Nichts für Leute mit Vorerfahrung

Wenn man vorher nichts mit dem Thema zu tun hatte und man sich für das Thema Gesundheit interessiert, ist der Studiengang eigentlich sehr interessant, da man durch ihn einen guten Einblick ins Gesundheitswesen bekommt und auch etwas an medizinischen Grundlage lernt.

Für Leute mit Vorerfahrung (bin Medizinische Fachangestellte und habe mein Abi an der BOS für Gesundheit und Soziales gemacht) war der Studiengang aber wirklich sehr langweilig. Im Grunde genommen war alles nur Wiederholung von dem, was ich bereits im Abi gelernt habe. Die Themen waren fast 1:1 gleich.

Die Vorlesungen fand ich allgemein echt gut, leider kann man die Vorlesungen und Seminare nicht extra bewerten. Die Seminare waren zum größten Teil (Ausnahmen gab es natürlich) echt langweilig. Entweder hat man sowieso kaum Anwesenheit gehabt, weil das Seminar nur aus 6 Sitzungen bestand.

Das nächste und größte Problem waren die Prüfungsleistungen. Diese bestehen zu 95% aus Gruppenarbeiten. Das ist extremst nervig und zeitraubend. In 5-6 Seminaren Gruppenarbeiten zu machen und dann die Zeit zu finden sich mit den Gruppenmitgliedern zu treffen, die alle einen anderen Stundenplan haben, war nicht die einzige die Hürde. Nein, wie man das so von Gruppenarbeiten kennt, haben viele nicht richtig mitgearbeitet, wodurch es zu Verzögerungen kam und zu guten Noten für Kommilitonen, die kaum was gemacht haben.
Das bedeutet also mehr Stress für gute Studenten und geschenkte Noten für die anderen. Das ist mehr als nervig, da man ja für sich studiert und nicht für andere. Da muss dringend was geändert werden. Es kann echt nicht sein, dass Gruppenarbeiten (die z. B. im Seminar oder unbewertet total ok sind) das halbe Studienleben ausmachen.

Die Räume waren oft auch zu klein für die Größe der Gruppe, was mir manchmal unverständlich war, denn wenn man durch die Gänge gegangen ist, gab es immer wieder leere und vor allem größere Räume. Da sollte an der Organisation gearbeitet werden. Im Hauptgebäude sind die Toiletten übrigens extrem eng und dreckig.

Aber ansonsten muss man sagen, dass die Anbindung an Verkehrsverbindungen wirklich gut sind. Man wird z. B. direkt vor dem Hauptgebäude rausgelassen und da wirkt es auch sehr einladen. Auch gibt es da schöne Geschäfte, wie Bücherläden und die Unibibliothek ist großartig. Super schön, viel Literatur und die Lernräume sind toll und multimedial. Allgemein ist die Möglichkeit Lernräume zu buchen toll. Außerdem hat man einige Wahlmöglichkeiten innerhalb der Seminare. :)

Was auch sehr schön ist, ist die Tatsache, dass man auf Stud.ip immer auf dem Laufenden gehalten wird. So wurden wir schon früh über die Probleme mit dem hochladen der Bücher informiert. Andere Unis haben davon im Vergleich erst später erfahren.

Die Dozenten sind auch sehr nett und versuchen so gut es geht zu helfen. Das ist auf jeden Fall auch ein Pluspunkt.

Auch die Tatsache, dass man eigentlich in jedes Seminar kommt, in das man will. Wenn man keinen Platz bekommt, kann man einfach in der ersten Sitzung das Wunschseminar gehen und sagen, dass man sonst nirgendwo rein kann und schon wird man aufgenommen. Außerdem ist es super, dass es keine Anwesenheitspflicht gibt. :) Durch die vielen Gruppenarbeiten, musste man nämlich öfter man Veranstaltungen sausen lasse, da man sonst oft wenig Möglichkeiten hatte, sich zu treffen. Des Weiteren kann man wegen der vielen Gruppenarbeiten als Prüfungsleistung das Studium verlassen ohne etwas gelernt zu haben, außer die Teile, die man selbst bearbeitet hat und den Klausuren, die man geschrieben hat (sehr wenige).

Ich habe den Studiengang übrigens als Profilfach studiert. Mein Komplementärfach war Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Beide Studiengänge lassen sich überschneidungsfrei studieren. Und man hat an 3-4 Tagen Uni, wenn man die Seminare gut legt. Die Inhalt in diesem Fach sind eigentlich sehr interessant, aber die Studienleistung, gerade dafür, dass es NUR ein Komplementärfach ist, sind teilweise höher als in Gesundheitswissenschaften. So findet auch hier zu 98% Gruppenarbeiten statt. Je nachdem, in welchem Seminar man ist, muss man dann z. B. in dem einen ein 45 Minütiges Referat halten und in dem anderen ein Referat, ein Video und eine Ausarbeitung (also 5x mehr Arbeit) oder man muss in Angebotsplanung z. B. eine Lehreinheit konzipieren, diese dann durchführen und dann noch eine 20-seitige Hausarbeit dazu abgeben. Einzelarbeit und eigene Noten also auch hier fehl am Platz.
Die Auswahlmöglichkeiten sind hier, aufgrund des kleinen Studiengangs übrigens nicht gegeben, man kann höchsten zwischen zwei Tagen wählen (da aber seh auf die Prüfungsleistung achten, Unterschiede sind enorm!). Die Gestaltung der Seminare ist auch Dozentenabhängig. Einige sind wirklich gut und andere wiederholen nur, was in den Texten steht, die man sich zu Hause durchlesen musste (Anwesenheit also sinnlos). Die Themen waren auch hier viel Wiederholung vom Abi. Dennoch muss man sagen, dass es ein interessantes Komplementärfach ist, dass mir inhaltlich echt gut gefallen hat.

Da ich aber nunmal schon diese Vorerfahrung habe und man durch die Gruppenarbeiten viele Probleme hatte, empfinde ich den Studiengang leider als etwas anspruchslos, langweilig und nervenaufreibend, weswegen ich den Studiengang auch gewechselt habe. Aber, wer neu in das Gebiet kommt, Gruppenarbeiten mag und nur 4 Semester studieren will (das fünfte ist ein Praxissemester und das sechste für die Bachelorarbeit reserviert) für den ist das Studium bestimmt gut geeignet. :)