Verbesserungswürdig

Nach dem Abschluss des Bachelors musste ich mit Bedauern feststellen, dass dieser Studiengang kaum einen Wert in der freien Wirtschaft hat. Die Gründe sind vielfältig, u.a. sind folgende Punkte problematisch:

- Im Kern werden mathematische Grundkenntnisse vermittelt, die jedoch so grundlegend sind, dass sie keine ausreichende Qualifikation für einen Berufseinstieg darstellen. Bspw. kann man den Studiengang abschließen ohne jemals mit Fourier oder Laplace Transformationen in Berührung zu kommen. Dies ist so grundlegend wie der Öl-Wechsel in einer Autowerkstatt. Sich danach als Mathematiker zu bezeichnen ist fragwürdig.

- Nach dem 4. Semester verliert sich der Studiengang in alle möglichen Richtungen. Man kann von vielen Branchen (IT, Finanzen, Technik) einen kleinen Hauch mitnehmen, mehr aber auch nicht. Schließlich hat man viele Fachbegriffe schon Mal gehört, kann diesen aber keine wirklichen Kompetenzen zuordnen.

Um einen Berufseinstieg zu ermöglichen sind Fachkompetenzen gefragt, wie z.B. vertiefte Programmierkenntnisse, aktuarielle Kenntnisse für Banken und Versicherungen oder technisches Fachwissen. Es ist nicht möglich nach dem Grundstudium innerhalb von 2 Semestern diese Fachkompetenzen zu erlangen, wobei die Tatsache, dass man sich nicht wirklich auf eine Fachrichtung fokussieren kann die Sache ungemein erschwert (auf Grund von Personalmangel oder den Mangel an Interessenten, so dass bestimmte Kurse nicht gelesen werden können).

Man versetze sich in die Lage eines Personalchefs, der auf der Suche nach einer Fachkraft für Front-End Programmierung mit Java ist. Wie hoch die Chancen dabei für den Absolventen diese Studiengangs gegen einen Absolventen eines dedizierten IT Studiengangs ist lässt sich nicht von der Hand weisen. Genauso verhält es sich auch in den anderen Branchen. Man kann zwar mit einem schweizer Taschenmesser notfalls einen Fisch filetieren, einen Zweig absägen oder eine Konservendose öffnen aber auf die Dauer bevorzugt jeder ein Filiermesser, eine Säge und einen Dosenöffner.

Besser macht es bspw. die HS Hannover. Jene HS bietet im selben Studiengang bereits relativ am Anfang die Möglichkeit sich zu vertiefen. Man kann sich entweder für eine wirtschaftliche oder technische Vertiefung entscheiden. Im zweiten Fall bspw. wird der Student dann von Anfang an auf Berufe wie z.B. des Berechnungsingenieurs, der sich mit komplexen FEM Simulationen beschäftigt, vorbereitet und kann dann auf dem Arbeitsmarkt eine Nische besetzen.

Fazit: Wenn ihr genau wisst, was ihr später arbeiten wollt, wählt einen entsprechenden Studiengang. Wenn ihr eine wissenschaftliche Karriere anstrebt dann könnt ihr diesen Studiengang wählen. Die HR Abteilungen sind gnadenlos und wollen Leute mit Fachkompetenzen!