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Eine tolle Zeit mit ein paar Abstrichen!

Rechtspflege (Diplom)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    3.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Gesamtbewertung
    3.8
Was ist schon perfekt? Die FHVR, oder jetzt HföD in Hof ist es sicher nicht, aber unterm Strich war das Studium dort eine wunderbare Zeit, in der ich nach eigenem Empfinden sehr gut betreut und vorbereitet wurde und nachdem ich nun einige mehr als negative und meiner Meinung nach auch völlig überzogene Berichte zu dieser Einrichtung gelesen habe, möchte ich hier mal mein Sicht der Dinge schildern, d.h. aus der Sicht einer Person, die bereits ein abgeschlossenes Universitätsstudium hat und schon lange Zeit in der „echten“ Welt gearbeitet hat:

1. Studieninhalte
Das duale Studium zum Diplom-Verwaltungswirt für die 3. Qualifikationsebene im öffentlichen Dienst ist teilweise sehr theoretisch und zunächst versteht man nicht wirklich, auf was das Ganze hinausläuft - es wir leider auch vergessen, das große Ganze zu kommunizieren und teilweise abstrus klingende Fallkonstellationen wirken befremdlich.
Insgesamt ist es hauptsächlich eine Mischung aus Jura, BWL, VWL und Sozialwissenschaften und soll auf die Arbeit im Amt vorbereiten. Manche sagen, dass es dies eben nicht tut, ich behaupte das Gegenteil: man lernt sicherlich nicht im Detail genau jene Rechtsgebiete, die man später im jeweiligen Amt braucht, aber man erwirbt die Fähigkeit, sich in alle möglichen Rechtsfragen einzuarbeiten und den sicheren Umgang mit neuen Rechtsgebieten. Auch die komplexen BWL/ VWL/ KLAR/ Statistik -Rechnungen, die per Hand angefertigt werden müssen verunsichern im ersten Moment und man denkt sich: " Haben die im echten Leben keine Computerprogramme dafür?"; aber was ich jetzt festgestellt habe ist, dass man einfach auch das System hinter den Programmen verstehen muss, um effektiv damit arbeiten zu können.
Die Juristerei liegt leider auch nicht jedem und da dies der Hauptteil des Studiums ist und sehr viel Wert auf juristische Fachsprache gelegt wird, sehen dies viele als sehr große Hürde, da bei falscher Ausdrucksweise sehr schnell sehr viele Punkte abgezogen werden können.
Auch die Sozialwissenschaften als verpönter Teil dieses Studiums hat durchaus seine Berechtigung, nur wird auch hier leider nicht das große Ganze kommuniziert. Meines Erachtens geht es darum, dass man den Studenten bewusst macht, wie gruppendynamische Prozesse zu beurteilen sind, wie sich unsere Wahrnehmung und Motivation erklären lässt und vor allem für die sehr jungen Studenten, wie man sich in Gruppen im Arbeitsleben verhält und Fallstricke etc. erkennt und umschifft. Diese Erkenntnis kommt jedoch bei den meisten erst sehr spät oder auch gar nicht und die Sozialwissenschaften bleiben ein Buch mit sieben Siegeln, das einen nur davon abhält, für die Rechtsfächer noch mehr zu lernen.

