Organisationsenklave HGU Bad Hersfeld

Grundsätzlich muss man fairerweise sagen, dass der Purist hier alles findet, was er braucht.

Man hat ein technisch halbwegs vernünftig ausgestattetes Zimmer und wird mit 3 Hauptmahlzeiten täglich verpflegt. Dazwischen gibt es Obst, Getränke und, wenn das Personal gute Laune hat, Kaffee und Kuchen. Die Qualität des Essens polarisiert. Ich finde es oftmals von keiner guten Qualität. Nudeln und Kartoffeln verkocht, Brot trocken und Soßen oft zu flüssig. Es kommt wahrscheinlich darauf an, welche Ansprüche man an sein Essen hat und was man von Zuhause gewohnt ist.
Die Reinigung des Zimmers gleicht eher einer Grundreinigung. Es wird im Bad gewischt und Handtücher getauscht. Der Einsatz eines Staubsaugers wird in Anbetracht großer Staubflusen auf dem Boden teilweise vermisst. Das Bett könnte für Menschen mit einer Körpergröße über 1,80m zum Problem werden, da es nicht besonders groß ist.

Die Organisation lässt leider auf vielen Ebenen zu wünschen übrig. Man hat das Gefühl, die Hochschule hat viel zu spät auf das starke Wachstum der Jahrgänge reagiert. Studierende werden in Hotels fußläufig teilweise 30min entfernt untergebracht, die Mensa ist deutlich zu klein, das WLAN kommt regelmäßig an seine Belastungsgrenzen und die Stundenpläne und deren Änderungen kommen völlig spontan und manchmal auch während man auf den erkrankten Dozenten wartet.

Der Unterricht ist leider sehr durchwachsen. Es gibt vereinzelt Dozenten, welche die Vorlesungen ansprechend und praxisnah gestalten. Dies ist jedoch eher die Ausnahme. Die meisten Dozenten sind fachlich sicherlich gut geeignet, im Dozieren jedoch mehr als mangelhaft. Bei Einem fehlen die technischen Kompetenzen um den Unterricht angemessen zu begleiten, dem Anderen komplett die Empathie und Sozialkompetenz. Aussagen wie "In der Klausur kommt grundsätzlich ALLES dran und wenn sie das nicht lernen wollen, haben Sie sich wohl den falschen Job ausgesucht" kommen auch vor.

Prüfungen sind an sich schaffbar. Vor allem während den Online-Klausuren während Corona glich das ganze eher einer Teamarbeit. Die Vorbereitung auf Klausuren lässt leider bei manchen Dozenten zu wünschen übrig.

Der Campus ist klein aber grundsätzlich gut ausgestattet. Je nach Jahrgang finden häufig Partys statt und man kann auf jeden Fall Spaß haben. Auch in Bad Hersfeld selbst findet man alles was man braucht, Großstädter könnten allerdings einiges vermissen. Grundsätzlich ist die Stadt jedoch gut ausgestattet und hat alles für den täglichen Bedarf zu bieten.

Alles in allem kann man hier durchaus drei Jahre verbringen und seinen Abschluss erlangen. Nicht zu vernachlässigen ist auch die mehr als faire Bezahlung seitens des Trägers von durchschnittlich 1400EUR Brutto sowie eine fast 100%ige Übernahmechance in den öffentlichen Dienst. Unerwähnt bleiben sollen die vielen Nachteile jedoch nicht. Für Theoretiker und Menschen, die direkt nach dem Abitur hier herkommen kann das Studium sicherlich sinnvoll sein. Für Menschen, die sich von einem dualen Studium einen engen Praxisbezug versprechen und ggf. auch schon "richtige" Universitäten kennengelernt haben, kann das Ganze hier eine Enttäuschung sein.