Super Inhalte, schlechte Orga

Vorweg: Einige Informationen, die ich hier nenne, könnten in 1-2 Jahren mit der neuen Prüfungsordnung wieder inaktuell sein, wär sich also wirklich genauer über das Studium informieren möchte, besucht am besten die Website der Fachschaft, die tatsächlich sehr gut organisiert und vernetzt ist und Fragen im Detail beantworten kann.

Studieninhalte:
Die Studieninhalte sind wohl das beste an dem Studium. Es werden Veranstaltungen in 8 verschiedenen Modulen angeboten, von denen 5 "vollgemacht" werden müssen, um den Bachelor zu bekommen. Diese Module lauten Informatik, Psychologie, Künstliche Intelligenz, Neuroinformatik, Neurobiologie, Linguistik, Mathe und Philosophie. Für Menschen, die gerne verschiedene Interessen im Studium kombinieren und vorallem die Schnittstellen dieser Bereiche spannend finden also absolut empfehlenswert, hier ist für jeden etwas dabei. Ich persönlich finde den praktischen Informatik-Anteil zwar etwas mager, da man das Informatik-modul mit zwei Veranstaltungen füllen kann und der Programmier-teil aus dem Neuroinformatik Modul sich wohl größtenteils verabschiedet hat. Aber dann belegt man eben noch ein paar Kurse mehr aus der Informatik, die man sich entweder für den freien Wahlbereich anrechnen lässt oder eben gar nicht. Dieses Studium lebt von Eigeninitiative und Eigenmotivation, es ist also ideal um eigene Interessen einzubringen und eigene Stärken und Schwächen zu erproben. Man kann, bis auf ein paar Pflicht-Veranstaltungen, auch gut um Informatik herumkommen, für diejenigen, die eher an Psychologie/Bio/Linguistik interessiert sind.
Kurzum, man ist, sobald man die Pflichtveranstaltungen hinter sich hat sehr frei in seiner Studienwahl und wo man persönliche Schwerpunkte setzen möchte.
Es sei dabei angemerkt, dass die Kurse für das Mathe und Informatik-modul ausschließlich von den jeweiligen Fachbereichen angeboten werden, also weder auf Englisch sind, noch von der Organisation her explizit etwas mit CogSci zu tun haben. Dies soll sich in Zukunft mit der neuen Prüfungsordnung wohl eventuell ändern, ist aber alles noch unklar.

Organisation:
Ich spreche am besten gleich den Elefanten im Raum an: wie andere auf dieser Seite bereits angemerkt haben, ist die Organisation in diesem Studiengang echt nicht schön.
Es wird immer als Vorteil angepriesen, dass man als CogSci jede Prüfung so oft nicht bestehen darf wie man will (in den meisten anderen Studiengängen gilt wohl eine 3-Strikes-dann-raus Regelung). Das klingt erstmal echt entspannt, bringt aber auch viele Nachteile mit sich. Der Studiengang siebt natürlich auf andere Art aus, so muss man bis zum Ende des zweiten Semesters eine bestimmte Anzahl Credits erfüllt haben, um nicht automatisch exmatrikuliert zu werden.
Weiterhin gibt es keine zentrale Prüfungsanmeldung online (esseidenn, man besucht Kurse anderer Fakultäten, wo deren Prüfungsregelungen gelten!) was zu einer Reihe nerviger Ausflüge zum Prüfungsamt führt, um Scheine abzuholen und sowas. Auch legen sich viele Dozenten gerne noch eigene, komplizierte Prüfungsrichtlinien fest ("Wer eine Klausur zum zweiten Termin schreibt, kann nicht mit etwas besserem als 4.0 bestehen" o.ä.) was, inklusive der Tatsache dass man eben auch Prüfungen aus anderen Fachbereichen schreibt, zu erheblichem organisatorischen Chaos führt, was einfach unnötig ist.
Und obwohl man meinen sollte, entspannter zu sein, wenn man Prüfungen unendlich wiederholen darf, macht es das bei einigen Prüfungen nunmal nicht leichter, diese zu bestehen, und wer zum 6. Mal den notorischen Aussieb-kurs Mathe für Anwender (für alle Nicht-Mathematiker) besucht, hat wahrscheinlich auch bald mit dem Wahnsinn zu kämpfen :D (Ich denke aber, die meisten kommen beim 2. oder 3. mal durch ;))

Die Menschen:
Was der schlechten Organisation teilweise Abhilfe schafft, sind die unheimlich gut organisierten Studierenden. Die CogScis sind unheimlich gut vernetzt, die Fachschaft sehr aktiv und es wird sich gegenseitig unterstützt, wo möglich. Dieses Studium ist als Einzelgänger nicht zu schaffen und ehrlich gesagt an solchen Leuten auch verschwendet, da man eben gerade hier besonders motivierte und coole Persönlichkeiten kennenlernt. Man muss bedenken, mit Blick auf die Themen und den NC gibt es eben zu einem großen Teil hochehrgeizige Menschen mit sehr vielen Interessen (und viele, die nicht in Psychologie reingekommen sind und hier eine Alternative suchen. Ich kenne einige, die auch mit CogSci als Alternative zur Psychologie sehr glücklich geworden sind, man sollte sich aber wirklich vor Augen führen, dass man NICHT "Psychologie mit drei anderen Kursen dabei" studiert sondern wirklich etwas explizit anderes. Man kann den Bachelor machen, ohne dem Psychologie-modul einen zweiten Blick zuzuwerfen, wenn man den ersten Pflichtkurs hinter sich hat).
Da ist dann auch etwas ans Herz gelegt, sich nicht von der "Workaholic"-Kultur anstecken zu lassen und das Studium im eigenen Tempo durchzuziehen, was kaum die Regelstudienzeit sein wird (esseidenn, einem sitzt das Bafög-Amt im Nacken, in dem Fall: mein Beileid). Wie gesagt, es studieren viele sehr intelligente Menschen CogSci, aber auch denen verlangt einem das Studium schon einiges ab.

Trotz allem würde ich das Studium weiterempfehlen, wen die Inhalte ansprechen und wer alles gerne "freier" und "unkonventioneller" mag, wird auf jeden Fall auf seine Kosten kommen, bei den negativen Sachen muss man sich eben zusammen tun und durchbeißen. Da ist dann einfach die Frage, ob einem das Wert ist.