2. Leistungsnachweise/ Prüfungen/ Korrektur
Insgesamt werden in den 21 Monaten Hof-Abschnitt ca. 30 Leistungsnachweise abverlangt. Diese dauern in den ersten Abschnitten 3 Stunden, nach der Zwischenprüfung 5 Stunden.
Diese Leistungsnachweise fließen leider nicht in die Abschlussnote mit ein und sind eine Art Service für die Studierenden, da sie den aktuellen Leistungsstand wiederspiegeln und ein Anhaltspunkt für große und kleine Lücken sein sollen.
Es ist wirklich schade, dass sie nichts zählen, da man sich damit schon eine gute Basis schaffen könnte, auf der anderen Seite fand ich sie trotzdem sehr hilfreich, da man, wenn man sie trotzdem ernst nimmt, sehr viel weniger Lernaufwand vor den echten Prüfungen betreiben muss. Man wird durch die ständigen Leistungsnachweise angehalten mitzulernen und am Ball zu bleiben.
Da dieses Studium auf nur zwei große schriftliche Prüfungen, die Diplomarbeit und die mündliche Prüfung aufgebaut ist, kann man sich nicht auf Bulimielernen konzentrieren. Der gesamte Stoff muss permanent abrufbar sein und wird auch abgerufen - nicht wie bei anderen Studiengängen, in denen man Scheine erwirbt und das dafür erworbene Wissen danach nicht mehr zwingend benötigt.
Die Zwischenprüfung (ZP) mit 4 3-stüdnigen Klausuren ist die erste große Hürde im November des zweiten Studienjahres und wird in der Regel im ersten Anlauf von ca. 80% der Studierenden bestanden. Die restlichen 20% haben einen Zweitversuch im Februar darauf und unterm Strich fallen dann aus einem Jahrgang max. 10% durch die ZP. Eine Durchfallquote, die man sich in anderen Studiengängen nur wünschen könnte. Die schlechten ZP-Ergebnisse des Jahrgangs 2015/2018 mit 30% Durchfallern nach dem Erstversuch ist auch „normal“, wenn man bedenkt, dass dieser Jahrgang fast doppelt so groß ist, wie die Jahrgänge zuvor und letztendlich waren die Quoten nach dem Zweitversuch wieder angeglichen und nur 10% haben wieder nicht bestanden.
Es muss auch gesagt werden, dass sich in diesem Studium auch viele durchfallen lassen zur ZP, damit sie die bezogenen Löhne nicht mehr zurückzahlen müssen, wenn sie abbrechen wollen und eine andere Richtung einschlagen. Auch diese Personen müssen bei diesen Quoten bedacht werden.
Die Qualifikationsprüfung im Juni des dritten Studienjahres mit 6 5-stündigen Klausuren ist dann die Abschlussprüfung, in der wieder alle Studieninhalte abgeprüft werden können. Diese wird nach dem Zweitversuch im folgenden November meist nur von 3-10 Personen nicht bestanden.

Generell sind die Prüfungen machbar, wenn man die vorhergehenden Leistungsnachweise ernst nimmt. Man muss sich nur von dem Gedanken lösen, dass wenn man gelernt hat, auch automatisch eine gute Note folgt. So laufen die wenigsten Studiengänge und ich selbst habe auch bereits ein abgeschlossenes Studium und bin der Meinung, dies sehr gut beurteilen zu können.

Das große Manko an den Prüfungen ist, dass man nicht weiß, welches der unzähligen Fächer geprüft wird, bis man seine Angaben umdreht. Es kann einfach alles kommen und auch in allen möglichen Varianten verknüpft sein. Es gab sowohl Seitens der Studentenschaft als auch der Dozenten bereits mehrmals Versuche, diesen Irrsinn abzuschaffen, das Ministerim, dem die Einrichtung unterstellt ist, ist jedoch für diese Änderungswünsche nicht zugänglich. Also bleibt es weiterhin beim Russisch-Roulette und dem Nervenkitzel und der Ungewissheit.

Wie dies so üblich ist, gibt es für die Korrektoren große Ermessensspielräume, was die Bewertung der Leistungsnachweise betrifft, vor allem, da es hier keine Zweit-Korrektur gibt (sie zählen ja nichts). Da kann es schon mal vorkommen, dass man in Teilen die Musterlösung hat, der korrigierende Dozent jedoch eine andere juristische Meinung vertritt und dies auch so in die Korrektur einfließen lässt - mir wurde gesagt, dass dies vor allem unter Juristen normal sei.
In der ZP und QP gibt es zwei Dozenten, die die Arbeit korrigieren und damit werden dann diese Extreme wieder etwas ausgeglichen.

3. Dozenten/ Lehrveranstaltungen
Die Dozentenschaft setzt sich aus haupt- und nebenamtlichen Dozenten zusammen und wie in jeder Einrichtung gibt es auch hier die, die sich ein Bein ausreißen, die, die nur das Nötigste tun und eigentlich nur existieren und die, die gerne quälen und sich selbst darstellen. Insgesamt betrachtet hatte ich persönlich viel Glück mit meinen Dozenten, da ich sehr oft die erste Variante erwischt habe, war es einmal nicht so, hat man sich von andern Studiengruppen Infos geholt oder eben im Selbststudium versucht, die Materie zu verstehen.

