Konservativer aber interessanter Studiengang

Ich hatte bis jetzt ein durchaus gutes Studium an der Universität Göttingen. Jedoch fiel mir der Wechsel nicht immer leicht. Die meisten Studis haben bereits ihren Bachelor in Göttingen gemacht, nehmen einen aber trotzdem recht herzhaft auf! Die Stadt und Uni bietet tolle Möglichkeiten für Studierende und die Lebensqualität ist sehr hoch. Die Lehrenden sind sehr bemüht, eine qualitativ hochwertige Lehre zu bieten und man merkt wirklich, dass für viele die Lehre nicht wie an anderen Unis nur eine lästige Nebenaufgabe ist, die sie von ihrer Forschung abhält. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass der Studiengang und die Inhalte doch sehr konservativ sind. Damit meine ich nicht, dass die Lehre veraltet ist, im Gegenteil. Inhalte wie Innovationsmanagement, Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle und -praktiken sind zentraler Bestandteil des Studiums. Allerdings merkt man noch deutlich konservatives Denken sowohl bei Lehrenden als auch bei Studierenden. Profitmaximierung, starkes Konkurrenzdenken und Hierarchie-Geilheit finden sich an jeder Ecke. Dies merkt man auch am Lehrverständnis vieler Lehrender. So wird eine Ellbogengesellschaft bei den Studierenden gefördert, indem zum Beispiel sich die Bewertung der Klausuren relativ am besten Studierenden ausrichtet und Klausuren so konzipiert werden, dass sie zeitlich nicht zu schaffen sind. Studierende die inhaltlich stark sind, aber unter immensem Druck nicht schnell Dinge wiedergeben können, nicht gut Folien auswendig lernen, nicht schnell schreiben oder lesen können oder zum Beispiel auch nur eine schwache Blase haben, haben so einen klaren Nachteil in der Klausur. Das Argument, dass das in der Berufswelt bei Projektabgaben später auch so wäre, zieht für mich da nicht wirklich, da ich die Universität mehr als Oase des Wissens und Lernens ansehe und die Wissensabfrage meiner Meinung nach mehr auf Qualität ausgerichtet sein sollte und Zeit zum Nachdenken gegeben sein müsste. Aussagen von Lehrenden nach zum Beispiel einem Wochenende ohne Schlaf um eine Seminararbeit fertig zu stellen und nachdem wir diese total erschöpft eingereicht hatten, wie: "Das freut mich aber dass ihr so fertig ausseht, da musste ich früher auch durch!" bekräftigen solche Eindrücke. Außerdem hat fast jede Professur einen exklusiven, elitären Studierendenclub, der sich trifft und dem Praktika zugeschanzt werden, in die nur Studierende mit herausragenden Noten eingetragen werden. Auch hier wird sich deutlich von einer solidarischen Weiterbildung auch schwacher Studierender entfernt.

Nichtsdestotrotz waren dies nur einige negative Eindrücke, die vielen kleinen und großen positiven Eindrücken in Lehre und Forschungsbestreben des Studiengangs entgegen stehen! Zudem habe in Folge meines Masters ein Auslandssemester absolviert, wofür die Uni sehr gut verknüpft ist und bei der Organisation sehr hilfreich war.