Anglistik ist kein Zuckerschlecken

Ich habe das Gefühl, dass viele Studenten das Fach Anglistik bzw. Amerikanistik maßlos unterschätzen. Eine gute Note in Englisch ist noch lange kein Garant für ein erfolgreiches Studium und auch das wird immer wieder von den Dozenten betont. Insgesamt versucht die Uni Tübingen in den ersten beiden Semestern, alle auf den gleichen Stand zu bringen, sowohl was das Textverständnis als auch das Sprachliche generell angeht. Man muss hier einfach ehrlich sein - wer es nicht fertig bringt, einen winziges Essay in ganzen, grammatisch korrekten Sätzen zu schreiben, hat den falschen Studiengang gewählt. Das wird aber von den Dozenten insbesondere in den ersten beiden Semestern betont und dementsprechend dünnt sich die halbjährliche Flut an Erstsemestern relativ rasch wieder aus.

Sind die Lehrveranstaltungen anspruchsvoll? Ich finde, dass sie zumindest in den ersten beiden Semestern für jeden, der einigermaßen gut Englisch spricht und versteht, gut machbar sind. Es wird Eigeninitiative erwartet, aber sollte es doch mal hapern, gibt es den Helpdesk des Seminars und die studienfachliche Beratung, welche ruhig aufgesucht werden kann. Da ist echt nichts dabei und das Englische Seminar hat meiner Meinung nach auch gute Angebote für seine Studenten, wenn es mal hängt, sei es bei der Planung des Studiums oder bei einer Hausarbeit (z.B. das Research and Writing Centre). Sind dann erst mal die Basismodule geschafft und auch gut bestanden, so denke ich, dass man auch mit den folgenden Kursen und VLs keine Probleme haben wird. Wer Englisch liebt, macht das mit Links.

Die Dozenten sind im Allgemeinen sehr zu empfehlen. Insbesondere im Modul Academic English sind sehr viele Muttersprachler vertreten und auch generell sind die Dozenten sehr international. Von Afrika über UK, USA und Kanada und Holland ist wirklich alles dabei. Die Dozenten sind meist gut erreichbar und jene, die ich kennengelernt habe, sind stets bereit, bei Problemen zu helfen. Ich würde sagen: Wer sich anstrengt und aktiv mitarbeitet, bekommt auch von den Dozenten die nur größtmögliche Unterstützung.

Der Studienverlauf ist durch das Modulhandbuch gut geregelt - sollte es trotzdem Fragen geben, gibt es die Fachschaft und natürlich die Fachberatung des Seminars.

Leider ist es jedes Semester ein Bangen und ein Kampf um Seminarplätze, weil es eben viele Studenten sind. Wer keinen Platz bekommt, muss dann einfach den Dozenten fragen, ob noch ein Platz im jeweiligen Seminar frei ist bzw. sich über das Sekretariat zuweisen lassen.

Der Brechtbau, in welchem sich das Englische Seminar befindet, ist.... wie soll man sagen... speziell. Ein altes Gebäude, das sicher mal furchtbar modern war, aber jetzt eher durch Platzmangel und alte Räumlichkeiten besticht. Überall gibt es WLAN (und es funktioniert IMMER!) und man bemüht sich, die Räume in Schuss zu halten, aber es fehlt halt an Geld. Das meiste Geld geht halt an die Mediziner und Juristen, welche in Marmorhallen hausen und der Brechtbau muss froh sein, wenn es Klopapier und Seife gibt.

Englisch wird einem im Studium NICHT beigebracht. Das ist nicht die Aufgabe der Dozenten und wird auch immer wieder betont. Ein Auslandsaufenthalt wird empfohlen und die Uni unterhält Beziehungen zu namenhaften Universitäten wie Cambridge, Exeter und co. Wer Großbritannien/die USA liebt und den lieben langen Tag nichts anderes macht, der ist bei diesem Studiengang genau richtig und in Tübingen erst recht. Es ist zwar nicht ultramodern, aber die Seminare und Vorlesungen sind super, interessant und mit tollen Dozenten.