Wissenschaftlich anspruchsvoll, nicht immer für BA

Biologie an der RUB zu studieren, um damit später auf einem Gymnasium oder einer Gesamtschule Biologie zu unterrichten, ist eine sehr gute Wahl, wenn es auch sehr wissenschaftlich und anspruchsvoll ist. Das sollte ja aber eigentlich gerade dazu motivieren, hier zu studieren.

Das Lehrangebot ist, wie für MINT Fächer sehr üblich, stark modularisiert und strukturiert. Die Inhalte und Veranstaltungen der Semester sind vorgegeben (Zoologie im 1., Botanik im 2., Genetik/Biochemie/Biophysik im 3. und Physiologie im 4.) und man kann nur die Übungen bzw. Laboraufenthalte nach Tagen variieren. An sich wird einem dadurch aber das komplette Grundwissen gegeben und ist schon sinnvoll.
Der Anspruch der Kurse schwankt, ist im Allgemeinen aber eher hoch. Die Übungen muss man im Vorhinein durch Lesen vorbereitet haben, da man zu Beginn ein Antestat schreiben muss, ob man über das notwendige Wissen verfügt, an dem jeweiligen Kurs teilzunehmen. Dieses sollte man auch immer bestehen. Das ist schon mit viel Stress verbunden, doch wenn man ordentlich arbeitet und fleißig ist, sollte dies eigentlich kein Problem sein.
Erst im 5. Semester kann man dann ein Aufbaumodul nach Interessen wählen.
Toll sind im 2. Semester die Exkursionen, bei denen sowohl auf die Pflanzen- als auch Tierwelt eingegangen wird.
Dass man Mathematik, Chemie und Physik machen muss, erschwert natürlich die ersten Semester ungemein, da gerade diese Kurse oft sehr hohe Ansprüche haben. Als BA Student kann man meist aber auch Optionalkurse wählen, um diese Kenntnisse zu erlangen. Diese sind etwas einfacher.

Dadurch, dass die Kurse meist sehr groß sind, hat man wenig persönlichen Kontakt zu den Dozenten (abgesehen von den Aufbaumodulen im 5. Semester), doch die meisten von ihnen sind wirklich nett und helfen einem auch, wenn man mal etwas nicht weiß oder eine Frage hat. Sie sind auch allesamt sehr kompetent und auch international teilweise bekannt, was natürlich sehr für den Standort Bochum spricht.
Zudem sind in allen Laborkursen der ersten 4 Semester "Tutoren" am Tisch, die einem helfen, wenn man etwas mal doch nicht so ganz hinbekommt. Das verhältnis ist hier oft sehr herzlich.

Außerdem kann man sich zu Beginn des 1. Semester zu einem Tutorium anmelden. Dieses bereitet auf die Antestate vor, gibt einem die Möglichkeit etwas zu präsentieren und hilft auch bei allen Organisatorischen Fragen. Ich empfehle das jedem!

Auch die Räumlichkeiten sind angemessen. Es gibt nicht unbedingt immer die neueste Technik und die Räume sind auch nicht alle frisch renoviert, aber das ist ein Problem der Uni an sich und nicht des Studienfaches. Zumal man ja auch nicht immer nur auf das Äußere achten sollte. Selbst aus Masterkreisen hörte ich, dass alles da ist, was man hier zum Studium (auch halt im Master) benötigt. Vielleicht mehr als bei den Geisteswissenschaften.

Aber es gibt hier auch Mankos:
Wenn man Bio auf Lehramt studieren möchte, so studiert man mit den B.Sc. Studierenden zusammen. Zwar versucht man auf uns Rücksicht zu nehmen, das klappt aber nicht immer. Das betrifft zum einen den strikten Stundenplan, um den man dann die Kurse seines Zweitfaches legen muss, und zum anderen auch die Erwartung der Dozenten an das Wissen. Als B.A. Student hat man durch sein anderes Fach und seine anderen Kurse weniger Zeit, sich so wissenschaftlich mit den Themen auseinanderzusetzen.
Dann wären da die "Neben"fächer. Man muss, wie oben erwähnt, Mathematik-, Chemie- und Physikkenntnisse vorweisen zur Bachelorprüfung. Hier kann man nun einerseits die Kurse der anderen Biostudenten besuchen oder aber im Optionalbereich verfügbare Kurse wählen. Während erstere selbst für die B.Sc. Studierenden oft sehr schwer sind, kann man in den Optionalbereichskursen Glück haben und es etwas einfacher haben. Das hängt hier aber auch (bspw. bei der Einführung der Allgemeinen Chemie der Chemiker, die man im Optionalbereich besuchen kann) stark vom Dozenten ab, da manche sehr kulant, andere hin gegen strikt und streng sind. Deshalb sollte man sich besser im Vorhinein erkundigen.
Und dann wären da noch die Aufbaumodule im 5. Semester. Lobenswert ist die Einführung von semesterbegleitenden Modulen. Man muss meist einen vollen und einen halben Tag in der Woche für diese aufwenden und kann die restliche Zeit Zweitfach und Optionalbereichskurse machen. Leider sind dies aber auch nur zwei Module: 'Pflanzen und Pilze' und 'Insekten'. Wenn man damit zufrieden ist (ich hatte Pilze und pflanzen und war sehr zufrieden), dann kann man nicht darüber meckern, da hier v.a. auch die Dozenten wissen, dass man B.A. Student ist und dementsprechend verständnisvoller sind. Andere Kurse, und davon gibt es eine sehr große Auswahl in allen möglichen Fachbereichen, finden auf zwei oder drei Blöcke verteilt im Semester statt. Sprich, man hat dann 4-5 Wochen am Stück einen Kurs und das jeden Tag. Zwar kann man hier sein Interesse mehr ausleben, gleichzeitig aber wäre keine Möglichkeit mehr, das Zweitfach in diesem Semester zu studieren.

Aber, trotz dieser drei Mankos, kann ich den Studiengang an der RUB nur wärmstens empfehlen! Man lernt wirklich sehr viel und fühlt sich nach dem Studium sehr kompetent. Im Vergleich zu anderen Universitäten - vor allem denen, die Bio nur für Lehramt anbieten (ehemalige Schulkollegen berichteten mir davon) - ist die RUB viel anspruchsvoller und wissenschaftlicher und wäre damit immer wieder meine erste Wahl.