Anspruchsvoll, aber flexibel mit Ecken und Kanten

Das Studium Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Uni war definitiv die richtige Wahl. Obwohl die Regelstudienzeit 6 Semester beträgt, haben ich und die meisten meiner Kommilitonen 7 Semester studiert, entweder aufgrund von Praktika, Auslandsaufenthalten oder auch der Möglichkeit, die Note durch Belegung von zusätzlichen Modulen zu verbessern.

Die ersten 4 Semester sind grundsätzlich, exklusive ein paar Auswendiglern-Fächern wie Recht oder Ethik, hauptsächlich quantitativ ausgerichtet. Jedoch ist das alles machbar, wenn man sich gut mit dem Stoff auseinandersetzt (auch als Nicht-Mathe-Ass).

Durch die Wahlmöglichkeiten ab dem 5. Semester (Wahlpflichtmodule kann man allerdings auch schon vorher belegen) ist man allerdings, bis auf die Festlegung auf seinen eigenen Schwerpunkt, ziemlich flexibel bezüglich der Auswahl an Veranstaltungen. Besonders im Bereich Finance / Accounting ist die Auswahl sehr breit. Dadurch kann man auch Fächern oder Profs aus dem Weg gehen, die den Ruf einer sehr anspruchsvollen oder schlechten Bewertung / Klausur haben. Jedoch rate ich von dieser Strategie ab, da man dann ziemlich eingeschränkt ist und gerade die interessantesten Veranstaltungen verpasst.

Zu kritisieren ist vor allem die Tatsache, dass in sehr vielen Fächern (Mathe, Statistik, Mikro, Finanzen 2,3) keine Vergleichbarkeit zwischen den Klausuren aus verschiedenen Semestern gegeben ist. Dies führt dazu, dass in einem Semester die Klausur viel zu einfach gestellt ist und zu gut ausfällt, während ein Semester später im selben Fach eine viel zu anspruchsvolle Klausur gestellt wird. Oft wird der Notenspiegel dann soweit heruntergesetzt, dass man schon mit sehr wenigen Punkten besteht. Man kann seine eigenen Leistungen sehr selten richtig einschätzen, weil die Bewertung immer in Relation zu den Leistungen der anderen zu betrachten ist.

Die meisten Vorlesungen waren gut. Jedoch, wie wahrscheinlich in jedem Studiengang und an jeder Uni, gab es auch Ausnahmen. Oft hat es absolut überhaupt nichts gebracht, die Vorlesung zu besuchen, wenn der Prof z.B. nur die Folien abgelesen hat. Auch kann man über die Qualität einiger Vorlesungen echt streiten (Beispiel Leadership in the Financial Industry).

Generell ist ein guter Freundeskreis, vor allem in den Prüfungsphasen, sehr hilfreich. Viele WiWis an der Goethe sind aber leider auch sehr egoistisch und nur an der eigenen Leistung interessiert. Es herrscht ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken, was von der Uni selbst auch gefördert wird (z.B. durch die Dean's List).

Positiv hervorzuheben ist der wunderschöne Campus, die moderne und technisch-hochwertige Ausstattung und auch die breite Auswahl an verschiedenen Mensen (neben den "normalen" Mensen gibt es immer eine Grillstation, Pizza/Pasta-Stand, vegane und vegetarische Angebote, regionale Kost, Burgermensa, Vital-Stand).

Auch die guten Kontaktmöglichkeiten sind durch diverse Gastvorträge durch Unternehmen, eigene Vorlesungen und Seminare, die von bspw. PwC, EY, Deloitte etc. veranstaltet werden, aber auch durch die regelmäßig und oft stattfindenden Jobmessen im Hörsaalzentrum zu erwähnen.

Alles in einem würde ich das Studium jedem weiterempfehlen, der Wert auf eine breite Auswahl an Wahlmöglichkeiten, insbesondere im Finance-Bereich, und auf einen guten Ruf der Fakultät legt. Man muss sich manchmal echt durchbeißen, wird aber bei guter Vorbereitung meistens (leider gibt es auch hier Ausnahmen) belohnt.