Akademische Sprachtherapie - wirklich besser?

Die Klinische Linguistik ist ein kleiner Studiengang an der Universität Bielefeld. 30 Studierende erhalten pro Semester einen Platz, was den Numerus Clausus meist im Bereich von ca. 1,5-1,7 liegen lässt. Wer nun meint, hier den ersten Stein für eine steile Karriere zu legen, der irrt. Die Klinische Linguistik ist im Grunde genommen nichts anderes als die Logopädie, zwar betonen alle Kommilitonen, dass die akademische Ausbildung in diesem Bereich tiefergehender und gar besser sei - dieser Meinung sind auch einige der Dozenten - doch nachdem man die ersten Praktika abgeleistet hat, wird klar, dass die Klinischen Linguisten nicht nur die gleichen Aufgaben übernehmen, wie Logopäden, sondern auch gleich bezahlt werden. Ob tatsächlich mehr Hintergrundwissen vorhanden ist, von dem die Patienten profitieren, kann ich nicht beurteilen.
Das Bachelor-Studium hat eine Regelstudienzeit von 7 Semestern, wovon zwei Semester in einer Klinik gearbeitet werden. Klinikplätze stehen ausreichend zur Verfügung, allerdings erhält man in dieser Zeit keine Vergütung der Kooperationspartner, obwohl man selbstständig arbeitet. Nur wenn man auch den Master der Klinischen Linguistik abschließt, erhält man die volle Kassenzulassung, also die Möglichkeit sich selbstständig zu machen. Mit dem Bachelor ist die Arbeit ausschließlich im Angestelltenverhältnis möglich.
Zusätzlich zu diesem oben erwähnten Klinischen Praktikum, müssen weitere Praktika abgeleistet werden, hierfür müssen die Semesterferien herhalten.

Der Anspruch der Lehrveranstaltungen ist meistens sehr hoch. Thematisch befindet man sich in den Gebieten der Linguistik, Psychologie, Medizin und der Pädagogik. Interessant sind diese Veranstaltungen allemal, allerdings kommt es häufiger vor, dass Veranstaltungen sich überschneiden oder ähnliches. Die Dozenten sind überwiegend sehr kompetent, man hat natürlich bei jedem Studium Profs, die man nicht mag, oder in deren Vorlesungen man einfach ungerne sitzt.

Wenn man wirklich in den Bereich der neurologischen Sprach-, Sprech-, und Schluckstörungen möchte, oder man sich vorstellen kann im Sprachförderungsbereich zu arbeiten, ist man hier wahrscheinlich richtig. Wollte man eigentlich etwas anderes studieren (z.B. Medizin, oder Psychologie) wird man vielleicht enttäuscht sein, da man hier wirklich nur die Basics dieser Gebiete lernt und klar vorgeschrieben ist, was für Veranstaltungen angeboten werden, oder für welche Veranstaltungen man Leistungspunkte verbucht bekommt.

Meine Empfehlung ist es, vor Studienbeginn Praktika im Bereich der Sprachtherapie zu machen, sowohl der Akut-, als auch der Rehabereich könnten sich sonst als Enttäuschung entpuppen.

Die Weiterempfehlung gebe ich mit Einschränkung.