Eine Enttäuschung

Biologie (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    2.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Digitales Studieren
    3.0
  • Gesamtbewertung
    2.9
Biologie an der Uni Mainz ist ein intensiver, unorganisierter, veralteter und liebloser Studiengang, der aber wenigstens eine Menge Wissen vermittelt. Im ersten Jahr begegnen einen viele "Rausschmeißerkurse". Chemie stellt zu Beginn eine große Hürde dar, denn ohne das Basis-Chemie Modul, darf man im 2. Semester nicht ins Labor - was dann wiederum die Voraussetzung für fast alle anderen Laborpraktika ist. Man merkt deutlich, dass dieser Studiengag sowohl inhaltlich, als auch vom Aufbau in der Zeit stehen geblieben ist. Von der Klimakrise hört man kein einziges Wort. Die meisten Kursinhalte werden lieblos jedes Semester recyclet, sodass alte Protokolle von 2010 immer noch als Vorlage für die eigenen Protokolle dienen können. Genau dasselbe lässt sich über die Klausuren sagen. Und das ist eines meiner größten Kritikpunkte: Die komplette Note jedes Moduls hängt (selbst bei 12 CP Monstermodulen) von einer einzigen Prüfung ab. Für die hat man dann eine Stunde Zeit und bekommt stupide Ankreuzaufgaben vorgesetzt. Diese können gar kein tieferes Wissen überprüfen, sondern testen nur ob man sich vom Fragesteller hinters Licht führen lässt oder nicht. Es reicht vollkommen aus, das Wissen nur oberflächlich wiedergeben zu können und oft sogar einfach nur Altklausurfragen komplett auswendig zu kennen. Freitextaufgaben oder der in der Schulzeit hoch angepriesene Aufgabenbereich 3 (Eigenständiges Denken) fehlen fast gänzlich. Die Klausurenphasen gehen für die Meisten Studis die in Regelstudienzeit bleiben möchten damit einher, ihr komplettes Leben (Hobbies, Freunde etc.) auf Halt zu setzen und Monate jeden Tag nur mit Lernen zu verbringen. Die psychische Belastung ist oft hoch.

Die Vermittlung der Studieninhalte ist sehr unterschiedlich. Es gibt Professor*innen, die sehr gut ihr Wissen verständlich machen können, mit Charme und Witz ihre Vorlesungen halten und die ihre Anforderungen für die Klausuren klar formulieren. Es gibt aber genau so viele, denen jede didaktische Fähigkeit fehlt und deren Vorlesungsfolien vollgestopft, unstrukturiert und ohne die dazugehörige Vorlesung schlichtweg nicht zu verstehen sind (und selbst dann ist es schwierig zu verstehen, was man hier überhaupt verstehen soll und was man aus der Vorlesung mitnehmen soll). Auch in der Vermittlung des Inhalts wird nur darauf gesetzt Massen an Wissen in die Studis hineinzustopfen. Eine Universität und insbesondere auch ein Naturwissenschaftlicher Studiengang sollte jedoch auch den Anspruch haben, kritisches Denken zu fördern. Dazu passiert in der Biologie an der Uni Mainz so gut wie nichts. Es kommt nur darauf an alles auswendig zu wissen - und oft ist bei dem hohen Workload gar kein Platz dafür, sich kritisch mit den Inhalten auseinander zu setzen und mal nach dem Warum zu fragen. Mir selbst wurde mal von einem Dozent die Antwort auf meine Warum-Frage gesagt: "Sie immer mit ihren Warum-Fragen! Es ist halt einfach so." Insbesondere im 21. Jhd in dem jedes Wissen zu jedem Zeitpunkt abrufbar ist, wäre es essenziell auch Fähigkeiten des eigenständigen Denkens zu stärken. Das einzige Warum, was man hier also oft hört ist die Frage: "Warum tu ich mir das eigentlich an?".