Die Lehrveranstaltungen finden in sehr verschulter Weise statt, da i.d.R. max. 30 Studierenden wie in einer Klassengemeinschaft in Schulräumen unterrichtet werden - seitdem nun fast die doppelte Anzahl an Studenten am Campus ist, gibt es auch größere Veranstaltungen und eine Studiengruppe mit mehr als 70 Studenten, die im kleinen Hörsaal unterrichtet werden müssen. Ich hielt diese Bedingungen für absoluten Luxus, wenn man vor allem selbst schon vor dem Audimax stand und keinen Platz mehr bekommen hat oder auf Treppen und im Gang gesessen hat und versucht hat, irgendwie einer Vorlesung zu folgen. Es gibt genügend Zeit für Nachfragen und je nach Dozent wird frontal unterrichtet oder es werden gemeinsam Inhalte erörtert.

Es gibt einen starren Stundenplan für jeder Studiengruppe und es besteht Anwesenheitspflicht, was wiederum verständlich ist, da man ja schließlich dafür bezahlt wird, seinen Allerwertesten im Unterricht zu parken. Das ist unser Job, während wir nicht im Praktikum sind und jeder, der damit ein Problem hat(te), ist meiner Meinung nach in der Arbeitswelt falsch, da ich mir da auch nicht aussuchen kann, ob ich zur Arbeit gehe oder nicht!

4. Ausstattung
4.1. Lehrgebäude/ Campus
Wie das im öffentlichen Dienst so ist, fehlt es überall an Geld, um eine zeitgemäße Ausstattung vollends zu gewährleisten. Das W-LAN Netz ist leider völlig überlastet und kaum zu gebrauchen. Viele haben sich dann in den Wohnheimen zusammengeschlossen und monatlich kündbare Internetverträge abgeschlossen und sich selbst versorgt.
Die Lehrsäle sind mit Beamer, Tafeln und PC ausgestattet und erfüllen ihren Zweck.

Es gibt drei EDV-Lehrsäle, die zwischen und nach den Lehrveranstaltungen genutzt werden können und in denen auch das Internet funktioniert.

4.2. Unterbringung
Die Studenten werden kostenlos am Campus, in zwei weiteren Wohnheimen in Hof und seitdem die Zahlen explodiert sind, auch in der näheren und leider auch ferneren Umgebung untergebracht. Seit die drei neuen Wohnheimblöcke fertiggestellt sind, entfällt wenigstens die Unterbringung in einem Hotel in Bayreuth, wobei mir erzählt wurde, dass es dort sehr schön gewesen sein muss.
Die Zimmer in den Wohnanlagen sind teils sehr unterschiedlich. Es gibt Zimmer mit Balkon und eigenem Bad, aber auch den L-Block mit Gemeinschaftstoiletten (unisex) und absperrbaren Duschen am Gang. Es gibt in den einzelnen Blöcken Gemeinschaftsküchen und jeder hat ein kleines absperrbares Kühlschrankfach. Durch die hohe Zahl der Studierenden müssen viele Einzelzimmer doppelt belegt werden und damit sind die Platzverhältnisse entsprechend schlecht in vielen Zimmern.
Man muss aber wieder bedenken, dass man diese Zimmer kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt und man jederzeit privat z.B. eine Wohnung in Hof mieten könnte.

Die Lage des Fischerwohnheims im Bahnhofsviertel ist nicht berauschend und der Weg zur Hochschule weit, aber dies ist bei einem normalen Studium auch nicht anders, wenn man außerhalb wohnt und zur Uni pendelt oder am anderen Ende der Stadt wohnt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Fischer-Bewohner eine starke Gemeinschaft im „Leid“ gebildet haben.

Insgesamt sind die Zimmer nicht besonders schick oder modern eingerichtet, sondern zweckmäßig. Wenn man etwas Muse hat, kann man es sich jedoch sehr nett einrichten und sich durchaus wohl fühlen.

5. Campusleben
Es wird seitens der Hochschule und der Studierendenvertretung versucht, diverse Aktivitäten anzubieten, die das Campusleben bereichern sollen.
Vor allem das hervorragende kostenlose Sportprogramm (Volleyball, Basketball, Fechten, Bauch-Beine-Po, Rückengymnastik, Fußball. Hockey, Tennis, Cross-Fit etc.) ist zu empfehlen.
In regelmäßigen Abständen findet die sogenannte „Beamtendisco“ statt, bei der durchaus sehr wild gefeiert wird und viel Alkohol fließt. Es ist wohl Geschmackssache, ob einem das gefällt - man muss ja nicht hingehen. Hof bietet auch viele nette Kneipen, Karaoke, Bowling, den Untreusee, Kino etc., um sich die Zeit zu vertreiben.

