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Super Netzwerk; wenig Wissenschaft
Gut beworbenes Produkt
"[T]he Hertie School wants to further strengthen its profile as Europe's leading university for good governance and modern statehood." Das sagt ihr Präsident. (Website der Hertie School, Stand: 11. Juni 2020)
Vorneweg: Das halte ich für ziemlich dreist. Dafür müsste sie nämlich erst einmal außerhalb Berlins bekannt sein. Die international renommierten Unis in Berlin sind nach wie vor staatliche. Und dass das Massenunis sind, mag einfach damit zu tun haben, dass Bildung in Deutschland öffentlich finanziert wird. Tolle Sache!
Mir kam an der Hertie School das allermeiste sehr durchschnittlich vor. Manche der Dozierenden sind super engagiert und bieten tolle Veranstaltungen an. Manche veranstalten auf wirre Weise eine didaktische Zumutung. Also so ähnlich wie an jeder anderen Uni auch. Ungewöhnlich ist bloß, dass die Hertie School dafür über 30 000 Euro haben möchte. Dafür gibt es ziemlich bequeme Stühle und eine cool designte Website, auf der in jedem zweiten Artikel behauptet wird, die Hochschule sei in irgendetwas eine leading institution, aktuell zum Beispiel im Umgang mit Covid-19 und dem plötzlichen Switch auf E-Learning. Das findet man jetzt schon beeindruckend, was man da geleistet hat, und eindeutig leading, dafür muss man einfach eine weltklasse Public Policy School sein. Wichtig finde ich in dem Zusammenhang, dass beispielsweise die FU Berlin das zeitgleich hinbekommen hat – mit 60 mal so vielen Studierenden, auch aus aller Welt. Nur für das Selbstlob im Web hatte man da offenkundig keine Kapazitäten mehr.
Auch was Angebote neben dem eigentlichen Masterstudium selbst angeht, schaut die Sache mau aus. An jeder stinknormalen Berliner Uni hat man Zugang zu einer riesigen Bandbreite von Sprach- und Sportkursen. An der Hertie beginnt das Semester anderthalb Monate früher nach dem Kalender amerikanischer Unis. Das heißt, erst ungefähr zur Semestermitte starten die Veranstaltungen des Berliner Studierendenwerks. Eigene Zusatzangebote gibt es kaum, einen Fremdsprachenkurs zum Beispiel ausschließlich für Deutsch. Studierende werden dann noch ermuntert, sich Tandem-Partner*innen zu suchen. Auch nett, aber kein Sprachkurs. Und in Berlin geht das halt sowieso.
Zum Lehrangebot im engen Sinn: Das ist tatsächlich sehr praktisch ausgerichtet. Viele mögen das. Wenn man Lust auf Forschung hat, ist es ungeeignet. In meinem Statistikkurs wurde erklärt, was ein lineares Gleichungssystem ist. Da hilft es dann auch nichts, dass irgendwo auf der Website wieder etwas von einem cutting-edge programme for tomorrow's leaders steht. Den Raum, eigenen Interessen nachzugehen und zu forschen, habe ich an der staatlichen Massenuni eher gefunden. Da ist auch ganz klar, dass es Nischenangebote gibt, die sich nicht direkt für die Karriere verwerten lassen. Sondern für das eigene Verständnis von komplexen Zusammenhängen. An der Hertie haben die mir sehr gefehlt.
Soweit ich das überblicken kann, bekommen die meisten nach dem Studium tatsächlich sehr schnell einen Job. Davon landen allerdings sehr viele bei Beratungsfirmen. McKinsey, KPMG und andere kommen ab und an auch in die Hochschule und stellen sich vor. Gerade Leute, die Statistik-Software bedienen können, können die nämlich gut gebrauchen. Seltsam finde ich, dass die Website so ganz andere Berufsfelder bewirbt. Es ist aber nur eine kleine Minderheit, die später tatsächlich bei den UN, der EU oder ähnlichen Institutionen arbeitet. Das hat sicherlich damit zu tun, dass die Hertie zwar so etwas wie die Science Po oder LSE Berlins sein möchte, davon aber super weit entfernt ist. Das Netzwerk, für das man bei elitären Unis im Ausland sein Geld ausgibt, das hat die Hertie School bislang kaum. Toll ist trotzdem, dass man mit Leuten aus aller Welt studieren kann, von denen viele richtig was bewegen wollen in der Welt. Ich habe dort interessante Leute kennengelernt, neben den Karriere-Egomanen. Allerdings, wiederum: Beides gibt es in Berlin auch günstiger.
Vorneweg: Das halte ich für ziemlich dreist. Dafür müsste sie nämlich erst einmal außerhalb Berlins bekannt sein. Die international renommierten Unis in Berlin sind nach wie vor staatliche. Und dass das Massenunis sind, mag einfach damit zu tun haben, dass Bildung in Deutschland öffentlich finanziert wird. Tolle Sache!
