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Zu viele Schwerpunkte, mangelnde Spezialisierung

International Management (M.A.)

  • Studieninhalte
    1.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    2.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    2.0
  • Literaturzugang
    3.0
  • Gesamtbewertung
    2.2
Zum Ende meines BWL Bachelorstudiums in Rosenheim entschloss ich mich den Master dranzuhängen um so mein Wissen zu vertiefen und gleichzeitig besser für die Zukunft (Berufseinstieg, Karriere) gewappnet zu sein. Zu Beginn meines Studiums (WS 13/14) waren wir knapp 300 BWL-Erstsemester. Im Master werden pro Semester nur knapp 20 Studenten zugelassen um die Qualität zu gewährleisten, so zumindest in der Theorie.

Hervorzuheben ist die Tatsache, dass sowohl im SS als auch im WS das Studium angetreten werden kann, das bieten sonst nur wenige Hochschulen an. NC schwankt immer zwischen 2,1 und 2,4, sodass wirklich nur kleine Seminargruppen zustande kommen und der Unterricht viel persönlicher/direkter und "hochwertiger" gestaltet werden kann als es im Bachelorstudium (aka Frontalunterricht) der Fall war. Der Studiengang ist auf Gruppenarbeiten/ Präsentationen etc. ausgelegt. Klingt positiv, ist es aber nicht, wie ich nachfolgend aus meinen Erfahrungen darstellen möchte.

Zurück zu den "kleinen Seminargruppen": Leider liegt genau hier der erste Kritikpunkt. Wer jetzt denkt dass kleine Gruppen von knapp 15-20 Studenten pro Semester die Qualität der Lehre steigern und somit die Studieninhalte besser übertragen werden können, sollte wissen wie das wirklich abläuft: Die Pflichtmodule (jeweils 1 im WS und 1 im SS) muss jeder Student belegen, die Gruppen sind hier also doppelt so groß. Knapp 40 Studenten (SS + WS) belegen die Kurse. Der anfangs erwähnte Vorteil durch kleine Gruppen wird also dadurch schon drastisch abgeschwächt. Der Unterricht sah so aus, dass sich die Pflichtmodule in jeweils 2 Teilmodule untergliedern. Noten werden gebildet aus Klausuren sowie Studienarbeiten. Der durchgenommene Stoff unterscheidet sich marginal von dem aus dem Bachelor. Vertiefung findet quasi nicht statt. Seminarsprache ist vorwiegend Deutsch. "Geworben" wird seitens der Hochschule mit Englisch als zweite große Unterrichtssprache, jedoch ist das mehr Schein als Sein, da sowohl die Profs./Lehrbeauftragten als auch die Studenten selbst eher halbherzig und wenig motiviert damit umgehen dass bestimmte Studieninhalte in Englisch abgearbeitet werden müssen. Argumentiert wird seitens der Hochschule mit der Ausrichtung des Studiengangs hin zur "Internationalisierung", was sich auch wiederspiegelt in der vergleichbar hohen Anzahl von Studenten aus dem (EU) Ausland. Jedoch können viele dieser Studenten selbst kein so gutes Englisch und manche sprechen zum Teil auch garkein Deutsch!. Das Pflichtmodul International Mangement gliedert sich in International Management und INTERCULTURAL Management. Letzteres sind nur 2 Rollenspiele/Abschlusspräsentationen. Es sind insgesamt 5 "vollle Tage" (!!!) in dem ganzen Semester! Wie sehr kann man sich da also spezialisieren? Das zweite Teilmodul International Management besteht aus 2 Vorlesungen die wie oben bereits erwähnt keine nennenswerten Vertiefungen und neue Erkenntnisse darstellen, da der Stoff teilweise 1:1 genauso in Rosenheim im Bachelorstudium (mehrfach) behandelt wurde.

Ein weiterer Kritikpunkt: Insgesamt gibt es 6 Wahlmodule (Schwerpunkte), wobei insgesamt 4 belegt werden müssen um den Studiengang abzuschließen. Der Hintergrund ist der, dass mit diesen Schwerpunkten das Studium individuell ausgelegt werden kann. Pro Semester werden 3 Schwerpunkte angeboten. Also werden im SS andere 3 als im WS angeboten. Zu wählen gibt es:

Integriertes Prozessmanagement in mittelständischen Unternehmen
Internationales Steuerrecht und Wirtschaftsprüfung
Controlling in mittelständischen Unternehmen
European Economics and European Law
Internationales Marketing in mittelständischen Unternehmen
Change Management

Wer einen Blick drauf wirft kann problemlos erkennen, dass die Schwerpunkte sich sehr stark voneinander unterscheiden. Durchaus kritisch darf jetzt die Frage gestellt werden, wie sehr sich ein Student nun wirklich auf ein Teilgebiet der BWL fokussieren kann wenn insgesamt 4 Schwerpunkte gewählt werden MÜSSEN. Wir sind also alle ausgebildete Experten in Controlling mittelständischer Unternehmen und gleichzeitig Fachleute für Internationales Marketing und auch gleichnoch Internationales Steuerrecht und noch 2 weiter PFLICHT Schwerpunkte!?"?

