Studieninteressierte seid gewarnt!

Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    2.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Digitales Studieren
    2.0
  • Gesamtbewertung
    2.9
Kurzfassung:
Ich würde mich nicht nochmal für ein WI-Studium an der WWU entscheiden. Dies vor allem aus folgenden Gründen:

- grauenhaftes Aufwand/Noten-Verhältnis: nur wer bereit ist, sein Leben für die Uni zu opfern kann m.E. sehr gute Noten erzielen, sodass ein Bachelorabschluss mit 1,x möglich ist. Gute Noten sind eine Rarität.
- sehr eingeschränkte Wahlmöglichkeiten
- “Füll-Module”, die Potenzial für spannendere Module verschenken
- studierendenunfreundliche Klausurenregelungen: einerseits gibt es keine zwei Klausurenphasen in den Semesterferien (außer Informatik-Veranstaltungen), sodass man fast immer aufgrund des enorm hohen Arbeitsaufwandes im Semester zum Ersttermin schreiben muss, damit ein zügiges Studium möglich ist. Andererseits kann man sich nicht kurzfristig von Klausuren abmelden (bspw. 1 Woche vorher). Man muss also schon drei Wochen vor den Klausuren sich entscheiden, ob man diese schreiben möchte oder nicht.

Ich empfehle bei ernsthafter Erwägung, ein Studium an der WWU zu beginnen, sich die Langfassung durchzulesen. Es könnte dich vor einem großen Fehler in deinem Leben bewahren, da ich hier die ungeschönte Wahrheit der WWU ausführlich darstellen werde.

Langfassung:
Der Ruf der WWU Münster eilt der Uni weit voraus. In vielen deutschlandweiten Rankings für den Studiengang Wirtschaftsinformatik (WI) schneidet die WWU (anscheinend) hervorragend ab. Ich kann dies allerdings nicht nachvollziehen. Zuerst aber ein paar nennenswerte positive Aspekte des WI-Studiums an der WWU:

**Organisation**
Die allgemeine Studienorganisation ist durch einen eigenen angestellten Studienkoordinator hervorragend geregelt. Man hat jederzeit einen Ansprechpartner bzgl. Studien- und Auslandsplanung, Vertiefungsmöglichkeiten oder Bewerbungen. Das bietet sicherlich nicht jede Universität. Die Organisation der Veranstaltungen ist damit jedoch nicht mit inbegriffen.

**Projektseminar**
Der Studienverlauf sieht ein Projektseminar vor, indem Studierende meist mit Praxispartnern ein Projekt zu einem gegebenen Problem lösen und umsetzen müssen. So erlernt man trotz des theoretischen Studiums hands-on sinnvolle Fähigkeiten für den Berufseinstieg (z.B. Programmierung, Prototyping etc.). Dies ist aber mittlerweile bei vielen WI-Bachelorstudiengängen Standard.

**Bachelorarbeit**
Die Anmeldung der Bachelorarbeit (BA) ist zeitlich sehr flexibel geregelt. Zudem ist die Themenauswahl sehr breit und man findet an einem der zahlreichen Lehrstühle garantiert ein passendes Thema. Auch eine praxisbegleitende Bachelorarbeit ist möglich.

**Die Stadt Münster**
Die Stadt Münster ist der Garten Eden für jeden Studenten. Sie ist die Stadt der kurzen Wege, nicht zu klein und groß und bietet alles und mehr, was man von einer größeren Stadt erwartet.

Ich wünschte, ich könnte mehr positive Aspekte über das WI-Studium an der WWU aufführen. Aber leider wurden meine Erwartungen vor Studienbeginn nicht erfüllt. Zudem sei gesagt, dass es sich hier um meine subjektive Meinung und gemachten Erfahrungen handelt, welche sicherlich einige anders sehen. Zu den negativen Aspekten:

