Sehr abwechslungsreich - wenige Macken

Man wirbt damit dem interessierten Sudierenden die Welt der Mobilität zugänglich zu machen. Dazu gehört - eigene Interpretation - der Straßen-, Schienen-, Luft-, Schiffsverkehr usw. Auch ÖPNV soll einen Schwerpunkt bilden - verspricht es doch das aktive Hochschulmarketing. Wenn man dann ein paar Semester erlebt hat, lässt sich doch ein sehr "straßenlastiges" Studium feststellen: ÖPNV kommt in den ersten vier Semestern eher am Rande vor (immerhin). Man besucht die Straßenverkehrsabteilung von Siemens, die Verkehrsleitstelle in Stuttgart und lernt u.a. die Grundzüge des Straßenentwurfs und die Berechnung der Kapazitäten von Knotenpunkten kennen - alles schön für Straßen-Interessierte. Die Leitstelle der hiesigen Verkehrsbetriebe haben wir nur durch Zufall besuchen können - nicht sehr ausgewogen für einen Studiengang der sich nicht "Straßenverkehrsmanagement", sondern "Verkehrssystemmanagement" nennt.
Das kritische Lösen bestehender Probleme geht ansatzweise unter den vielen Techniksperenzien der Telematik-Vertiefung unter ;-) (Motto: "Ich habe die Lösung, sucht mir ein Problem").
Von Fachtagungen, (z.B. Deutscher Nahverkehrstag o.ä.) erfährt man nur bei eigenem Interesse für solche Termine. Dabei wird erst dort deutlich, wo Theorie und Praxis an ihre Grenzen stoßen und welche Themen aktuell in der Diskussion sind. Ein MUSS für interessierte Studierende - daher sollte eine *sehr gute* Hochschule sowas meines Erachtens zumindest mal bewerben...
Hinsichtl. Verkehr sehr überflüssig habe ich das Fach "Grundlagen Geodaten" im ersten Semester empfunden, da die für alle Studierenden maßgeblichen Inhalte daraus in einer späteren Vorlesung in passenderem Zusammenhang vorkommen. Stattdessen würde ich "Grundlagen Volkswirtschaftslehre" o.ä. anbieten. Die Inhalte daraus werden dann im 6. Semester im Fach "Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen" gebraucht und sind eigentlich für ein Grundverständnis für Subventionen (z.B. beim Bau von Verkehrsinfrastruktur) erforderlich. Es war jetzt kein Drama, dass wir das nicht hatten, aber es wäre bei Abwägung sicher ergiebiger für den fachlichen Zusammenhang "Verkehr" gewesen, als irgendwelche Plätze und Entfernungen zu vermessen...

Sehr positiv ist die Möglichkeit ein Praxissemester durchzuführen und erste eigene Erfahrungen in einem Betrieb seiner Wahl zu sammeln. Auch sind die Exkursionen in Metropolen genauso positiv hervorzuheben, wie auch die Lockerheit der meisten Dozenten und das Mathe-Lernzentrum "MAFFIN", ohne das sicher die Hälfte der Studierenden gewisse Prüfungsleitungen nicht meistern könnten. Wer unbedingt international unterwegs sein will, der hat die Möglichkeit in die Partnerhochschule nach Kanada zu Workshops zu reisen. Bei Problemen kann man sich immer an jemanden wenden und wird i.d.R. nicht abgewiesen. U.a. die alljährlichen Feedbackrunden zeigen, dass man interessiert an der Meinung der Studierenden und bemüht ist Mängel zu verbessern. Leider werden aber meines Wissens in seltenen Extrem-/Problemfällen, bei denen sich der gesamte Studiengang (!) einig über eine Problemsitutation ist, keine maßgeblichen Konsequenzen gezogen (z.B. gegen einen didaktisch fragwürdigen Dozenten, der seine Übungseinheiten (!) als Prüfungssessions missinterpretiert und dadurch jegliches produktives Lernen aktiv unterbindet).

Insgesamt also positiv mit nur wenigen Herausforderungen für die Zukunft, die sich aber gedanklich auf "hohem Nivaeu" zu bewegen scheinen. Deswegen keine 5, sondern "nur" 4 volle Sterne.