Mehr Schein als Sein

Wer (fern jener Praxis) Vorlesungen besuchen, sich hinsetzen und zuhören will um später Skripte für Prüfungen auswendig zu lernen, aber ansonsten nichts beruflich wirklich relevantes lernen möchte, der ist hier gold richtig!
Und denkt bloß nicht darüber nach, von einem eher praxisorientiertem Studiengang wie Architektur oder Bauingenieurwesen in diesen (eigentlich genau dafür gedachten) Management-Studiengang zu wechseln, denn er verfehlt sein Ziel leider. Falls doch, so bekommt man Auflagenfächer aus dem Bachelor die wirklich notwendig und auch gut sind. Eine Studiendauer von 4 Semestern ist dann aber unrealistisch! (1. Semester 12 Klausuren regulär)

Die Dozenten und vorallen die Mitarbeiter sind bis auf wenige Ausnahmen inkompetent, eingebildet und abgehoben (bei mancher Nachfrage in Klausureinsichten gar beleidigend). Was sie gut können ist Vor(Ab)lesen! Endlich (denkt sich so manch ein Mitarbeiter der Professur) hab ich die Macht und kann den Studenten Vorlesungsfolien vorlesen, mich für besonders wichtig halten und in den Prüfungen die exakte Definition abfragen, die später zwar wenig relevant ist, aber wehe sie wurde nicht runtergeschrieben wie es in der Vorlesung stand. Es geht nicht um "Verstehen, Wiedergeben, Anwenden und eigenem Weiterentwickeln" - wie es bei einer Bildungsstufe einer Universität verlangt werden sollte - sondern lediglich um "Verstehen und Wiedergeben", quasi Hauptschulniveau. Natürlich macht es nicht so viel Arbeit, Klausuren auf diese Art und Weise zu stellen und zu korrigieren. Durchschnittsnoten von 3,9 - 4,7 (alles schlechter als 4,0 ist nicht bestanden) sind keine Seltenheit. Doch auch diese gravierend schlechte Ergebnisse fördern nicht das Umdenken der Professoren, vielmehr fühlen sie sich geehrt eine solche Elite heran zu züchten, denn Zitat Mitarbeiter: "Wenn es einer oder zwei gut schaffen zeigt es uns doch, dass es möglich ist." - das motiviert natürlich unheimlich die restlichen 90% und fragen sich, wieso sie dann überhaupt angenomen wurden!

Das einzig positive ist die schöne kleine Stadt Weimar, an die Ruhe kann man sich wirklich gewöhnen. Auch die Uni ist gut ausgestattet, Vorlesungssäle sind nie zu voll und das Hauptgebäude (leider NUR Fakultät Architektur) ist wunderschön. Alle Studiengänge ausser Architektur und Design sehen von der historischen Bauhaus-Uni aber nicht viel.

Wer es alternativ und Hipsterlastig mag ist hier auch richtig, da die Bauhaus Uni-Weimar von kreativen Studiengängen dominiert wird: Leider ist beinahe jede Bar und das Studentencafé M18 kaum von einem Schrottplatz/Secondhandladen zu unterscheiden: Alte Möbel und Europaletten sind "super cool", man läuft am besten auch barfuß und mit Jute-Sack herum. (Der Kaffee in der M18 ist jedoch ausgezeichnet) Die Mensa ist katastrophal und wird (natürlich) immer veganer. Zum Glück gibt es in der Stadt super Alternativen von Sushi bis Pizza, alles super.

Wer gerne zu normaler Musik, House, RnB etc. in Clubs feiert findet das allerhöchstens in Erfurt (30min entfernt). In Weimar gibt es KEINEN einzigen "Club". Die Partys in Weimar (oft auf irgendwelchen abgelegenen Wiesen) sind nämlich so alternativ wie die Studenten und dafür gedacht, es nur geil zu finden, wenn man unter irgendwelchen Drogen steht (nur so kann man sich die Musik erklären).

Fazit: Wer ein kreatives, philosophisches, fast künstlerisches Studium anstrebt, der ist an der Bauhaus-Uni genau richtig (Architektur, Design, Kunst, Medien). Wer ein praxisorientiertes, wirtschaftswissenschaftliches Studium mit erfahrenen Professoren und Mitarbeitern sucht, der ist hier ganz falsch. Sucht euch dafür am besten ein duales Studium, da lernt ihr ganz sicher tausend mal mehr sinnvolles als an einer Uni.

"Wenn der Professor recht hätte, dann wäre er im Business." Traurige Wahrheit.