**Aufwand/Noten-Verhältnis & Benotung**
Der größte Kritikpunkt ist das grauenhafte Aufwand/Noten-Verhältnis. Man muss buchstäblich sein Leben für die Uni opfern, wenn man in 6-7 Semestern das Studium mit einem 1,x-Schnitt abschließen möchte. Fast alle meine Kommilitonen benötigen 1-2 Semester länger und sind von einem 1,x-Bachelor weit entfernt. Man hat ernsthaft zu kämpfen, um an beliebte Masterstudiengänge im In- und Ausland zu gelangen, da man oft mit seiner Bachelornote in der unteren Liga spielt. Da bleibt dann oft nur ins Ausland für den Master gehen oder wieder an die WWU. Die Tatsache, dass die Bachelordurchschnittsnote für den WI-Master an der WWU auf 2,9 (anstatt 2,5, wie es an deutschen Unis üblich ist) als Zugangsvoraussetzung gesenkt wurde, sagt alles über das Notenverhältnis aus. Wer sich selbst ein Bild von den Abschlussnoten der letzten Jahre machen möchte, kann sich diese unter diesem Link anschauen: https://www.wiwi.uni-muenster.de/pam/de/pruefungen/statistiken/ects-grading-tables. Die meisten Lehrveranstaltungen haben einen enorm hohen Arbeitsaufwand. So beinhaltete ein 6 ECTS-Modul etwa zwei große Gruppenabgaben mit à 15-20 Seiten Bericht sowie Präsentationen, daneben noch 10 Vorlesungseinheiten + Gastvortrage (klausurrelevant) à 90 min. und einer 60 minütigen Klausur. Hier hätten mind. 9 wenn nicht sogar 12 ECTS vergeben werden müssen. Von Freunden aus dem WI-Master an der WWU habe ich Ähnliches gehört. Studierende von anderen Universitäten (etwa Uni Köln) haben lt. deren Aussagen bedeutend weniger Arbeitsaufwand für bessere Noten.
Mögliche Ursache mag sein, dass bei der Klausurbewertung kein Curving betrieben wird. D.h., dass nicht einmal der beste Prüfling in der jeweiligen Prüfung die 1,0 sicher hat und sich die Notenverteilung danach richtet. Erfüllen alle Prüflinge die Voraussetzungen für eine 1,x nicht, bekommt auch niemand eine 1,x. Bei den unmenschlichen Klausuren und dessen Bedingungen (mehr dazu weiter unten) führt dies zwangsläufig dazu, dass man mit einem Bachelordurchschnitt von 2,0 schon zu den besten 15% gehört, während dies an anderen Universitäten eher der obere Durchschnitt wäre. Frust und Sorgen kommen so garantiert auf.
Zudem gibt es zu viele Gruppenarbeiten, wöchentliche Abgaben und Projektabgaben in einem Semester, sodass nur mit 7 Tage die Woche der Workload zu bewältigen ist und deshalb mehr als 40 Std./Woche aufgewendet werden müssen, um nicht abgehängt zu werden. Auf Dauer ist dies definitiv nicht gesundheitsfördernd.

**Reaktionen auf Feedback**
Die WWU bemüht sich ihre Lehre nach dem Feedback der Studierenden zu verbessern. Leider habe ich ernsthaft das Gefühl, dass die negativen Rückmeldungen bewusst nicht in Betracht gezogen werden. In zwei BWL-Veranstaltungen haben die Profs sogar das negative Feedback mit dem mangelnden Einsatz der Studierenden im Semester begründet. Ein Trugschluss, wie ich finde. Sowas wie Foliensätze vollständig mit Rechnungen oder Lösungsvorschläge hochzuladen sollte bei einem modernen Studium Standard sein. So wird man gezwungen zu jeder Vorlesung zu gehen. Dieses Muster durchzieht sich leider bei so vielen Veranstaltungen.
Das gleiche gilt für Klausuren: Auf die Kritik der Studierenden, dass eine Klausur viel zu unpassend gestellt und bewertet wurde (inkl. Beschwerde bei der Fachschaft), wird nicht reagiert. Der Prof. richtet ein Zoom-Meeting ein und rechtfertigt sich für die Klausur, ignoriert die Kritik der Studierenden und die Klausur wird nicht hochgesetzt.

**Wahlmöglichkeiten**
Hat man sich durch die Grundlagen und die nutzlosen Module gequält, hat man im 5. Semester endlich die Möglichkeit Schwerpunkte zu wählen. Wobei von “wählen” nicht die Rede sein kann: Man ist derart in seiner Wahlfreiheit eingeschränkt, dass man bspw. keine zwei Informatik Vertiefungsmodule wählen kann. Auf Nachfrage, wieso dies nicht möglich sei, hieß es immer nur: “So steht es in der Prüfungsordnung”. Ein interdisziplinäres Studium sollte die Möglichkeiten eröffnen, sich in einem der Bereiche zu vertiefen, sei es (Wirtschafts-)Informatik, Mathematik & Statistik, oder BWL. Selbst wenn man seine “Wahlen” zu Vertiefungsmodulen und Projektseminaren abgegeben hat, ist es nicht garantiert, dass man diese auch bekommt. Ein vermeintlich “wohlfahrtsmaximierender Algorithmus” verteilt die Seminarplätze, wobei dieser nach internen Angaben nach ein einfacher Los-Algorithmus ist. Die abgegebenen Wahlen entscheiden also nur, in welchen Lostopf man geworfen wird und ab dann gleicht es einem Lottospiel. Die Schwerpunktwahl der Studierenden vom Zufall abhängig zu machen resultiert in einer Win-Lose-Situation, zugunsten der Organisatoren und zulasten der Studierenden. Zudem sind die Wahlmöglichkeiten stets von Semester zu Semester verschieden und meist wenig konkret. Zu meiner Zeit wurden immer 4-5 WI-Vertiefungen angeboten, aber nur eine Informatik-Vertiefung. Das gering diverse Angebot an Wahlmöglichkeiten bietet eine zu starre Konzeption des Studiengangs.