Man merkt recht schnell wo der Fachbereich seinen Fokus gesetzt hat. Und das sind die Lebenswissenschaften. Sollte man sich aber für alles aus dem organismischen und ökologischen Bereich interessieren, hat man nur eine beschauliche Auswahl an relevanten Modulen. Die meisten Komilliton*innen die ich kenne, die sich für sowas interessieren, mussten ihre Bachelorarbeit extern schreiben (was bei mir auch der Fall war, hat aber gut funktioniert) weil es an der Uni kaum Arbeitsgruppen für diese Bereiche gibt. Wie bereits erwähnt kommen die Themen Klimakrise und Artensterben in keinem Modul vor. Es wäre wünschenswert solchen drängenden Problemen grade in einem Studium wie der Biologie auch ein eigenes Modul zu widmen.

Zu guter Letzt möchte ich die katastrophale Organisation und Kommunikation betonen (die durch Corona nochmal chaotischer war). Man hat ganz zu Beginn eine Einführungsveranstaltung und danach hört und sieht man nie wieder was zum Thema Organisation. Es werden keine Infos über Dinge wie Exkursionen, Wahlpflichtmodule oder Bachelorarbeiten vermittelt und alles muss man sich mühsig selbst heraussuchen. Die Wahl der Wahlpflichtmodule ist katastrophal gestaltet und Menschen bekommen teilweise einen Tag vor den Modulen Bescheid gesagt, ob sie drin sind oder nicht. Ähnliches gilt für Exkursionen. Nicht selten kommt es vor, dass Menschen ein Semester länger studieren müssen, weil die Organisation von Seiten des Fachbereichs nicht funktioniert.

Abschließend möchte ich aber auch Lob aussprechen. Die Praktikumsbetreuung selbst ist sehr gut (wird aber auch von Hiwis - meistens andere Bio-Studis übernommen). Ein Auslandssemester lässt sich auch recht problemlos organisieren und die Anrechnung der im Ausland erbrachten Leistungen funktioniert auch gut. Die Inhalte sind, wenn man ein breiteres Interesse an der Biologie hegt interessant und vielseitig. Im Angesicht meiner vorher genannten Kritikpunkte, lernt man auch sehr schnell sich selbst zu organisieren und eigenständig zu arbeiten. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und des Stresses, welcher während der Klausurenphase auf einen liegt bin ich persönlich resilienter geworden und kann mit solchen intensiven Stressphasen besser umgehen.

Ich denke der Studiengang tut das Minimum. Man lernt die Grundlagen der Biologie. Nicht mehr - und nicht weniger. Das ist schade und ich hoffe sehr für diese wunderschöne Disziplin, dass die Uni Mainz sich Kritiken zu Herz nimmt und dieses Fach mal auf Vordermann bekommt.
  • Solide Basis an biologischem Wissen, Auslandssemester gut machbar
  • Nur Auswendiglernen ohne eigenes Denken, chaotische Organisation, fehlende Kommunikation, veraltete Abläufe, fehlender Bezug zur Klimakrise, psychische Belastung

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.4
Edu , 08.05.2024 - Biologie (B.Sc.)
4.1
Viktoria , 09.04.2024 - Biologie (B.Sc.)
3.1
Marie , 02.04.2024 - Biologie (B.Sc.)
4.1
David , 27.02.2024 - Biologie (B.Sc.)
3.3
Antonia , 23.02.2024 - Biologie (B.Sc.)
2.8
Lara , 14.02.2024 - Biologie (B.Sc.)
3.4
Luna , 08.02.2024 - Biologie (B.Sc.)
3.9
Johanna , 04.02.2024 - Biologie (B.Sc.)
4.4
Lara , 03.02.2024 - Biologie (B.Sc.)
4.3
Charlotte , 07.01.2024 - Biologie (B.Sc.)

Über Niklas

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 7 Semester
  • Studienbeginn: 2019
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Mainz
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 26.02.2023
  • Veröffentlicht am: 03.03.2023