Leider mehr BWL mit ein wenig Informatik

Wirtschaftsinformatik – kommunal (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    3.0
  • Literaturzugang
    1.0
  • Digitales Studieren
    1.0
  • Gesamtbewertung
    1.9
Der Studiengang Wirtschaftsinformatik - kommunal versprach zunächst eine vielfallt an unterschiedlichsten Schnittstellenthemen zwischen der Informatik und der Wirtschaft. An der FOM war ich immer Donnerstags und Freitags, während ich Montag bis Mittwoch an einer halbjährlich wechselnden Arbeitsstelle verbrachte. Klingt doch super? Abwechslung unter der Woche, Geld verdienen und Mithilfe in kommunalen Projekten. Im folgenden möchte ich anhand einzelner Kriterien meine Erfahrung mit dem Studium aufzeigen.


Studienmodell
Mit 3 Tagen Arbeit und 2 Tagen Studium in der Woche erhält man einen bunten Mix aus Theorie und Praxis. 3 Tage Arbeit reichen häufig um sich selbst an größeren Projekten zu beteiligen. Die 2 Tage Studium werde in 4 Vorlesungen a 195 Minuten mit 45 Minuten Pause zwischen den Vorlesungen. Es entsteht im Laufe des Semesters eine schöne Struktur. Betrachtet man nun aber die einzelnen Studientage kann das Studienmodell leider nicht mehr gut mit anderen Studienmodellen mithalten. 7 Stunden reines Studium an einem Tag kann weder für die Nachbereitung noch für die akute Wissensaufnahme effizient sein. Hier leidet nicht nur der Student sondern leider auch die Vorlesung.


Vorlesungen und Dozenten
Die Vorlesungen sind alle mit 195 Minuten angesetzt. Ich habe in meinen ersten beiden Semestern dabei sowohl Präsenzveranstaltungen als auch Webvorlesungen erlebt. Ich möchte hier nicht genauer auf die Qualität der Webvorlesungen eingehen. Sie war durchweg auf einem fast so gutem Level wie die Präsenzvorlesungen und waren technisch immer auf einem guten Niveau. Ich kann hier also beide Arten von Vorlesungen zu einem Qualitätsfeld zusammennehmen. Mit 195 Minuten, also mehr als 3 Stunden, leidet häufig leider die Aufbereitung der Vorlesungen. Gepaart mit fast immer (95% der Dozenten) schlechter rhetorischer und sprachlicher Kompetenz waren die meisten Vorlesungen stark unter dem Niveau, wie man sich das Vorstellt und auch Erwarten darf. Von Stottern bis hin zur panischen Angst vor Redepausen war hier alles geboten. Dadurch konnten die meisten Dozenten weder eine Liebe zum Fach rüberbringen, noch Lerninhalte vermitteln. Die meisten Dozenten waren eher älter und haben auch eine sehr alte Einstellung zur Informatik. Andere können ihre Lerninhalte überhaupt nicht einschätzen und wollen uns in 10 Vorlesungen zu Steuerberatern ausbilden. Eine Struktur wurde mir in fast keiner einzigen Vorlesungen vermitteln, was den eigenen Lernaufwand leider viel zu sehr erschwert.


Ausstattung
Die Räume der FOM in München sind alle durchweg mit guter und funktionstüchtiger Technik ausgestattet. Arbeitshindernde Probleme gab es in meinen zwei Semestern sogar nie. Die Räume boten häufig genug Platz, häufig war es aber auch ein sehr nahes Zusammensitzen (während Corona oft eher unangenehm). Leider besitzen nur sehr wenige Räume eine gute Durchlüftung bzw. überhaupt Fenster. Mit nur einer Pause in den Vorlesungen sorgt das schnell für Kopfschmerzen.


Modulaufbau
An den großen Universitäten in München (namentlich TUM und LMU) wird Wirtschaftsinformatik am äußeren Rand der Wirtschaftswissenschaften und im inneren Bereich der Informatik angesehen. Somit hat man an der Uni ein Dreiergespann aus Informatik, Finanzen und Mathematik. Leider ist der größte Teil in diesem Studium reine BWL. Programmier- oder andere Informatikmodule sind viel zu oberflächlich gestaltet und übermitteln wenig Zukunftsnahe Inhalte. Die BWL Module hingegen sind teils viel zu stark ausgeprägt, so dass die meisten Vorlesungen eher ein Überblick waren und wirklich nie gut in die Tiefe gelehrt wurde. Die Vorstellung von Wirtschaftsinformatik gehen wohl auseinander. Dennoch ist eine Aufteilung von 40% Informatik und 60% Wirtschaft wohl eh schon eine sehr wirtschaftliche Idee dieses Studienganges. Die FOM bietet mit Wirtschaftsinformatik - kommunal 15% Informatik, 5% Mathematik, 70% BWL und VWL und 10% kommunales Wissen. Meiner Meinung nach eine sehr schlechte Aufteilung für angehende Informatiker bzw. Wirtschaftsinformatiker.


Zukunft
Mit oberflächlichen Modulen, fast keiner Wissenschaftlichen Arbeit und einer Zukunft im öffentlichen Dienst ist man als Wirtschaftsinformatiker/Informatiker leider im Vergleich wirklich sehr schlecht aufgestellt. Die Bezüge in der Landeshauptstadt München können leider wenig mit der Komplexität des Einsatzfeldes eines Informatikers mithalten. Hier endet man eher in der IT (gerne auch Telefonservice) und kann sich den ganzen Tag mit IT-Faulen Mitarbeitern rumschlagen.


Fazit
Der Studiengang "Wirtschaftsinformatik - kommunal" als dualer Studiengang mit der Stadt München ist definitiv eine gute Chance für jeden Studierenden mit Interesse an Informatik und kommunaler Wirtschaftsthemen. Durch eine sehr stark angepasste Modulauswahl für den kommunalen Einsatz und fast keiner wissenschaftlichen Arbeit im Studium, sollte eine weitere akademische Laufbahn wohl eher schwierig aussehen. Wer also gerne in die Tiefen der Wirtschaftsinformatik einsteigen möchte und komplizierte Wirtschaftsabläufe auf der ganzen Welt verstehen möchte, sollte sich nicht für das leider sehr oberflächliche Studium an der FOM entscheiden. Empfehlen würde ich diesen Studiengang für all diejenigen, die folgendes von einem Studium erwarten:
- gutes Geld schon während der Ausbildung verdienen möchten
- wenig Stress in Job und Studium (gut vereinbar, viel Urlaubsanspruch)
- Breites Wissen mit wenig Tiefe
- sehr sichere Zukunft mit möglicher Verbeamtung und schwachen aber stätigen
Gehaltserhöhungen
- kein Interesse an einer akademischen oder wissenschaftlichen Laufbahn

Die Stadt als Arbeitgeber bekommt von mir eine klare 5 / 5 Sterne Bewertung, leider zieht die FOM diesen Studiengang aber in eine komplett falsche Richtung. Für mich waren wenige Module lehrreich und interessant und diejenigen, die es waren, waren leider viel zu oberflächlich.
  • Arbeitgeber, Freizeit, Gehalt, Mitwirkung bei kommunalen Projekten
  • Vorlesungen, Dozenten, Studieninhalte

Über Sebastian

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ich habe abgebrochen
  • Begründung:Starke Abweichung von Vorstellung
  • Studienbeginn: 2021
  • Studienform: Duales Studium
  • Standort: Standort München
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 26.04.2022
  • Veröffentlicht am: 26.04.2022