Studieren macht mir Spaß, Organisation der Horror

Das Studieren gefällt mir wirlich sehr gut, auch die Dozenten sind größtenteils sehr bemüht und interessant. Das inhaltliche Niveau ist angebracht, könnte von Zeit zu Zeit aber ruhig noch etwas fordernder sein. Die Lehrkräfte haben für den Stoff mit Sicherheit eine passende Kompetenz.
Die Unterrichtsgestalung gibt in den überwiegenden Fällen jedoch nicht viel her: Ein Buch wird vorgegeben und jede Woche trägt eine Gruppe von Studenten je ein Kapitel vor, welches bewertet wird und mit der Klausurennote am Ende des Kurses verrechnet wird. Dies ist nicht nur in meinem Hauptfach Englisch, sondern auch im Nebenfach Kunst der Fall.
Der Dozent ist für den Unterricht quasi überflüssig, bewertet nur die Vorträge. Wenn diese Vorträge schlecht vorbereitet sind, entnimmt man der Stunde rein gar nichts und hätte die Zeit lieber damit verbracht, sich Zuhause in Ruhe noch einmal selbst mit dem Inhalt zu beschäftigen.
Dieses Schema tritt nicht in jedem Kurs auf, aber in ca. 70% der Fälle - wenn dieses die akademische Vorstellung von Unterricht ist, dann bitte nicht mit so strenger Anwesenheitspflicht wie es die Dozenten wider der eigentlichen Regelung durchsetzen, denn Zuhause allein kann ich den Stoff besser verinnerlichen, als durch einen Kommilitonen, der im schlimmsten Fall Probleme mit Sprache und Inhalt hat.
Es kann vorkommen, dass die Räumlichkeiten gut sind, aber auch unter aller Sau können sie sein.
Die meisten meiner Essay-Kurse, worum es um das Produzieren großer Quantität von Text geht, haben in Abstellkammern der Bib stattgefunden, wo es weder genügend Sitzplätze für die Teilnehmer, noch Tische (damit man verdammt nochmal schreiben kann!), noch Fenster gab.
Wenn man nicht schnell genug ist, kann es schon vorkommen, dass man ein Semester warten muss, bis man einen nötigen Kurs absolvieren kann, meist sind die Zuständigen aber bemüht, eine Regelung zu finden.
Hier und da eine Powerpoint-Präsentation ist wohl das Modernste, was die Uni Bremen zu bieten hat, zumindest in den Geisteswissenschaften. An anderen Unis werden die Vorlesungen als Audio-Mitschnitt online bereit gestellt und auch gibt es dort Handouts und zusammenfassende PowerPoint-Präsis, die hochgeladen werden, aber das sind natürlich Luxusgüter und wenn man anwesend war, sollte man eigene Notizen haben - wenn man allerdings mal krank ist, wären solche Informationsquellen wirklich eine super Sache...

Das sind alles Dinge mit denen man sich irgendwie arrangieren kann, denn wenn der Stoff interessant ist (gewöhnlich interessiert man sich ja für sein Fach), kann man auch mal über kleine Mängel hinweg sehen.

Was aber den Unialltag zum Horror macht, ist die Organisation. Das Online-Netzwerk und das Online-Noten- und Prüfungssystem sind einfach nur schrecklich. Zum verzweifeln. Man rennt von Amt zu Amt und niemand ist zuständig, keiner weiß Bescheid und niemand will helfen. So kann es vorkommen, dass trotz regelmäßigem Vorstelligwerden in den Ämtern, Noten noch nach 3 Jahren nicht dokumentiert wurden, das ist wirklich frustrierend!!
Der Studienverlauf ist auch so eine Sache. Jetzt wurde wieder einmal die Studienordnung geändert. D.h. ich muss in den 'neuen' Studiengang wechseln. Das wiederum bedeutet, dass ich all meine alten Leistungen absegnen und umschreiben, bzw. anerkennen lassen muss. Wenn keine Noten im System stehen, ist das unmöglich, leider war es mir in den letzten drei Jahren aber auch nicht möglich, jemanden zu finden, der meinen Systemfehler beheben kann...
Ich stehe vor einem großen Fragezeichen und das ist nicht schön.