VWL an der FU Berlin- Bericht eines Absolventen

Hallo,

Auch ich wollte mich hier mal melden, nachdem ich mein Studium an der FU Berlin abgeschlossen habe.

Zu aller erst sollte man sich bewusst sein, dass die Anfahrt an den FB bis zu 1h betragen kann. Aber das weiß man eigentlich vorher!

Prinzipiell ist nicht alles so schlecht, wie von einigen dargestellt, trotzdem gibt es einige Kritikpunkte, die mich gerade im Bachelor VWL massiv gestört haben. Und da wir gerne kritisieren tue ich das auch gerne. :D Meine Vermutung ist, dass der FB kaum Geld bekommt. Anders lassen sich die folgenden Umstände kaum erklären.

Zu aller Erst sei das miese und nicht-vorhandene Angebot angesprochen. Es gab 1-2 Semester, in denen es wirklich schwer war überhaupt Vertiefungsmodule zu finden, die auch nur ansatzweise den eigenen Interessen entsprochen haben. Ständig sind Module ausgefallen, weil ein Prof im Urlaubssemester war (z.B. Mikroökonometrie) oder Makro II aufgrund von Personalmangel/Sonstigem. Makro II wurde bald 2 Jahre nicht angeboten, sodass man auf anderen Unis (die HU) ausweichen musste. Beides sind Module, die ich als sehr wichtig für das 4./5./6. Semester erachte! Traurig, dass die FU hier nicht in der Lage war eine sinnvolle Alternative anzubieten. Es gibt eine studentische Gruppe (die Kriwis), die stattdesssen Module anbeiten, allerdings ist ihre Meinung häufig sehr links geprägt, was ich schade finde, da man aus dieser Iniziative so viel mehr machen könnte, wenn sie tatsächlich "weltoffen" und "plural" und "tolerant" wäre. Das färbt sich leider auch auf die Fachschaft und die Vergabe der studentisch beschäftigten am FB ab. Ich will nicht von einer Art Vetternwirtschaft reden, aber es fällt schon auf, dass viele FSI Leute einen Job am FB haben, obwohl ich einige Kommilitonnen kenne, die sich auf den Job beworben haben und leider nicht genommen wurden.

Nochmal kurz zu den Modulen: Es kommt hinzu, dass es zwar einige interessant klingende Module gibt, die aber nur auf dem Papier existieren (Volkswirtschaftliche Rechensysteme etc.) oder kurzfristig abgesagt werden (Finanzwirtschaftliche Steuerlehre). Im kommenden SoSe sollen wohl wieder mehr Module angeboten werden. Also immerhin ein Hoffnungsschimmer. Vor der Hintergrund von corona bin ich mal auf die Realisation gespannt, obwohl hierfür der FB ausnahmsweise mal nichts kann.

Das ohnehin schon maue Vertiefungsangebot lässt zudem auch kaum Flexibilität zu. So gibt es in quasi jedem Vertiefungsmodul ab dem 4. Semester aufwärts nur noch eine Übung. Also sitzen im Zweifel in der Übung sogar mehr Leute als in der VL, was aus meiner Sicht den Sinn der Übungen zerstört. In der Grundlagenphase war dies allerdings noch besser. In Hinblick auf den Inhalts des Stoffs verhält es sich genau andersherum. So fand ich die ersten 2 Semester sehr tröge, so wurden die Inhalte mit den Vertiefungsmodulen doch um einiges spannender.

Zu den Dozenten gibt es relativ wenig zu sagen. Ich fand die Tutorien meist gut gestaltet, die Kommilitonen hatten auch meist Erfahrung und waren nett, die Profs sind durchschnittlich und semi-engagiert, so wie an jeder anderen Uni auch würde ich sagen. Da gibt es bessere und schlechtere.

Die Bibliothek an sich ist gut sortiert und einem wird bei Fragen immer geholfen und es gibt einige Gruppentische zum arbeiten, aber auch einen ausreichenden Ruhebereich. Das ist top! Allerdings ist auch hier in der Klausurenphase die Bibliothek recht voll, aber das ist wahrscheinlich überall so. Negativ ist aber defintiv, dass die Bib über keine Klimaanlage verfügt. Im Sommer die Hölle! Die Bibliothek wird ab April 2020 umgebaut, sodass auch hier eine Besserung in Sicht ist.

Zudem muss ich die Organisation am FB rügen. Das knappe Modulangebot wird regelmäßig noch auf die entspannten Zeiten Di-Do 12-16 Uhr gelegt, sodass man die vorhandenenen Module nicht alle besuchen wollte, selbst wenn man wollte. Die Planung ist unfassbar! Zudem kam der Klausurenplan auch immer recht spät. Meist so Anfang Januar. Allerdings hat sich dies im letzten Semester auch gebessert. Die Damen und Herren des Prüfungsbüros helfen einem mal mehr mal weniger weiter, was aber auch an einem selbst liegen kann. Da kommt es ganz stark auf das Anliegen und die Tagesform drauf an und wer da kommt.

Die technische Ausstattung ist angemessen, aber auch nicht aufregend. Es gibt II Pc-Pools mit jeweils 30 PC´s , das ist gut! Im Sommer kann man sich den Schweißgeruch da drin auch nicht mehr geben. Da bleibt einem häufig nur der Weg in die campus bib! Trotzdem hat sich auch hier der Fehlerteufel eingeschlichen. Einige PC´s sind nicht an die Drucker angeschlossen, sodass ich mal 3-4 PC´s ausprobieren musste, nur um was zu drucken.

Das Gebäude an sich ist aus den 70iger Jahren, und sollte auch mal wieder an bestimmten Stellen (ins. die Toiletten) grundsaniert und renoviert werden. Hierzu fehlt aber wahrscheinlich auch das Geld. Das Ambiete um den FB, mit der großen grünen Wiese widerrum ist gelungen und schön. Mit meinen Kommilitonen kam und komme ich gut klar, ich hatte jetzt kein allzu krasses Konkurrenzdenken im Kopf, vielmehr haben wir uns gegenseitig geholfen und unterstützt.


Insgesamt würde ich gerne deutlich positiver berichten können, aber da würde ich lügen. Es liegt gerade im Hintergrund eines im Argen. (ins. in de Studienorganisation) , mit einer entsprechenden Umstrukturierung lässt sich hier aber sicher noch einiges erreichen, damit ein durchwachsenes Ergebnis zu einem guten Ergebnis wird. In Noten gesprochen, würde ich dem FB momentan eher eine 2,7 geben.

Ich hoffe, dass diese Einschätzung den neuen Studierenden hilft und würde den Studiengang mit Einschränkungen empfehlen. (wie es so schön immer auf den Lehrevaluationen heißt)