Die Steine darf man mit den doch recht anschaffungskostenintensiven Rapidographen zeichnen. Oder auch, zeichne bloß keine Fuge durch, denn Tinte lässt sich doch recht schlecht entfernen. Ab dem 3. Semester darf man sich für Zeichensaalplätze bewerben. Da steht man dann mit 40 anderen Leuten und hofft einen der drei Plätze zu bekommen. Natürlich kennen sich viele der Bewerber und der Leute die im Zeichensaal sind schon. Insofern du und deine Freunde aber noch niemanden im Zeichensaal kennt, stehen die Chancen gelinde gesagt schlecht. Im dritten Semester darfst du dann auch das Semesterprogramm für Architektur benutzen. Hier werden die Plätze nach Losverfahren verteilt. Du hast Beispielsweise zwei Töpfe in die du jeweils fünf Veranstaltungen wählen darfst. Davon kannst du aber maximal für eine einen Platz erhalten. Mir ist es auch schon passiert für ein Projekt, was für das Semester angesetzt war, keinen Platz zu bekommen. Also fängt man an zu telefonieren, zu den Einführungsveranstaltungen zu gehen und zu sagen dass man doch so gerne dabei sein will. Und am Ende trotzdem keinen Platz bekommt. Mir persönlich wurde dann gesagt, es würden im laufe des Semesters noch mehr Plätze zur Verfügung gestellt, da das Institut wüsste, dass es viel zu wenig Plätze waren. Der Zuständige Mitarbeiter war dann jedoch zum Ende des Semesters anderweitig beschäftigt.
Die TU brüstet sich damit keine Massenuniversität zu sein. Das kann ich so in keiner Weise bestätigen. Man ist einfach nur eine Nummer und kann froh sein dass zumindest die Tutoren, die teilweise ja selbst noch studieren, seinen Namen kennen. Zu den Studenten gibt es generell einen herablassenden Umgang. Während meines Städtebaulichen Projektes beispielsweise, hat eine Professorin einer Gruppe vor allen anderen gesagt, sie sollten sich doch bitte überlegen ob sie weiter studieren wollen. Ich finde das einfach unglaublich uneinfühlsam und es war nicht nur einmal so, dass so eine Empfehlung vor anderen auch an anderen Instituten ausgesprochen wurde.

Des weiteren gibt es in diesem Studienverlaufsplan fünf Semester Geschichte. Ich frage mich wirklich was das bringen soll. Im ersten und zweiten Semester war man damit beschäftigt 500 Gebäude, mit Architekt, Baujahr, Epoche auswendig zu lernen, und das Gebäude und natürlich auch die ganzen Kirchen am Grundriss zu erkennen. Im dritten und vierten Semester war dann das ganze Thema viel theoretischer, allgemeiner und schlechter zu Greifen. Für diese Geschichtsveranstaltung gab es nichtmal ein offizielles Skript. Auch die Folien wurden nicht online gestellt. Angeboten wurde ein Reader als vorlesungsbegleitende Empfehlung. Eine Zusammenstellung aus eingescannten Artikeln anderer Fachpublikationen. Das ganze Skript natürlich in einem unglaublichem Ausmaß. Während andere Studiengänge an der TU ihre Skripte gestellt bekommen oder für einen geringen Preis (50 cent) abholen können und diese guter Qualität und teilweise Bindung (dann auch etwas teurer) vorliegen, darf sich der Architekturstudent gerne, beispielsweise das Skript für Gebäudetechnik in einem Copyshop für 15 Euro in schwarz-weiß, ohne Bindung, aber dafür mit blauem Deckblatt abholen. Da macht es kaum einen Unterschied ob man es selbst druckt oder abholt. Das Skript an sich umfasst dann im Teil für die Vorlesung ca 500 Folien. In der Klausur kann dann auch gerne wahllos eine davon abgefragt werden, in Form einer Abbildungsbeschriftung beispielsweise. Da man das ganze Semester an Projekten auf hochdruck Arbeitet, teilweise zwei Modelle die Woche hat, die am besten noch gelasert sein sollen, und man dann noch fast jede Woche eine LZK in Gebäudetechnik schreibt, hat man natürlich schon im Semester Zeit anzufangen diese auswendig zu lernen. Die LZK's beschäftigen sich nämlich nur mit dem Übungsskript.

Auch die Materialkosten die teilweise anfallen sind unglaublich. Als ich mit dem Studium anfing gab es noch Kommilitonen, die sich das Studium durch einen Nebenjob finanziert haben. Ich kann hier natürlich nicht für alle sprechen. Die die ich kannte, sind jedoch nach drei Monaten alle weg gewesen.

