Man sollte dafür brennen

Ich bin vermutlich ein wenig voreingenommen in den Studiengang eingestiegen, weil er von vornherein mein Plan B war. Hätte ich dafür wahre Leidenschaft empfunden, wäre ich zumindest für den Bachelorabschluss geblieben.
An sich ist der Studiengang gut durchdacht und - für die handwerklich veranlagten unter euch erfreulicherweise - schon ab dem 2. Semester stark praktisch ausgelegt. Dabei gibt es genug Plätze und Seminare für jeden Studierenden und an modernen Lernmitteln sowie gerätetechnischischer Austattung mangelt es nicht an der UdS. Zudem sind die Dozenten kompetent, sehr engagiert und entgegenkommend.
Es geht allerdings auch stark in die Tiefe, d.h.: Wer sich nach der Schule denkt, dass er/sie gut in Bio war und deswegen Bio studieren sollte, wäre meiner Ansicht nach etwas fehl am Platz. Es wird sehr theoretisch und der Studiengang heißt nicht umsonst Molekularbiologie. Was ich mir mehr vom Studiengang erhofft hatte, war der humanbezogene Teil wie z.B. Genetik, Humanphysiologie und Neurophysiologie. Der Anteil ist allerdings etwas kurz ausgefallen (jeweils nur 1 Semester lang) und Neurophysiologie ist noch nicht einmal fester Bestandteil des Stundenplans, sondern quasi eine freiwillige Veranstaltung. Stattdessen sind Fächer wie Mikrobiologie, Botanik und Pflanzenphysiologie, für die ich mich kaum weniger hätte interessiert können, verpflichtend. Es kommt hinzu, dass pro Semester teilweise so viele Klausuren geschrieben werden, dass man mit dem Stoff nicht immer gut mitkommt und manche Klausuren schieben muss - was an sich in anderen Studiengängen zwar auch oft der Fall ist, bei Bio allerdings sehr lästig werden kann mit den Praktika, die auf einen zukommen.
Außerdem war ich persönlich kein Fan von letzteren und den ganzen Protokollen, die man dazu verfassen musste. Wenn man bedenkt, dass ein paar Dozenten in den Praktika auch hin und wieder auf nicht sehr optimistische Berufsaussichten hinwiesen, demotivierte es mich persönlich nur noch mehr. Ein Dozent meinte diesbezüglich: "Wenn man hier später in der Forschung arbeiten möchte, dann ist es eine wahre Berufung. Dafür, dass man für seinen Beitrag kaum was zurückbekommt (finanziell), muss man mit Leib und Seele dafür brennen."
Das sind so Sachen, die ich gerne vor zwei Jahre gewusst hätte, als ich mich für diesen Studiengang beworben habe. Wenn ihr also in der Zwischenzeit Bewerbungssemester für einen anderen Studiengang sammeln und dabei unbedingt studieren wollt (wobei euch Bio etwas mehr als die übrigen Studienangebote interessiert), könnt ihr es gerne mal riskieren. Man sammelt so oder so Erfahrungen, die einen irgendwo weiterbringen. Vielleicht entdeckt ja der eine oder die andere seine Vorliebe für genau das, was ich hier nicht unbedingt als positiv angemerkt habe - da kann ich wie gesagt nur aus eigener Erfahrung sprechen, die natürlich sehr subjektiv ist.
Aber vielleicht solltet ihr nicht denjenigen den Platz wegnehmen, die sich aufrichtig für jedes einzelne Protein und Gen im Körper interessieren und schon fieberhaft auf die Bachelorarbeit warten, bei der sie sich ein eigenes Experiment ausdenken dürfen. Für diejenigen unter euch, die letzteres anspricht, wäre ein Studium an der UdS sehr vorteilhaft (abgesehen von dem großen, schönen Campus, der wie eine allumfassende, kleine Studentenstadt für sich ist), weil wir hier schließlich das Zentrum der humanistischen Biologie haben - laut Professoren und Mentoren soll das später in Bewerbungen sehr gut rüberkommen ;).