Was ich damit sagen will ist, dass von jedem etwas gelernt wird aber insgesamt keine wirkliche Fachrichtung spezialisiert belegt werden kann. Im besten Fall lernt man "hier und da" etwas neues aber wiederholt im Grunde alles nochmals aus dem Bachelorstudium, weil eben genau diese Module schon von den meisten BWLern schonmal im Bachelor belegt wurden!

Positiv hervorzuheben ist der Schwerpunkt Controlling in mittelständischen Unternehmen, der durchaus anspruchsvoll und zeitaufwendig ist aber der Lernfaktor insgesamt am größen ist. Dieser Schwerpunkt gliedert sich in Teilmodule Planungs&Informationssysteme wo eine Studienarbeit (12 Seiten) verfasst und präsentiert werden muss und einem 5 tätigen „Grundkurs“ in einem Planungstool (Corporate Planner) wo am PC später auch eine Klausur „geschrieben“ wird. Doch viel interessanter ist das zweite Teilmodul wo Businespläne erstellt werden.
5 Studenten bilden eine Gruppe und entwickeln eine Geschäftsidee. Der Businessplan wird in Gruppenarbeit verfasst (insgesamt knapp 35 Seiten) die sukzessive während des Semester entwickelt werden. Der zuständige Prof gibt Input und ist sehr engagiert und steht den Studenten stets zur Seite und gibt auch sehr gute Ratschläge. In der Abschlusspräsentation stellen dann die vier Teams ihre Geschäftsideen vor, was sehr interessant und lehrreich war. Der Schwerpunkt ist vermutlich der beste Teil des gesamten Studiengangs.
Andere Schwerpunkte sind laut Kommilitonen die diese belegt haben eher so aufgebaut dass Seminararbeiten geschrieben werden. Das bedeutet, kein Unterricht, wenig/kein Input vom Prof. Die Teilnehmer bekommen ihr Thema und haben ein Deadline bis wann die Seminararbeit (12-20 Seiten, abhängig von Fach) abgegeben werden muss, ansonsten gibt es keine Vorlesungen. Die Studienleistung wird also nur in einem Teilgebiet des Themas erbracht in Form von wissenschaftlichen Arbeiten und einer Abschlusspräsentation. Kritikpunkte seitens der Mitstudenten können so zusammengetragen werden, dass abgesehen von dem Thema das man persönlich behandelt kein wirkliches Wissen erlangt wird da kein Input seitens der Profs erfolgt weil ja keine Vorlesungen stattfinden. Dem einen oder anderen ist das sicherlich lieber aber es ist sehr fraglich wie dann die Spezialisierung in einem Teilgebiet der BWL (z.B. Steuerrecht, Economics) erlangt werden kann wen jeder nur den Blick auf sein kleines Seminarthema hat.
Zweifelsohne lernt man innerhalb des Studiengangs das Präsentieren und das Arbeiten innerhalb von Gruppen bzw. das wissenschaftliche Arbeiten, das gilt es hervorzuheben aber wieviel davon wirklich relevant ist und tatsächlich für die Karriere in der Wirtschaft relevant ist ist eine andere Frage, da kaum neues Wissen hinzugewonnen wird, was dem Umstand geschuldet ist dass sich Studieninhalte sehr stark wiederholen und die zahlreichen Schwerpunkte nur kleinste Teilgebiete ihres Faches erfassen und somit keine wirkliche Spezialisierung in einem bestimmten Teilgebiet der BWL überhaupt zustande kommen kann. Ein großes Problem stellt die Tatsache dar, dass die angebotenen Schwerpunkte nicht über ausreichende Kapazitäten verfügen. Es wird nach dem Prinzip „wer zuerst kommt mahlt zuerst“ gearbeitet, was bedeutet dass es reine Glückssache ist ob man den Schwerpunkt den man tatsächlich belegen möchte auch bekommt weil MEHR Studenten als Plätze in den Schwerunkten vorhanden sind! Insbesondere bei beliebten Fächern wie Controlling, Change Management ist das der Fall. Das darf in einem zulassungsbeschränkten Masterstudiengang einfach nicht der Fall sein.
