Entspanntes Hauptstudium & faires Examen

Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    2.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Gesamtbewertung
    3.2
VOR ALLEM FÜR WECHSLER:INNEN.
Nachdem ich 7 Semester in Göttingen studiert habe, bin ich zum Hauptstudium nach Marburg gewechselt. Dort habe ich auch mein Examen absolviert und kann (vor allem durch den Vergleich mit Göttingen) ein Fazit zum Marburger Hauptstudium & der Examenszeit und dem Theologiestudium in Marburg generell ziehen. Wer nur wenig Lust auf viele Eindrücke hat, dem sei vorab gesagt: Es ist zwar oft nervig mit der ganzen Modularisierung und der Anrechnung von Veranstaltungen, aber insgesamt war das Hauptstudium gut zu bewerkstelligen. Vor allem das Examen in Marburg habe ich als schaffbar und fair strukturiert empfunden.
Zu Beginn noch ein Hinweis: Ich habe das Examen an der Fakultät gemacht. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die mündlichen Prüfungen bzw. alle Prüfungen von einer der hessischen Landeskirchen abnehmen zu lassen. Dank der guten Kooperation zwischen Fachbereich und Landeskirchen sind die Studiengänge identisch, einzig die Prüfungstermine unterscheiden sich.
Das erste, was auffällt, wenn man nach Marburg wechselt, ist die strikte Modularisierung des Studiengangs. Das bedeutet, dass man weniger Freiheiten als z.B. in Göttingen hat, nach eigenen Interessen zu studieren, sondern manchmal gezwungen ist, Veranstaltungen zu belegen, die weniger interessant sind, um das jeweilige Modul zu vervollständigen. Durch das Modulsystem blicken selbst die Dozierenden kaum durch, deshalb ist es sinnvoll, die Studienberatung aufzusuchen. Diese ist kompetent, aber lasst euch kein schlechtes Gewissen machen, dass ihr nervt. Die Studienberatung hat den Job, eure Fragen zu eurer Zufriedenheit zu beantworten. Ein Tipp: Studiert nach Marburger Studienordnung, auch wenn ihr vorhabt, noch einmal zu wechseln. Das macht alles viel einfacher.
Abgesehen von der Organisation, die manchmal chaotisch ist, und der Tatsache, dass viele Profs scheinbar nicht in der Lage sind, auf Mails zu antworten (direktes Ansprechen hilft hierbei), ist das Hauptstudium in Marburg wirklich entspannt. Das bewirkt auch die Atmosphäre am auch im Verhältnis zu Göttingen kleinen Studiengang (ca. 300-400 Studierende), die sehr persönlich zwischen Kommilition:innen und Dozierenden ist. Das Gebäude trägt auch seinen Teil dazu bei, denn hierbei handelt es sich um die Alte Uni, die auch liebevoll und berechtigterweise „Hogwarts“ genannt wird. Sie liegt am Fuße der Oberstadt, also sehr zentral und gut zu erreichen. Barrierefrei ist sie allerdings nicht. Besonders erwähnenswert ist die Theologische Bibliothek im Untergeschoss, in der man Bücher bis zu 4 Wochen ausleihen und häufig verlängern kann- ein Plus gegenüber jeder Präsenzbibliothek. Zwei Geheimtipps noch: In der Katholischen Bibliothek kann man auch Bücher für 1-2 Wochen ausleihen, auch wenn davon im Internet nichts steht. Und die Bibliothek des Religionspädagogischen Instituts (RPI) bietet viele theologische Bücher, vor allem religionspädagogische- perfekt für das Verfassen eines Unterrichtsentwurfs.
Was die theologischen Disziplinen angeht, so ragt hier die Praktische Theologie hervor. Auch wenn der Prof, bei dem wir im Seminar von der Kanzel der Universitätskirche predigen durften, im Ruhestand ist, ist der Lehrstuhl immer noch gut vertreten. In den anderen Disziplinen Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte und Systematische Theologie habe ich sowohl Dozierende kennengelernt, die rhetorisch ansprechend und inhaltlich spannend gelehrt haben, als auch solche, die ich langweilig fand. Da muss man selbst schauen, wen man gut finden und wen eher weniger. Meinem Eindruck nach spielt die Marburger Theologie im Vergleich zu anderen Universitäten eine Nebenrolle, was einerseits daran liegt, dass die Dozierenden hier nicht die bekanntesten Theolog:innen in Deutschland sind, zum anderen daran, dass viele Spezialthemen angeboten werden, z.B. Byzantinische Archäologie. Wenn das interessiert, ist hier gut aufgehoben. Dafür fehlen eher mal Grundlagenveranstaltungen, z.B. zur Theologie des Neuen Testaments. Wer in seinem Lebenslauf einen Big Player der Theologie stehen haben will, dem oder der empfehle ich aber eher einen Wechsel nach Göttingen, Heidelberg oder Tübingen.
Nach dem Hauptstudium kommt gewöhnlich das Examen und damit für viele die befürchtete Horrorzeit. Ich kann euch beruhigen: Das Examen in Marburg ist zwar auch anstrengend, aber fair strukturiert: Die Examensphase dauert gut ein Jahr und beinhaltet 3 Klausuren, 1 Examensarbeit und 5 mündliche Prüfungen. 2 Klausuren werden im Sommer, 3 im Winter angeboten, sodass man selbst wählen kann, ob man schon 2 im Sommer und 1 im Winter oder andersherum schreibt. Für die Examensarbeit hat man das ganze Jahr Zeit und die mündlichen Prüfungen finden am Ende (im Februar bzw. Juli) statt. In den Zyklus kann man entsprechend zum Sommer- oder zum Wintersemester einsteigen. Wenn man sich gut organisiert und in Lerngruppen arbeitet, dann besteht man sehr wahrscheinlich. Und was die Noten angeht, so werden in Marburg auch gerne mal gute bis sehr gute vergeben.
Am Ende noch eine Empfehlung: Das Studienhaus bietet nicht nur Treffen an, die beispielsweise „Dogmatik für Dummies“ heißen und damit versucht, Grundlagen zu vermitteln, sondern auch Sprachkurse in Griechisch und Hebräisch, um die Alten Sprachen wieder draufzubekommen.
Fazit: Wenn man die nervige Planung des Hauptstudiums außer Acht lässt, bietet sich Marburg wirklich gut für ein Hauptstudium und evtl. sogar für das Examen an. Die Atmosphäre am Fachbereich ist, seit der Clinch zwischen linker und konservativer Fachschaft gänzlich zum Erliegen gekommen ist, sehr entspannt. Die Examenszeit verliert hier einen großen Teil ihres Schreckens, weil sie fair und gut strukturiert ist. Und in Hogwarts zu studieren, ist doch echt ein Muss, oder?;).
  • Atmosphäre, Praktische Theologie, Bibliothek, Studienhaus
  • Modularisierung und Organisation

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.4
Sophie , 12.07.2023 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
4.3
Sam , 22.04.2023 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
4.3
Tim , 12.02.2023 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
4.0
Ronja , 06.06.2022 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
4.4
Franziska , 05.03.2022 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
4.4
Alissa , 18.02.2022 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
4.3
Anna , 23.11.2021 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
3.9
Florian , 30.09.2021 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
4.7
Timo , 25.04.2020 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)
4.8
Sophia , 13.07.2019 - Evangelische Theologie (Kirchlicher Abschluss)

Über Jonas

  • Alter: 27-29
  • Geschlecht: Männlich
  • Studienbeginn: 2018
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Lahntal
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 10.04.2022
  • Veröffentlicht am: 19.04.2022