Moderner Studiengang m. organisatorischer Schwäche

Mir hat der Studiengang inhaltlich gut gefallen, insbesondere die Einbindung von Informatik und Geoinformationssystemen sind Alleinstellungsmerkmale. Abgesehen von organisatorischen Schwächen (mehr weiter unten) zeichnet sich der Studiengang durch zahlreiche internationale Exkursion aus (vor Corona) und ein familiäres Umfeld aus, sodass man schnell Anschluss und auch gute Freunde findet, mit denen man einiges Erleben kann ;-).

Zum inhaltlichen: Um es mit Begriffen aus der Wirtschaft zu beschreiben: Die Lehrinhalte des Studiengangs sind sehr schmal, dafür aber tief. D.h. man spezialisiert sich stark.

Insgesamt gibt es vier wesentliche Lehrinhalte, die sich leider häufiger in einzelnen Vorlesungen überschneiden:

Verkehrsplanung (hauptsächlich Entwurfsplanung), Verkehrsmanagement, ÖPNV, und Informatik. Aufgrund der zahlreichen Übungen und Projekte könnte man auch Projektmanagement als Lerninhalt dazu zählen.

Positiv hervorzuheben sind die meisten externen Lehrbeauftragten, sodass es einen guten Einblick in die Praxis gibt, leider fallen dadurch einige aus meiner Sicht sinnvolle Grundlagenvorlesungen weg. So werden andere wichtige Aspekte der Planung (abgesehen vom Straßenraumentwurf) wie Kosten-Nutzen Rechnungen, Umweltverträglichkeitsprüfungen oder Lärmberechnungen zu kurz behandelt - im besten Fall werden sie kurz erwähnt, jedoch nicht vertieft behandelt.
Beispielsweise fehlt zu der Planungsrecht und Partizipations Vorlesung auch eine weitere Vorlesung oder Übung, in der Praxisbeispiele gezeigt werden und erklärt wird, wie die besprochenen rechtlichen Vorgaben konkret umgesetzt werden können (bspw. für B-Plan, UVP, NVP, FNP, etc.).

Es gibt sehr viele Übungen und Projekte, sodass man lernt in Teams zu arbeiten und auch an das häufige Präsentieren von Arbeitsergebnissen gewöhnt man sich. Nicht immer läuft alles rund, aber insgesamt wird ein geschützter Raum geboten, sodass auch Fehler nicht so schlimm sind.

Abgesehen vom Inhalt des Studiengangs gibt es auch ein gutes Angebot an Kursen im Studium Generale - sofern man sich dafür interessiert.

Die Ausstattung ist durchschnittlich, das einzigste was wirklich fehlt ist ein funtionierendes Hochschul-WLAN, das vorhandene ist praktisch unbenutzbar. Auch ist es unerträglich warm in den Räumen im Sommer, es gibt keine Klimaanlage. Die Bibliothek der HsKa ist eigentlich in Ordnung, sie hat nur leider fast keine Bücher zum Thema Verkehrswesen. Auch online können viele Regelwerke zum Bereich Verkehr nur eingeschränkt genutzt werden.

Organisation und Kommunikation sind die Hauptschwächen des Studiengangs. Man darf sich nicht vom Namen der Fakultät (Informationsmanagement und Medien) blenden lassen. Als persönlich erlebte Beispiele möchte ich aufführen, dass zum einen weder mein Betreuer, Prüfer noch das Sekretariat mir mitteilen konnte, wann der konkrete Abgabetermin meiner Bachelorarbeit war, zum anderen wird eher selten auf E-Mails geantwortet. Ich kann ja noch verstehen, dass die angeschriebenen Personen evtl. nicht zuständig sind, aber dann könnte man die Mail doch an die zuständige Person weiterleiten oder erklären, warum man keine Auskunft geben kann. In dem Zusammenhang möchte ich noch erwähnen, dass ich über 5 Monate nach der letzten Prüfung auf mein Zeugnis gewartet habe. Je nachdem was man nach seinem Studium machen will ist das einfach viel zu lange!
Im Prinzip fehlt die Stelle eines Studiengangkoordinators, also eine Person die Ansprechpartner zu allen organisatorischen Angelegenheiten ist. Während meiner Studiengangszeit haben die Professoren versucht das selbst nebenbei zu machen - mit überschaubaren Erfolg (zumindest in der Wahrnehmung der Studierenden).

Abschließend kann ich den Studiengang allen empfehlen die sich wirklich für Straßenverkehr oder ÖPNV interessieren. Für Personen die sich breiter aufstellen wollen und evtl. etwas zu Fahrzeugtechnik, Bautechnik, Flugverkehr oder Eisenbahnwesen hören wollen, sollten sich besser direkt einen anderen Studiengang suchen. Alternativ kann man auch den Master an einem anderen Ort mit einem breiteren Angebot machen, man muss dann aber damit rechnen, dass man dort Module nachbelegen muss.