**Klausurenphasen & Klausurbedingungen**
In Klausuren herrscht ein enormer Zeitdruck, sodass man überhaupt keine Zeit hat, auch nur eine Minute über die Aufgabe nachzudenken. Besonders in den Mathe/Statistik-Modulen sollte Zeitdruck kein Hindernis sein. Wenn man eine sehr gute Note anstrebt, sieht eine optimale Klausurvorbereitung wie folgt aus: Absolut nichts auf Lücke lernen und eine Woche vor der Klausur mit Übungsaufgaben/Altklausuren so lange auf Zeit üben, bis man alle “Fallen” und Fangfragen auswendig gelernt hat. Sonst drohen einem böse Überraschungen in der Klausur. Zudem fallen die Klausurergebnisse Jahr für Jahr immer schlechter aus, die Klausuren werden aber nicht anspruchsvoller gestellt. Ursache ist dann eine asoziale und kleinkarierte Bewertung. Auf Massen-Beschwerden wird nicht reagiert. Dass Notendurchschnitte um eine ganze Note im Vergleich zum Vorjahr sich verschlechtert haben liegt dann nicht an den Studierenden, sondern an Wechsel von Dozenten, falsches Korrekturpersonal, Zeitdruck beim Korrigieren bei Verzug der Bekanntgabe der Notenergebnisse oder Ähnliches. Häufig werden Klausuren auch bewusst asozial gestellt. So werden Definitionen Wort für Wort abgefragt oder MC-Aufgaben nur bepunktet, wenn alle richtigen Antworten abgegeben wurden. Teilpunkte? Fehlanzeige!
Einerseits gibt es keine zwei Klausurenphasen in den Semesterferien (ausgenommen die Informatik-Veranstaltungen), sodass man fast immer aufgrund des enorm hohen Arbeitsaufwandes im Semester zum Ersttermin schreiben muss, damit ein zügiges Studium möglich ist (der Zweittermin findet nämlich immer vor Weihnachten bzw. Pfingsten statt). Andererseits kann man sich nicht kurzfristig von Klausuren abmelden (bspw. 1 Woche vorher). Man muss also schon drei Wochen vor den Klausuren sich entscheiden, ob man diese schreiben möchte oder nicht. An anderen Universitäten ist dies wesentlich anders.

**Die Stadt Münster**
Auch wenn Münster die perfekte Studentenstadt scheint, bietet sie nicht die Job-Möglichkeiten im Vergleich zu Großstädten wie Berlin, Köln oder München. Dies ist zwar offensichtlich, wird aber bei der Studienwahl viel zu selten in Betracht gezogen. Wenn man im Studium Praxiserfahrung in Form von Praktika oder Werkstudentenstellen sammeln möchte, ist die Auswahl in Münster nicht nur gering, sondern von minderer Qualität, da es kaum renommierte Unternehmen in Münster und Umgebung gibt.

**Unfreundliche Dozenten**
Was ebenfalls nicht fehlen darf: unfreundliche Dozenten, die sofort an die Decke gehen, wenn man einmal eine freundlich formulierte, ernstgemeinte Frage stellt. Leider muss man auch mit solchen Personen sich rumschlagen. Dies sollte im Vergleich zu anderen Universitäten aber nicht anders sein.

Auch wenn der WI-Master ein Stück weit besser sein soll, als der Bachelor, kann ich das Studium an der WWU nicht empfehlen, da man zu viele Abstriche machen muss. Letztendlich bin ich sehr erleichtert, dass ich mein Masterstudium nicht an der WWU absolvieren und die seelische sowie psychische Belastung der WWU nicht mehr aushalten muss. Wenn du ein engagierter Student bist und du hohe Ziele hast, ist die WWU leider die falsche Adresse für dich, weil sie dich immer am Boden halten wird.
  • Die Stadt Münster, Projektseminar
  • Schlechte Benotung, zu großer Workload, schlechte Vertiefungsmöglichkeiten

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.6
Maik , 07.04.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
3.9
Marian , 02.04.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
4.0
Chris , 29.03.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
3.9
Max , 24.03.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
3.4
Jona , 23.03.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
4.1
Jonas , 05.03.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
3.7
Nastja , 20.02.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
4.4
Jakob , 18.02.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
4.2
Elisa , 13.02.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
4.6
Lena , 07.02.2024 - Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)

Über Matthias

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 6
  • Studienbeginn: 2020
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Münster
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 02.08.2022
  • Veröffentlicht am: 04.08.2022