Gemischte Erfahrungen

Ein Studium der Fachrichtung Biologie an der Friedrich-Wilhelm-Universität hat seine Vor- und Nachteile.
Kulturell ist Bonn als Stadt sicher zu empfehlen, als abendlicher Ausgehort weniger, was allerdings teilweise durch die zentrale Anbindung ins Umland ausgeglichen werden kann. Wohnraum ist sehr teuer, so dass es wichtig ist sich frühzeitig um einen Platz für sein Bett zu bemühen. Die Bonner sind, ebenso wie die meisten Rheinländer, grundsätzlich ein freundliches Völkchen, im Gegensatz zu den Bewohnern benachbarter Städte jedoch sehr konservativ. Das schlägt sich auch deutlich im Studentenleben nieder, sowohl in den Wahlergebnissen des Studierendenparlaments, als auch in Fragen sozialen Engagements und allgemeiner Verantwortlichkeit. Selbst in studienrelevanten Belangen findet sich wenig Beteiligung, Proteste gegen Missstände sind, im Vergleich zu der Studierendenzahl, ausgesprochen dünn gesät, und von Seiten der Asta kaum unterstützt. Im Falle des Universitätsrats wirkt die Politik sehr undurchsichtig, es gibt kaum allgemein verfügbare Informationen und kein tatsächliches Mitbestimmungsrecht für Studenten. Stattdessen sind Wirtschaftsvertreter stark involviert.
Insgesamt ergibt sich das Gefühl fachlich, und in den meisten Fällen auch die Ausstattung betreffend, gut angekommen zu sein. Die Gebäude der unterschiedlichen Fachgebiete sind in sehr verschiedenem Alter und Zustand, insgesamt ist die Atmosphäre angenehm, auch weil die Institute der Biologie größtenteils im zentral und hübsch gelegenen Stadtteil Poppelsdorf liegen. Besonders der an das Poppelsdorfer Schloss, in dem die Zoologie verortet ist, angegliederte Botanische Garten lädt zum Ausspannen zwischen den Vorlesungen ein. Die Qualität der Lehre ist fachlich vorwiegend gut, auf die Möglichkeit persönlicher Ansprechpartner wartet man aber umsonst. Das Niveau ist insgesamt hoch, jedoch wird der Begriff der Selbstständigkeit reichlich missbraucht um mangelnde Betreuung zu rechtfertigen.
Die Fachschaft der Studienrichtung ist vorwiegend damit beschäftigt Filmabende und Sommerfeste zu organisieren, hilfreiche Angebote sind leider eher rar, Öffnungszeiten spärlich.
Das größte Manko ist die Organisation, die von den Tutoren bis zum Prüfungsamt denkbar schlecht ist. Der Übergang vom Diplom- zum Bachelor-/Masterstudiengang ist unprofessionell gelungen, häufig waren die Verantwortlichen sichtbar überfordert. Auch in den Lehrveranstaltungen ist die Organisation oft schlecht, beispielsweise wird Studienmaterial unzuverlässig an unterschiedlichen Orten hochgeladen, Abgabetermine sind unübersichtlich, strukturierte Vorbereitung auf Prüfungen scheitert häufig schon an den Professoren. Nach Ende des Studiums gibt es wenig berufsvorbereitende Möglichkeiten, Seminare oder Ansprechpartner sucht man umsonst, was gerade in Fächern mit knappem Stellenangebot unerlässlich wäre.
Insgesamt kann ich den Studienort nur bedingt empfehlen, auf jeden Fall erfordert er ein hohes Maß an Selbstorganisation, teilweise ein gewisses Einzelkämpfertalent und eine hohe Frustrationsschwelle.