Mir kam an der Hertie School das allermeiste sehr durchschnittlich vor. Manche der Dozierenden sind super engagiert und bieten tolle Veranstaltungen an. Manche veranstalten auf wirre Weise eine didaktische Zumutung. Also so ähnlich wie an jeder anderen Uni auch. Ungewöhnlich ist bloß, dass die Hertie School dafür über 30 000 Euro haben möchte. Dafür gibt es ziemlich bequeme Stühle und eine cool designte Website, auf der in jedem zweiten Artikel behauptet wird, die Hochschule sei in irgendetwas eine leading institution, aktuell zum Beispiel im Umgang mit Covid-19 und dem plötzlichen Switch auf E-Learning. Das findet man jetzt schon beeindruckend, was man da geleistet hat, und eindeutig leading, dafür muss man einfach eine weltklasse Public Policy School sein. Wichtig finde ich in dem Zusammenhang, dass beispielsweise die FU Berlin das zeitgleich hinbekommen hat – mit 60 mal so vielen Studierenden, auch aus aller Welt. Nur für das Selbstlob im Web hatte man da offenkundig keine Kapazitäten mehr.
Auch was Angebote neben dem eigentlichen Masterstudium selbst angeht, schaut die Sache mau aus. An jeder stinknormalen Berliner Uni hat man Zugang zu einer riesigen Bandbreite von Sprach- und Sportkursen. An der Hertie beginnt das Semester anderthalb Monate früher nach dem Kalender amerikanischer Unis. Das heißt, erst ungefähr zur Semestermitte starten die Veranstaltungen des Berliner Studierendenwerks. Eigene Zusatzangebote gibt es kaum, einen Fremdsprachenkurs zum Beispiel ausschließlich für Deutsch. Studierende werden dann noch ermuntert, sich Tandem-Partner*innen zu suchen. Auch nett, aber kein Sprachkurs. Und in Berlin geht das halt sowieso.
Zum Lehrangebot im engen Sinn: Das ist tatsächlich sehr praktisch ausgerichtet. Viele mögen das. Wenn man Lust auf Forschung hat, ist es ungeeignet. In meinem Statistikkurs wurde erklärt, was ein lineares Gleichungssystem ist. Da hilft es dann auch nichts, dass irgendwo auf der Website wieder etwas von einem cutting-edge programme for tomorrow's leaders steht. Den Raum, eigenen Interessen nachzugehen und zu forschen, habe ich an der staatlichen Massenuni eher gefunden. Da ist auch ganz klar, dass es Nischenangebote gibt, die sich nicht direkt für die Karriere verwerten lassen. Sondern für das eigene Verständnis von komplexen Zusammenhängen. An der Hertie haben die mir sehr gefehlt.
Soweit ich das überblicken kann, bekommen die meisten nach dem Studium tatsächlich sehr schnell einen Job. Davon landen allerdings sehr viele bei Beratungsfirmen. McKinsey, KPMG und andere kommen ab und an auch in die Hochschule und stellen sich vor. Gerade Leute, die Statistik-Software bedienen können, können die nämlich gut gebrauchen. Seltsam finde ich, dass die Website so ganz andere Berufsfelder bewirbt. Es ist aber nur eine kleine Minderheit, die später tatsächlich bei den UN, der EU oder ähnlichen Institutionen arbeitet. Das hat sicherlich damit zu tun, dass die Hertie zwar so etwas wie die Science Po oder LSE Berlins sein möchte, davon aber super weit entfernt ist. Das Netzwerk, für das man bei elitären Unis im Ausland sein Geld ausgibt, das hat die Hertie School bislang kaum. Toll ist trotzdem, dass man mit Leuten aus aller Welt studieren kann, von denen viele richtig was bewegen wollen in der Welt. Ich habe dort interessante Leute kennengelernt, neben den Karriere-Egomanen. Allerdings, wiederum: Beides gibt es in Berlin auch günstiger.
- internationales Umfeld, schicke Inneneinrichtung, gut für's Ego
- wenig Wahlfreiheit, dreiste Preise, kaum Zusatzangebote, Lehrveranstaltungen mitunter auf albernem Niveau
Robert hat 20 Fragen aus unserer Umfrage beantwortet
Verglichen wird die Aussage des Rezensenten mit den Angaben der Kommilitonen des Studiengangs.
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Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln finde ich sehr gut.
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Auf dem Campus fühle ich mich meistens wohl.
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Ich habe nie ein Problem damit, einen Sitzplatz im Hörsaal zu finden.
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Ich freue mich über die sehr sauberen Toiletten.
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Den Campus finde ich ganz ok.
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Für mich ist der Ruf unserer Hochschule ganz okay.
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Ich fahre meist mit dem Fahrrad zur Hochschule.
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Die Wohnungssuche war echt schwierig.
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Ich bin der Ansicht, das Studium ist zu leicht. Der Anspruch könnte höher sein.
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Für mich ist die Notenvergabe meist nicht nachvollziehbar.
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Ich finde, dass es immer genug Sprechstundentermine gibt.
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Ein paar meiner Dozenten kommen sogar aus der Praxis.
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Leider werden Vorlesungen öfters bei uns abgesagt.
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Leider stellen nur manche Dozenten ihre Skripte online bereit.
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Die Erreichbarkeit der Studiengangsleitung finde ich sehr gut.
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Ich finde, die Regelstudienzeit ist genau richtig bemessen.
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Für mich ist das Kursangebot zu klein.
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Ich habe keinen Studentenjob.
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Ich habe während der Studienzeit ein Praktikum gemacht oder geplant.
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Ich finanziere meinen Lebensunterhalt hauptsächlich durch Bafög.