Fachliche Qualität mit mangelhafter Betreuung

Ich habe im Bachelor Allgemeine Ingenieurwissenschaften studiert.
In der ersten Vorlesung am ersten Tag wurden allen 180 Studienanfängern mitgeteilt, dass lediglich 15 % das Studium beenden werden. Das klang für mich, wie eine exzellente Challenge, die ich im Nachhinein nicht nochmal annehmen würden.
Tatsächlich haben lediglich 13% das Studium abgeschlossen.
Die fachliche Qualität steht völlig außer Frage. Wir haben viel gelernt. Allerdings ist der Umgang mit den Studenten nicht besonders freundlich. Es wird dir sehr stark der Eindruck vermittelt, dass du noch Nichts erreicht hast und es auch sehr sicher nicht schaffen wirst.
Die Durchfallquoten sind hoch und der Druck steigt von Semester zu Semester. Alleine im Bachelor war ich in fünf Dritt-Prüfungen (die letzte Möglichkeit eine Prüfung im schriftlichen zu bestehen).
Die Atmosphäre ist geprägt von Leistungsdruck und Angst nicht zu bestehen.

Das Prüfungsamt unterstützt dabei die freundliche Zugewandtheit der Universität. Fristen zur Prüfungsanmeldung wurden verklausuliert auf der Website angegeben.
Die Folge war eine Reihe von verspäteten Anmeldungen für die Prüfungen. T
rotz mehrfachen Bittens wurde eine Ein-Tag spätere Anmeldung nicht akzeptiert. Die Konsequenz. Noch mehr Druck. Da am Anfang auch noch die Regelung bestand, dass man nach fünf Semester 90 ECTS Punkte zusammen haben musste, war eine Extrimatikulation einiger Studenten die Folge. Leider auch von einem Freund von mir.
Tja, irgendwie habe ich mich dann durchgebissen. Der Preis. Hohe nervliche Belastung und sechs statt drei Jahre Studium.
Nebenbei kann ich das Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik nicht empfehlen, falls sich jemand für eine Vertiefung Richtung Maschinenbau/Produktentwicklung interessieren sollte. Die Leitung ist kompetent auf dem fachlichen Gebiet, aber sehr unprofessionell im Umgang mit Studenten, die nicht die klassischen Auflagen eines Maschinenbauers erfüllen.

Da ich klugerweise auch noch meinen Master an der freudlosen Universität gemacht habe und mich für die fachliche Ausrichtung der Produktentwicklung entschieden habe, bin ich das ein oder andere Mal - nicht sonderlich überraschend- von der Liebe der Professoren ihren Studenten gegenüber überwältigt worden... Nach meinem Auslandsaufenthalt in Singapur, an der Technischen Universität, der wirklich wahnsinnig lehrreich und schön war und die TU Hamburg nochmal in ein anderes Licht gesetzt hat, bin ich zu meinem Institutsleiter gegangen, um mir meine Kurse anrechnen zu lassen. Nach einem netten und aufgeschlossenen Gespräch bin ich mit keinem angerechneten Kurs raus marschiert. Das lag darin begründet, dass Prof. K nicht sonderlich überzeugt von der Qualität der Universität ist (Platz 11 weltweit; Stand 2020).
Die Betreuung meiner Projektarbeit und Masterarbeit waren zudem auch sehr unzureichend. Meiner Meinung nach sind die wissenschaftlichen Mitarbeiter überarbeitet und ausgelaugt. Die gedrückte Atmosphäre ausgehend von vielen Professoren überträgt sich auf die Mitarbeiter einiger Institute und demzufolge auf die Studenten. Selbstbewusstsein ist hier definitiv ein Fremdwort und auch nicht erwünscht. Gesenkte Köpfe wandeln die Gänge lang. Gesprochen wird nicht viel. Gelacht erst wieder zu Hause.

Fazit:
Ich kann nach erfolgreichem Beenden des Bachelors und Masterstudiums Folgendes sagen: Hohe fachliche Qualität mit schlechter Studentenbetreuung; tolle Möglichkeiten im Ausland zu studieren; keine Aufgeschlossenheit anders-denkender Studenten, gedrückte Atmosphäre, lächelnde Gesichter eine Rarität.

Meine Empfehlung: Nicht an der TU-Hamburg studieren, und falls doch, weil du noch bei deinen Eltern in Hamburg zuhause wohnst:)), lieber das Informatikstudium anfangen. Freunde von mir haben mir positives berichtet.