Nicht nochmal!

Rechtspfleger (Diplom)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    2.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    3.0
  • Literaturzugang
    1.0
  • Digitales Studieren
    2.0
  • Gesamtbewertung
    2.4
2016 habe ich mit meinem Studium in Schwetzingen begonnen und 2019 den Abschluss gemacht. Ich habe mich an der Hochschule nie wohlgefühlt und ich weiß auch, dass es vielen meiner Kommilitoninnen so erging. Der Frauenanteil in meinem Jahrgang lag bei bestimmt 85%. Das Studium ist eher schulisch aufgebaut. In der Regel von 8 Uhr bis 13:15 Uhr Vorlesung und je nach dem nochmals nachmittags ein Block.

Die Dozenten waren oftmals nicht wirklich freundlich und konnten kein Empathievermögen zeigen. Es gibt mündliche Noten und man wird oft unaufgefordert aufgerufen oder die "Hausaufgaben" müssen durch die Bank, hinten beginnend, vorgetragen werden. Das hat oft zu unangenehmen Situationen der Studieren, zu einer regelrechte Bloßstellung, geführt. Die mündlichen Noten werden auch eher nach Sympathien und orientiert an der schriftlichen Note vergeben.

Ich habe mich im allgemeinen dort sehr unwohl gefühlt und bin nie mit Freude montags in die Woche gestartet. So gut wie alle der Studierenden fahren am Wochenende wieder zu ihren Eltern nach Hause. Party gibt es auch nicht wirklich dort und wird auch nicht von der Hochschule gefördert. In meinem Jahrgang wurde auch schon die Abschlussfahrt abgeschafft. Mithin: Spaß wird dort nicht gerne gesehen zumindest wird der Eindruck vermittelt, da hierzu alles mit der Zeit abgeschafft wird bzw. wurde.

Die guten Bewertungen hier und auch auf anderen Portalen kann ich nicht wirklich nachvollziehen, da wirklich ALLE mit denen ich während dem Studium Kontakt hatte gesagt habe, dass sie das niemals wieder studieren würde und es auch niemandem empfehlen. Die Studienzeit soll grds. einer der schönsten Zeiten im Leben sein, das ist an dieser Hochschule und dem Studiengang sicher nicht der Fall.

Die Prüfungszeit war auch eine schreckliche Zeit. 7 Klausuren á 5 Std. Na klar, jedes Studium ist anstrengend, aber ich weiß, dass sich sehr viele psychologische Hilfe gesucht haben oder auch Arzneimittel zum Schlafen benötigt haben. Wir haben in meinem Jahrgang hierzu extra eine Umfrage zum Wohlbefinden gestartet und es war einfach erschreckend, was dabei herauskam. Dies wurde auch an die Studienleitung übermittelt, ob nicht an dem ganzen Lernkonzept bzw. Studienaufbau etwas geändert werden müsste, aber bei rum kam nichts.

Kurz bevor das Studium durch das Examen beendet wird, gibt es die sog. OLG-Tage, an denen Vertreter der jeweiligen Oberlandesgerichte Personalgespräche führen und über die Einsatzmöglichkeiten nach bestandenen Examen sprechen. Man kann zwar Wünsche äußern, aber oftmals ist es nicht mehr. So ist es durchaus möglich, das man weit weg vom Heimatort nach dem Studium eingesetzt wird. Ein Mitspracherecht gibt es dabei nicht wirklich. Meiner Kollegin und guten Freundin erging es genau so. Nach dem Studium ist sie an einen Ort und auf eine Abteilung gekommen, wo sie weder hin wollte noch sich wohlgefühlt hat. Nach gut 6 Monaten hat sie es dann gewagt einen Versetzungsantrag zu stellen. Das wird jedoch von Seiten des OLGs ignoriert. Sie versucht sich nun anderweitig zu bewerben, um den Rechtspflegerberufs als auch an diesen Standort nicht mehr gebunden zu sein. So kann man die Leute eben auch frustrieren, gerade wenn auch bekannt wird, das es durchaus Tausch- oder Versetzungsmöglichkeiten gegeben hätte, aber die Mühen seitens des OLGs einfach nicht da waren.

Ich habe ein überdurchschnittlich gutes Abi gehabt und würde mich sicherlich nicht als "Streber" bezeichnen, aber mir fiel das Studium ganz und gar nicht leicht, was auch an der Atmosphäre dort gelegen hat.

Alles in Allem, würde ich Leuten, die sich für diesen Studiengang interessieren, wirklich raten sich eingehend mit dem Studium und was noch viel wichtiger ist, mit dem Beruf hinterher zu befassen, ob dieser wirklich den Eignungen und Neigungen entspricht, denn frustrierte Rechtpfleger haben wir hier schon zu genüge. Es ist ein Bürojob, in welchem man Routine entwickelt, man grds. selbstständig und nicht im Team arbeitet und in dem die Beförderungsmöglichkeiten begrenzt sind. Auf eine Beförderung in die nächst höhere Stufe (z.B A9 auf A10) kann jahrelang gewartet werden. Leider ist der Beruf auch innerhalb der Justiz nicht wirklich anerkannt und man genießt lange nicht so ein Ansehen wie ein Richter. Außerhalb der Justiz ist "Rechtspfleger" sowieso so gut wie niemandem ein Begriff.

Ich schreibe diese Bewertung nun mit einem Gewissen Abstand zu der Studienzeit. Ich bin nach dem Examen (2019) nun seit knapp 2 Jahren in dem Beruf tätig und bin auch nach wie vor in regem Austausch mit alten Kommilitonen nun Kollegen. Man muss sich bewusst sein, dass, auch wenn man das Studium bestanden hat und man den Beruf nicht ausüben will, die Kosten für das Studium an das Land zurückgezahlt werden müssen. So ist es auch, wenn man im dritten Studienjahr abbricht. Ein gewisser Teil muss dann zurückgezahlt werden, da man eben auch schon während dem Studium Bezüge bekommt und das Land in die Ausbildung investiert hat. Man ist daher auch in gewisser Weise gebunden.

Für mich kann ich sagen, dass ich nach meinem Abitur mich intensiver mit dem Studium und dem anstehenden Beruf hätte auseinandersetzen müssen, da dies leider in keinster Weise meinem Wesen entspricht und ich mich auch zukünftig nicht in diesem Beruf sehe.

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.6
Anna , 20.04.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
4.1
Kim , 28.03.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
4.4
Mel , 12.03.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
3.9
Laura , 13.02.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
3.4
Lea , 13.02.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
3.4
Amy , 04.02.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
4.4
Angelina , 22.01.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
4.7
Jana , 19.01.2024 - Rechtspfleger (Diplom)
3.9
Lucy , 16.11.2023 - Rechtspfleger (Diplom)
3.3
Katharine , 15.11.2023 - Rechtspfleger (Diplom)

Über Stefanie

  • Alter: 24-26
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 6 Semester
  • Studienbeginn: 2016
  • Studienform: Duales Studium
  • Standort: Standort Schwetzingen
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 1,6
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 15.06.2021
  • Veröffentlicht am: 18.06.2021