Gute Basis und toller Einstieg für Studienanfänger

(Achtung Erfahrungen etwas ungeordnet)
Ich hatte das Glück, dass ich immer noch mit "richtigem" Präsenzstudium beginnen durfte. Das ist vor allem menschlich in Rottenburg nach meinem Empfinden sehr spannend und schön, da die familiäre Atmosphäre gerade von den Begegnungen und dem Kennenlernen anderer Studierender lebt. Überschneidungen, Begegnungen und Austausch zu anderen Studienfächern und Studierenden ist gegeben und erleichtert ein Kennenlernen und eine "Identifikation" mit den Interessen anderer.
Auch schön, dass man von Anfang an in Rottenburg auf die praktische Anwendung der Forstwirtschaft vorbereitet wird. Selbst in sehr theoretischen Fächern, wie der Statistik, wurde versucht den praktische Bezug dadurch herzustellen, dass z.B. die Daten mit den im Rahmen der Vorlesung gearbeitet wird, selbst im Wald erfasst werden. Dieser grüne und praktische Bezug macht eigentlich das Forststudium in Rottenburg aus. Das besondere ist, dass man im Praxissemester eigentlich schon sehr viele Grundlagen besitzt, um wirklich in einem Forstbetrieb schon "mitarbeiten" zu können.
Dass es ein Praxissemester gibt, finde ich überhaupt eine der wichtigsten Eigenschaften des Studiums an der HFR.
Was nach meinem Empfinden etwas zu kurz kommt, ist das wissenschaftliche Arbeiten und Selbststudium mit Primärliteratur. Wenige Fächer arbeiten methodisch mit Primärliteratur. Allerdings ist das auch sehr Typ abhängig, ob man das mag oder nicht. Es gibt eine Vielzahl von Leuten, die genau deshalb an der HFR studieren wollen. Für Personen, die sich selbst sehr gut strukturieren können und sehr neugierig für alle Breiten und Tiefen von Wissen aus der Forstwelt und darüber hinaus sind, kann es sich durchaus etwas "eingeengt" anfühlen. Da ist ein Uni-Studium dann vll. die bessere Wahl.
Nichts desto Trotz erhält man ein sehr solide und satte Basis, mit der ein Einstieg in die Forstwelt hervorragend gegeben ist. Personen, die sehr praxisliebend sind, kann es sogar passieren, dass man durch die hohen praktischen Schnittstellen plötzlich merkt, wie viel Spaß einem vielleicht auch die Grundlage einer Ausbildung zum Forstwirt vorher gemacht hätte. In meinem Fall war das so und ich finde manchmal schade, dass ich im Rahmen meines Studiums selber nicht noch mehr Bäume fällen und pflanzen konnte, bzw. nicht vorher eine Lehre angestrebt habe ;-)

Die Qualität der Lehre streut etwas. Insgesamt hätte ich eine 2-3 (Schulnote) für die Lehrveranstaltungen vergeben. Manche Fächer sind nach meiner Meinung zu objektiv gestaltet und spiegeln zu sehr die Meinung des Dozenten wider und sparen große und auch wichtige Wissensbereiche völlig aus. Wenn man da nicht Vorerfahrungen im Bereich hat, kann es schwierig sein zu differenzieren.
Andere Fächer sind vom Dozenten super trocken und monoton gehalten, das ist dann leider sehr zäh und einfach unstrukturiert. Wenn man da nicht selbst Begeisterung mitbringt, dann kann man sich da einfach nur noch durchbeißen und das raubt auch mal Kraft und Nerven. Aber das gilt wohl für jedes Studium und nicht alle haben die gleichen Stärken in der Didaktik und Lehre, sondern sind vielleicht mehr Wissenschaftler und Forscher. Ist für mich kein eindeutiger Minuspunkt für die jeweiligen Dozenten, denn die jeweilige Art kann für das Thema Bachelorarbeit/ Wissenschaftliches Arbeiten ein sehr hilfreiches Vorbild sein.
Menschlich sind alle Dozenten, wie ich sie erlebt habe, super!
Außerdem gibt es jetzt auch eine neue Studienordnung (zu der ich keine Erfahrung liefern kann), die sich auch noch aktueller auf die Praxis und den Wissensstand bezieht. Das sehe ich insgesamt als sehr positiv an und vielversprechend an und auch als ein Rahmen, in dem mancher Fachbereich noch etwas mehr "Schwung" erhalten kann.
Der Vollständigkeit halber möchte ich auch betonen, dass es sehr viele Dozenten gibt, die hochgradig interessiert an einer Verbesserung ihrer Lehre sind, die ohnehin schon super strukturiert, aktuell, interessant und anwenderfreundlich gestalten ist. Das ist super!

Forstwirtschaft ist eher ein Wissens lastiges Studium, das heißt Verstehen und Kreativität stehen oftmals im Hintergrund. Naturwissenschaftliches Arbeiten und das Aneignen vieler Fachbegriffe, Methoden, etc., muss einem liegen!
Ich kenne keine andere Forsthochschule aus direkter Erfahrung, habe aber das Gefühl, dass Rottenburg ganz vorne dabei ist. Fazit: "Nobody is perfect", das gilt auch für Hochschulen! Rottenburg scheint mir immer bemüht die Dinge noch besser zu gestalten, deshalb ist eine Evaluation wie hier im Forum auch immer sehr erwünscht ;-)
Von der Lage liegt die Hochschule traumhaft schön im Grünen und ich könnte mir das Studium an keinem anderen Ort so idyllisch vorstellen! Meine Erfahrung bei der Begegnung mit anderen Forststudierenden von Universitäten war, dass das vorhandene Wissen kaum angewendet werden kann. Das gilt für die Hochschule nicht und deshalb finde ich das Studium auch sehr wertvoll und würde die HFR deshalb auf jeden Fall für Menschen weiterempfehlen, die etwas "handfestes" haben wollen! Außerdem ist das Feld der Forstwirtschaft so riesig, dass einem fast unbegrenzte Möglichkeiten zum Aufbauen und sich Fortbilden zur Verfügung stehen. Super Basis-Paket für eine Integration in unsere so viel gestaltete Gesellschaft! :)