Eine Farce sondergleichen

Ein paar Dinge würde ich gerne klarstellen und gleichzeitig begründen, warum ich den Studiengang trotz der guten Sternebewertung nicht empfehlen würde.

Zunächst einmal sollte man sich bewusst machen, warum es diesen Studiengang gibt. Das Marketinggelaber von wegen "relevante Schnittstelle ausfüllen" mag ein Punkt sein. Was dabei ein wenig in den Hintergrund gerät ist Folgendes.

Heidelberg liegt rein geographisch unmittelbar in der Nähe und ist mit 15 Minuten Zugfahrt zu erreichen. Das ist die ältere Uni und rein vom Namen her wohl auch prestigeträchtiger. Über die tatsächliche Qualität dort kann nicht nichts sagen und der Ruf einer Uni ist für Jura auch irrelevant.
Trotzdem ist es nunmal so dass die meisten Studenten lieber in Heidelberg als in Mannheim studieren wollten. Also musste sich Mannheim seine Nische suchen. Das ist die Wirtschaft und die Verknüpfung mit allem was sich damit verknüpfen lässt. Das ist grundsätzlich ein legitimes Vorgehen. Die Frage ist, ob sich das auf Jura anwenden lässt.

Und das ist der Hauptpunkt und etwas was Studycheck zynischerweise nicht abfragt. Die Arbeitsmarktchancen. Die sind mit einem durschnittlichen Bachelor Scheiße. Zumindest auf den Beruf des Unternehmensjuristen bezogen.

Der Grund ist schlichtweg das Unternehmen in den allermeisten Fällen Leute aus den Großkanzleien einstellen. Das ist ein anderes Thema. Aber man sollte sich nicht einreden das man mit diesem Bachelor auch nur in die engere Auswahl kommt, wenn ein Volljurist mit VB, Dr., LLM und/oder ggf. mit MBA antritt. Und das ist bei dem Überschuss an Juristen durchaus der Regelfall.

Klar, es bleiben vereinzelte und eher seltene Hilfstätigkeiten. Vielleicht schafft man es auch in die Personalabteilung. Man kann auch seine Seele verkaufen und sich auf Steuerrecht spezialisieren und dann zu den Big 4. Aber Syndikusanwalt wird man in dieser Reinform nicht.

Die Allerbesten finden natürlich immer was. Aber man sollte nicht davon ausgehen, dass man zu den Besten gehört. Nein auch Du nicht.

Der Witz an diesem Studium ist, dass die Besten eh weiterstudieren, weil dann die Karrierechancen noch besser sind und die schlechten keinen Job finden und weiterstudieren müssen. Auch das Rückfallen auf den Bachelor falls man das Examen vergeigt macht keinen Sinn, den für den Bachelor muss man den zivilrechtlichen Teil bestehen. Das ist durchaus anspruchsvoll. Wer das geschafft hat ist im siebten Semester und hat es zum ganzen Examen auch nicht mehr weit. Wer es nicht geschafft hat, hat auch keinen Bachelor.

Außerdem lernt man Jura tatsächlich verknüpft, die Aufspaltung in die Rechtsgebiete funktioniert nur bedingt. Dann kommen die ganzen auswärtigen Dozenten mit "Ach so das haben Sie noch nicht gemacht, fürs Examen sollte Sie aber zumindest auch die Grundlagen hierfür wissen!" und so weiter.

Ich persönlich habe den bitteren Eindruck dass das gesamte Studienkonzept ein bisschen das Spielfeld einiger ehrgeiziger Professoren ist, die ihrem Vorbild an der Bucerius nacheifern.

Der wirtschaftliche Teil ist übrigens ganz interessant, aber auch hier sollte man sich nichts vormachen. Das ist so grundlegendes Zeug, dafür wird man nirgends eingestellt.

Jedenfalls rate ich jedem der sich überlegt dieses Studium anzufangen sich zweimal zu überlegen, ob er nicht lieber BWL studiert, oder wenn man sich für den absoluten Überflieger hält auf das VB spekuliert und danach den LLM oder einen MBA macht.