Viel Auswahlmöglichkeit, wenig Internationalität

Generelles
Das Masterstudium in Flensburg war für mich eine gute Gelegenheit, mich noch einmal im Bereich Management weiterzubilden und ein wenig in verschiedenen Vertiefungen umzuschauen. Denn das Studium beinhaltet vier Schwerpunkte (Organisational Behaviour & Human Resource Management, Strategy & Organization, Marketing & Media Management und Entrepreneurship & Small Business Management) und es ist während des gesamten Studiums möglich, Kurse aus diesen unterschiedlichen Schwerpunkten zu wählen, sofern man am Ende eine gewisse Anzahl an ECTS in einem Schwerpunkt absolviert hat. Der Fokus muss daher nicht anfangs gesetzt werden und bietet einem damit viel Flexibilität. Unter den Kursen sind einige mit einem etwas praktischeren Ansatz (Digitalmarketing-Kampagne für ein Unternehmen, Fundraising-Kampagne für lokale Organisationen, landesübergreifende Uni-Kooperation inklusive Exkursion nach Polen) während andere das typisch Theorielastige aus dem Universitätsalltag übernehmen. Durch die Auswahlmöglichkeiten gibt es hier aber viel Chance sich den optimalen Kursplan zusammenzusetzen. Was die Dozierenden angeht, so muss ich sagen, dass das Team der Fakultät wirklich sehr klein ist und damit wenige Dozierende sehr viele verschiedene Kurse geben. Ein bisschen mehr Abwechslung wäre hier meiner Meinung nach gut - auch, weil durch das wenige Personal auch wenig eigene Forschung betrieben wird, die die Studieninhalte mit modernen Themen und Ideen bereichern.

Campus
Dadurch, dass die Uni nicht nur relativ klein ist (ca 6000 Studierende), sondern auch mehr als Drei Viertel davon Lehramt studieren, liegt der Fokus der Uni nicht auf betriebswirtschaftlichen Themen. Sämtliche Veranstaltungen am Campus orientieren sich beispielsweise eher in Richtung Pädagogik als dass sie für die International Management Studierenden interessant sind. Das und die Tatsache, dass die eigene Fakultät wirklich weit vom Hauptcampus weg ist, hat mich oft in Frage stellen lassen, ob ich eigentlich an der gleichen Universität studiere. Mensa- und Bibliotheks-Angebot war ebenfalls zu großen Teilen am Hauptcampus angesiedelt, sodass man häufig hin und her fahren musste.

Stadtgeschehen
Flensburg als Studienstadt ist wirklich wundervoll. Als gebürtiger Hamburger weiß ich um die regnerischen und trübsinnigen Wintermonate, aber in den anderen Jahreszeiten ist Flensburg wirklich ideal zum Studieren. Die Kosten für die Uni und die Lebenshaltung sind sehr gering und man kann alles mit dem Fahrrad erledigen. Die Nähe zum Wasser macht Flensburg darüber hinaus wirklich lebenswert!

Sprachen
Die Kurse sind teilweise auf Englisch, der Großteil jedoch auf deutsch. Dadurch, dass der gesamte Raum samt Dozierenden jedoch in 95% der Fälle aus deutschen Muttersprachler*innen besteht, fühlt es sich oftmals seltsam an, plötzlich einzelne Kurse in englischer Sprache zu studieren. Im gesamten Studium sind trotz Rang einer Europa-Universität wirklich wenige internationale Studierende. Der Anteil an Spanisch, den ich gewählt habe, beschränkte sich auf einen Kurs pro Semester (für insgesamt 2 Semester) und war damit praktisch gar nicht erwähnenswert. Leute, die sich auf diese Sprachvertiefung im Master freuen, werden vermutlich wie ich am Ende eher enttäuscht.

Partneruniversitäten
Das Netzwerk an Partneruniversitäten ist für den Rang einer Europa-Universität sehr schwach. Hier wird erneut deutlich, wie sehr der Fokus auf dem Lehramtsstudium liegt, weil die Studierenden beim International Management wirklich sehr wenig Auswahl haben - im Master nochmal weniger als im Bachelor. Erst durch den Doppelabschluss in Verbindung mit der SDU profitiert man vom Netzwerk der dänischen Universität. Wer sich dann auch noch im Studium nicht auf Spanisch festgelegt hat, bekommt nochmal weniger Optionen.

FAZIT
Du bekommst, was du draus machst!
Das Studium bietet durch die große Auswahl an Kursen wirklich viele Möglichkeiten Verschiedenes auszuprobieren. In meinem Fall, hat mir das Studium gut gefallen, weil ich mich allerdings auch für jeden Kurs eingeschrieben habe, der praktisch orientiert ist. Aus diesem Grund hatte ich ein wenig mehr Workload als Andere - auch, weil ich ein paar Kurse mehr absolviert hatte, ohne sie am Ende zu brauchen. Es gibt allerdings auch den Weg, hauptsächlich "einfache" Kurse zu wählen, bei denen stumpf Hausarbeiten geschrieben werden (jedes Jahr über das Gleiche Thema) - in diesem Fall ist das Studium meiner Meinung nach aber wenig spektakulär. Wer sich hier aber mit dem Ziel einschreibt, wirklich das Maximum für sich selbst rauszuholen, trifft eine gute Wahl. Durch die Corona-Pandemie hat sich mein Studium nach hinten raus ein wenig verlängert (2 Semester) - und was ich hier etwas schade fand, war, dass der Abschluss sehr kurz und knapp verlaufen ist. Man hat sich fast ein wenig vor die Tür gesetzt gefühlt. Auch gibt es keinen erwähnenswerten Alumni-Service, mit dem die Universität langfristig ein wachsendes Netzwerk aufbaut.