Mein letzter Kritkpunkt bezieht sich weniger auf den Studieninhalt als an die Politik der Hochschule selbst. Internationale Studenten bringen ohne Zweifel frischen Wind in den Studiengang und können durch ihre Ideen, Erfahrungen aus ihren Heimatländern dazu beitragen dass wir einen besseren Blick „über den Tellerrand“ bekommen. Aber es kann nicht im Sinne der Studenten sein, dass Personen die garkein Deutsch oder sehr schlecht Deutsch sprechen ein ganzes Modul welches nur auf der Sprache Deutsch verfügbar ist belegen. Gleiches gilt für Studenten die über keine ausreichenden Englisch Kenntnisse verfügen, diese sollten keine Module belegen die auf Englisch sind. Leider versäumt es die Hochschule hier klare Regeln zu setzen. ALLE Studenten werden „durchgewunken“ unabhängig von ihren Leistungen. Dies gilt insbesondere für viele internationalen Studenten. Viele werden in den Gruppenarbeiten von den „mutterspracherln“ mitgezogen und erhalten dieselbe Note obwohl sie innerhalb der Gruppen einfach die Leistung nicht geben können aufgrund sprachlicher Differenzen und fachlicher Defizite. Nach außen hin bewahrt jede Gruppe den Anschein dass diese Studenten ebenso ein wertvoller Teil des Teams waren und ihren Teil entsprechend eingebracht haben. Das ist leider nötig, da ansonsten schlechte Noten verteilt werden weil der internationale Student nicht gut in die Gruppe „integriert“ wurde. Zahlreiche Mitstudenten aus dem Studiengang haben ihre Erfahrungen dazu geäußert, teilweise gab es Studenten in den Gruppen die nicht eine einzige Seite bei bestimmten Gruppenprojekten verfasst haben und auch garnicht zu Treffen mit den Gruppen erschienen sind weil sie wussten dass sie sowieso mitgezogen werden müssen. Diese Erfahrung habe ich auch selbst gemacht. Sicherlich trifft das nicht auf alle internationale Studenten zu wenn einige keine Leistung erbringen, jedoch muss einfach gesagt werden dass die Politik der Hochschule so ausgelegt ist und das Image der Hochschule bewusst auf „International“ getrimmt wird um sich besser zu positionieren. Dabei nimmt man in Kauf, dass jeder durchgewunken wird und im allgemeinen der Zustand geschaffen wird, dass Studenten manche internationale Kommilitonen mitziehen müssen und ihren Teil der Gruppenarbeit erledigen müssen weil sie ansonsten mit Repressalien in Form von schlechten Noten zu rechnen haben. Gleichzeitig profitieren „wir“ davon, dass bei Klausuren die von internationalen Studenten geschrieben werden die Noten extrem hochkorrigiert werden um diese Studenten dann doch noch mit einer 3, Komma oder 4.0 Note durchzuschieben und nicht durchfallen zu lassen. Wir ernten die sehr guten Noten, zweifelsohne. Wieso Noten dann überhaupt noch gemacht werden ist eine andere Frage.
Ich möchte mit diesem Beitrag niemanden persönlich angreifen, aber ich möchte es einfach so nicht stehen lassen. Potenzielle Studenten dieses Studiengangs haben ein Recht dazu auch kritische Erfahrungen zu lesen. Ich möchte dazu beitragen ein differenziertes Bild der Hochschule bzw. des Masterstudiengangs Führung und Internationalisierung mittelständischer Unternehmen zu zeichnen. Meiner Meinung nach besteht seitens der Hochschulleitung immenser Verbesserungsbedarf. Jedoch ist nicht alles schlecht wie ich in mehreren Beispielen oben ausführlich geschildert habe.
  • kleine Gruppen, aufgeschlossene freundliche Mitstudenten,
  • manglende Organisation, Spezialisierungen

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.9
Simone , 22.12.2022 - International Management (M.A.)
4.7
Dominik , 09.12.2022 - International Management (M.A.)
5.0
Lisa , 06.12.2022 - International Management (M.A.)
5.0
Lena , 06.12.2022 - International Management (M.A.)
3.7
Thomas , 05.12.2022 - International Management (M.A.)
3.9
Anonym , 29.11.2022 - International Management (M.A.)
3.1
Stefanie , 01.07.2021 - International Management (M.A.)
4.3
Laura , 11.07.2018 - International Management (M.A.)
3.6
Monica , 02.08.2015 - International Management (M.A.)
4.2
Viktoria , 12.04.2015 - International Management (M.A.)

Über Larry

  • Alter: 24-26
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 4 Semester
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Rosenheim
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 18.07.2017
  • Veröffentlicht am: 24.07.2017