Der Spalt zwischen Theorie und Praxis

Auf der Suche nach einem kreativen und zugleich wirtschaftlichem Studium entschied ich mich für Textile and Clothing Manangement an der Hochschule Niederrhein und befinde mich mittlerweile im 5. Semester. Hier sind meine Erfahrungen:

An sich ist der Studiengang gut durchdacht, das Grundstudium lehrt alle Grundlagen der Textile Chain mit einem besonderen Fokus auf die textile Produktion. Das heißt gerade am Anfang ist es sehr naturwissenschaftlich! Mathe, Chemie und Physik stehen auf dem Stundenplan und wirklich kreativ ist man in den ersten drei Semestern eigentlich nie. Zumindest bietet das Grundstudium einige wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen, weshalb man einen guten Einblick in die Modeindustrie bekommt. Die Professoren wissen Alle wovon sie sprechen, es hapert bei einigen nur etwas an der Sprache und an der Erfüllung des Lehrauftrags. Schließlich sind die Studenten zum Lernen da und nicht weil sie schon Alles können.

Die Vertiefungsphase hingegen ist weniger anspruchsvoll als das Grundstudium. Die Fächer können nach belieben gewählt werden, Hauptsache 10 Module werden belegt. Ob Produktion, Design oder Management kann hier von Jedem selbst entschieden werden. Auch die Stunden reduzieren sich dadurch, diese waren im Grundstudium besonders hart. Wer mehr arbeiten muss um sich das Studium zu finanzieren muss wahrscheinlich dafür ein paar Vorlesungen schwänzen.

Die Projekte sind der Punkt an dem sich das Praktische mit dem Theoretischen verbindet. Es ist gerade im ersten großen Projekt im 3. Semester schwierig sich in die neue Aufgabe einzuarbeiten, aber es macht viel Spaß endlich mal nicht nur im Vorlesungsraum zu sitzen. Dafür werden die Nächte aber auch länger, denn die Vorlesungen werden nicht weniger aber Ergebnisse müssen erzielt werden.

Die Organisation des Studiengangs ist auf den ersten Blick gut strukturiert und klar. Bis es dann los geht. Viele Infos die gerade zu Beginn des Studiums hilfreich wären, werden nicht im Plenum bekannt gegeben, sondern erfährt man zufällig von älteren Studenten. Vorlesungsausfälle kann man nicht online einsehen, außer die Profs stellen es selber in Moodlekurse ein. Was fast nie der Fall ist, denn am FB07 herrscht noch die digitale Steinzeit. Skripte gibt es fast nur auf Papier, auch in der Nachhaltigkeitswoche. ;-)

Zum Unileben an sich lässt sich sagen, dass es gerade zu Beginn sehr schwierig ist Fuß zu fassen. Viele Studenten pendeln, die die nach MG ziehen finden schnell zusammen und haben dann ihre Grüppchen gefunden. Prinzipiell ist es jedoch ein sehr offener Studiengang und es lockert sich nach einer Weile wieder auf. Am Campus selbst gibt es nicht viel zu erleben, dafür ist die Mensa okay und wirklich günstig.

Generell sollte man sich vor Antritt des Studiums bewusst sein ob man wirklich in die Textilwelt möchte, ansonsten ist das Grundstudium schwer auszuhalten. Generell hat man aber auch viele wirtschaftswissenschaftliche Fächer die einem auch Chancen außerhalb der Mode ermöglichen. Durch die erfahrenen Professoren und Möglichkeiten zu Messen zu fahren kann man viel Netzwerken und Erfahrungen sammeln. Auch das integrierte Praxissemester ist natürlich super hilfreich um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Generell handelt es sich in der Theorie um einen top Studiengang für Alle die ihre Zukunft in der Textilindustrie und im Management sehen, jedoch ist die Umsetzung nicht optimal.