Bei Media Design Beispielsweise wollte das Institut gerne, dass einige der Projekte in 5x5m nachgebaut werden. Hier sollten die Studenten (3er-5er Gruppen) die 500-600 Euro für das große Modell selber tragen. Natürlich neben den Kosten für das eigene Projekt vorher im Semester. Letzen Endes ist es jedoch nie dazu gekommen, da das Institut nicht dafür hätte garantieren können, dass die außen Konstruktion (Holzkubus aus Stützen und Querbalken), gehalten hätte. Das zähle ich als ein ziemliches Armutszeugnis.

Da die Bewertungen sehr subjektiv sind, kann man selbst meist nur schlecht diskutieren, warum man seine Note so erhalten hat. Dagegen dachte ich dass in den Fächern wie Tragwerkslehre und Tragwerksentwurf mehr zu argumentieren geht.
Jedoch habe ich beispielsweise in TWL, trotz richtiger Antwort, keinen Punkt auf eine Frage bekommen, da dies nicht im Skript gestünden hätte, auch wenn es richtig ist. Im Tragwerksentwurf war ich dann doch ein bisschen schockierter. Es ging um den Entwurf einer Brücke. Hierfür habe ich den Träger berechnet, ging in die Sprechstunde und legte die Pläne vor. Der zuständige Betreuer schaute sich die Pläne an und meinte, der könnte ruhig 10 cm dünner sein. Ich meinte dass der jedoch um über die jeweilige Länge tragen zu können, dieses Maß nicht reichen würde. Er zuckte die Schultern und meinte es würde schon passen. In der Endbesprechnung nach der Benotung argumentierte er, dass es hier Punktabzug gab, da der Träger so Massiv aussehe. Trotzdessen, dass ich die 10cm abgezogen hatte. Ich frage mich wieso bei einem TRAGWERKsentwurf, egal ist, ob es trägt, oder nicht.

Der gesamte Studienverlauf gehört dringend überarbeitet. 10 LP durch Schlüsselqualifikationen bei der Arbeitslast sind weit zu viel. In einem Semester Media Design hab ich schon längst verstanden gehabt worauf abgezielt wird, und auch im zweiten Semester wurde nichts neues an INHALTEN vermittelt. Nur die Modellkosten waren nochmal, wenn auch höher, da. Durch die Liste an Voraussetzungen für die jeweiligen folgenden Module ist es meiner Meinung nach nicht Möglich dieses Studium in sechs Semestern zu absolvieren. Als ich mich für das Studium beworben habe, stand damals auf der Website etwas von etwas höherem Arbeitsaufwand. Welche Ausmaße das annimmt, hätte ich mir nicht träumen lassen. In dem Ranking der Zeit geht heraus dass nur 56% der Studierenden es in 8 Semestern schaffen, das Bachelorstudium zu absolvieren (Stand 2016).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wenn du hier Architektur studieren willst, du ein dickes Fell mitbringen oder entwickeln musst. Du musst lernen Kritik nicht persönlich an dich ran zu lassen. Ich persönlich musste noch nicht mehr als drei Nachtschichten bis zum sechsten Semester einlegen, aber da ist auch jeder anders. Egal ob Nachtschichten stattfinden, haben ich und meine Kommilitonen unsere regelmäßigen emotionalen Ausnahmezustände gemeinsam.
Hätte ich nicht meine Leute um mich gehabt, die mit mir angefangen haben, hätte ich schon längst hingeschmissen. Meine einzige Motivation ist, dass ich den Beruf des Architekten ausführen will, da ich durch mein Praktikum weiß, dass es dort anders läuft als in der Uni. Im Studienverlauf könnte radikal gekürzt werden.
  • Inhaltslos, subjektive Bewertung, Fleiß als Hauptaugenmerk, herblassende Behandlung, Konkurrenz Denken, Überholter Studienverlaufsplan, schlechte Organisation, zu wenig Plätze für Seminare und Projekte

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.3
Daniel , 01.05.2024 - Architektur (B.Sc.)
3.4
Aryon , 29.04.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.1
Ay , 06.04.2024 - Architektur (B.Sc.)
3.8
Marla , 11.03.2024 - Architektur (B.Sc.)
3.9
Lara , 25.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.4
Romy , 21.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.0
Antonia , 18.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
3.6
Frauke , 09.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
3.9
Leonie , 04.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.0
Stella , 04.02.2024 - Architektur (B.Sc.)

Über Lisa

  • Alter: 18-20
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 6
  • Studienbeginn: 2015
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Braunschweig
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 22.03.2018
  • Veröffentlicht am: 26.04.2018