6. Organisation
Dazu kann ich nur sagen: man tut wohl was man kann. Es läuft organisatorisch nicht alles rund und es fallen auch Veranstaltungen aus, oder es werden auch Studenten ohne Kfz in entfernteren Ortschaften untergebracht. Ich sehe das ganz aber immer wieder im Vergleich zu einem selbst zu organisierenden Studium, bei dem mir nicht alles in kleinen Häppchen vorgekaut wird und ich auch pendeln muss etc. - es ist alles Jammern auf hohem Niveau.

7. Bibliothek
Die Bibliothek ist mit diversen EDV-Arbeitsplätzen ausgestattet. Die Buchauswahl ist teilweise veraltet, man kann jedoch über Fernleihe im Bibliotheksverbund Bayern alle Bücher ohne Probleme ordern. Damit die Bibliothek längere Öffnungszeiten gewährleisten kann, vor allem um Studierenden in Doppelzimmern die Möglichkeit für ungestörtes Lernen zu geben, wechseln sich die Studiengruppen ab und stellen von Mo - Do jeweils zwei Studierende als Aufsicht in der Zeit von 16 - 20 Uhr, die dann die Bibliothek auch abschließen.

8. Mensa
Die Mensa ist vom Studentenwerk geführt und bietet ziemlich viel Auswahl, jedoch nicht immer sehr schmackhafte Gerichte. Beliebt sind vor allem die Currywurst und die Salatbar, sowie die Süßspeisen. Ist halt Mensa-Essen und da ich es nicht viel besser kann, darf ich mich da jetzt auch nicht beschweren. Das Mensa-Vital Angebot war durchweg sehr lecker, wie ich finde.

9. Gesamteindruck
Wie bereits einleitend erwähnt, ist es nicht perfekt an der Beamten-FH, aber man muss auch sehen, wie es andernorts zugeht und muss einen realistischen Blick bewahren. Man kann sich über vieles und noch mehr aufregen, aber im Nachgang kommen sehr viele gerne wieder zurück nach Hof, sei es zu Lehrgängen, zum Sommerfest oder dem Alumni-Treffen und nach viel jammern ist doch bei den meisten Wehmut dabei, wenn man an die Zeit in Hof zurück denkt.

Ich fühle mich gut ausgebildet und habe jetzt auch im Amt schon oft von meiner Zeit in Hof profitieren können. Allen, die überlegen, den LPA-Test zu machen, um dann in einer Kommune zu arbeiten und das duale Studium in Hof zu machen, möchte ich mit auf den Weg geben, dass Hof das ist, was man selbst daraus macht. Man kann in seinem Zimmer alleine versauern, auf alles schimpfen und Hof verteufeln, oder man lässt sich darauf ein, lernt nette Menschen kenn, lernt etwas und hat einfach tolle drei Jahre.
  • Bezahlung, Inhalte, Campusleben
  • Organisation so la la

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.0
Atze , 29.12.2023 - Rechtspflege (Diplom)
4.1
Alina , 20.12.2023 - Rechtspflege (Diplom)
2.1
Andi , 13.03.2023 - Rechtspflege (Diplom)
3.9
Lisa , 15.02.2023 - Rechtspflege (Diplom)
2.7
Anna , 20.07.2022 - Rechtspflege (Diplom)
3.5
Carina , 17.06.2022 - Rechtspflege (Diplom)
2.5
Luca , 04.11.2021 - Rechtspflege (Diplom)
4.0
Ana , 21.09.2021 - Rechtspflege (Diplom)
3.9
Jule , 05.07.2021 - Rechtspflege (Diplom)
4.0
Franzi , 16.12.2020 - Rechtspflege (Diplom)

Über Daniela

  • Alter: 33-35
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 6 Semester
  • Studienbeginn: 2014
  • Studienform: Rechtspflege
  • Standort: Standort München
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 01.09.2017
  • Veröffentlicht am: 04.09.2017